Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Wir könnten essen gehen und uns aussprechen.«
»Und wo?«
»Das Eduardo soll ganz nett sein.«
Das Eduardo? Großer Gott, Richards Lieblingsrestaurant. Will ich da wirklich noch einmal hin? Aber vermutlich ist es Unsinn, überall Gespenster zu sehen.
Es ist ein gutes Restaurant, ich muss es nur von den schlechten Erinnerungen lösen, die ich damit verknüpfe.
»Gut. Wenn du meinst, wir bekommen dort einen Tisch.«
»Richard sagte, es sei kein Problem, wenn ich mich auf ihn berufe.«
»Wenn du dich auf ihn berufst, kriegen wir wahrscheinlich Hausverbot auf Lebenszeit.«
»Fliss!«
»Schon gut, schon gut. Und wann?«
»Um halb neun.«
Ich bin zu früh dran.
Hat man einmal genug Zeit, um in aller Ruhe nach einem Parkplatz zu suchen, bekommt man sofort einen. Typisch.
Ich habe die Wahl: zwanzig Minuten im Auto rumsitzen oder zwanzig Minuten an der Bar rumsitzen. Nicht gerade eine schwere Entscheidung. Ich betrete das Restaurant, das wie üblich gut besucht ist. Ich suche mir eine dunkle Ecke am Ende der Bar und versuche, eins zu werden mit der Ausstattung.
Als ich mich mit einem Gin-Tonic auf dem Barhocker niederlasse, erklärt der Barmann mir, dass noch Happy Hour sei. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Schuppen wie das Eduardo sich eine Happy Hour gönnt, weil die Bedienungen alle so mürrisch dreinschauen.
Ganz im Gegensatz zu der Gruppe von Geschäftsmännern, die in dunklen Anzügen auf der anderen Seite des Tresens stehen. Sie nutzen die Zeit, während sie auf ihren Tisch warten, um sich so viele Doppelte wie möglich hinter die Binde zu kippen. Ich kann die ständigen Lachsalven à la Richard hören, die mit jedem neuen Drink aus ihrer Richtung kommen.
Warum sind Bars eigentlich die natürliche Domäne des Mannes? Ich habe Männer immer um ihre Fähigkeit beneidet, sich wohl zu fühlen, wenn sie ganz allein an einer Bar oder in einem Pub stehen. Wie hartnäckig hält sich dagegen das Vorurteil, eine allein stehende Frau warte nur darauf, abgeschleppt zu werden.
Anscheinend vermittele auch ich diesen Eindruck. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass einer der nicht ganz so wüsten Anzugträger immer wieder zu mir herüber blickt. Ich vertiefe mich in mein Spiegelbild hinter den Flaschenreihen an der Wand, um seinen Blick nicht zu erwidern, doch im nächsten Moment kommt er bereits auf mich zu.
»Entschuldigung, aber kennen wir uns nicht?«
Du meine Güte, was für eine platte Anmache.
Mit einem pampigen Spruch auf den Lippen sehe ich zu ihm auf, doch sein Gesicht kommt mir tatsächlich bekannt vor. Seine Augen verengen sich nachdenklich und weiten sich dann, als es ihm wieder einfällt.
»Fliss, stimmt’s? Richards Verlob –, äh, nun, wir sind uns hier begegnet, als du mit Richard Trevelyan hier warst. Du erinnerst dich nicht mehr an mich, oder? Alex … Alex Christian.«
Ah, der nette Mann der grauenhaften Ex-Freundin. Dachte ich es mir doch, dass ich ihn schon mal gesehen habe.
»Aber ja doch. Wie nett, dich wiederzusehen.«
Er fährt sich mit der Hand durch die kurzen braunen Haare und lächelt. Ich erinnere mich an dieses warme, herzliche Lächeln. Er reicht mir die Hand. Auch sie ist warm. Verlegen schüttele ich sie.
»Ich nehme an, du wartest auf jemanden?«
»Genau. Auf meine Schwester.«
»Ah, ja, Sally-Anne. Ich habe sie letzte Woche kennen gelernt.«
»Ach ja?«
Er wirkt verlegen.
»Kat, meine Frau, hat den Abend organisiert. Sally ist reizend. Hör mal, darf ich dich auf einen Drink einladen, während du auf sie wartest?«
Gerade will ich annehmen, als ich meinen Namen höre. Es ist Sally-Anne.
Ich drehe mich wieder zu Alex um.
»Danke. Das wäre nett gewesen.«
»Na dann. Vielleicht ein andermal.«
Er kehrt zu der Gruppe zurück, nachdem er Sally kurz begrüßt hat. Ich blicke ihm nach und denke unwillkürlich an unsere erste Begegnung zurück. Es ist erst fünf Wochen her, obwohl es mir vorkommt wie eine Ewigkeit.
»Fliss!« Sally schiebt sich zu mir durch, umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Dann tritt sie einen Schritt zurück.
»Wartest du schon lange?«
»Höchstens fünf Minuten.«
»Ich wusste gar nicht, dass du Alex kennst.«
»Ich bin ihm nur einmal begegnet. Anscheinend sind er und seine Frau alte Bekannte von Richard, aber das weißt du vermutlich bereits.«
»Stimmt. Wir waren letzte Woche mit ihnen zum Abendessen im Sandpiper Hotel.«
»Ach ja? Wessen Idee war denn das?«
»Oh, ich glaube, Richard hat es organisiert. Er
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