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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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werden, ich bin nämlich in einer echten Mordstimmung.
    »Das ist aber ein riesiger Umweg für dich«, murre ich ungnädig.
    »Das macht überhaupt nichts.« Noch immer hält er mir die Tür auf; anscheinend lässt er sich durch nichts abschrecken.
    »Also gut, danke«, gebe ich nach, krabble reichlich schwerfällig in den schnittigen Wagen und lasse mich auf die beigen Lederpolster zurücksinken, während er behutsam die Tür schließt und sich wieder hinters Steuer setzt.
    »Wohin?«
    »In die Laurel Road«, sage ich entschuldigend. »Ich habe dir ja gesagt, dass es ein Riesenumweg für dich ist.«
    »Das macht überhaupt nichts.«
    Als er den Motor anlässt und losfährt, ertönt aus dem CD -Spieler dezent Mahler. Sein Wagen ist so leise, dass man nicht einmal den Motor hört. Dadurch wirkt das Schweigen zwischen uns noch bedrückender.
    Endlich fällt mir eine geistreiche Bemerkung ein.
    »Es war wirklich sehr nett, unser Essen zu bezahlen.«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Sally wollte sich ebenfalls bedanken, aber wir haben dich knapp verpasst. Es war wirklich nett …«, wiederhole ich leicht nervös. Mit jemandem im Wagen zu sitzen, den ich kaum kenne, macht mich verlegen.
    »Das war doch eine kleine Feier, stimmt’s? Zu Sallys und Richards Hochzeit?«
    »So was in der Art.«
    »Und ich wollte ihr damit nur gratulieren.«
    Es ist üblicher, eine Karte zu schicken, statt eine Restaurantrechnung über 200   Pfund zu begleichen. Was für ein Mann ist Alex Christian? Anscheinend ein sehr wohlhabender. Ich bin zu zynisch, um zu akzeptieren, dass eine solch großzügige Geste reiner Freundlichkeit statt purer Berechnung entspringt, aber schließlich kenne ich ihn nicht besonders gut. Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass ich nicht durchs Leben gehen und Richards Verhalten als typisch männlich ansehen kann.
    »Wir haben eine Einladung zur Hochzeit bekommen«, bemerkt er im Plauderton.
    »Und kommt ihr?«
    Er zuckt die Achseln.
    »Ich weiß nicht. Kat hat sich noch nicht entschieden … und du?«
    »Gibt es einen Grund, warum ich nicht kommen sollte?«
    Er sieht mich von der Seite an.
    »Nun, das kommt darauf an, oder?«
    »Auf die Umstände, meinst du«, spreche ich seine Gedanken aus. »Um nichts auf der Welt will ich sie verpassen«, füge ich trocken hinzu.
    Eine Weile schweigen wir einvernehmlich.
    Ich beobachte ihn aus den Augenwinkeln. Die Straßenlaternen tauchen sein Gesicht abwechselnd in Licht und Schatten. Sobald Licht auf ihn fällt, betrachte ich ihn neugierig. Er hat schräg stehende Augen, die in einem exotischen Grünblau schillern und von dichten, dunklen Wimpern beschattet werden, bei deren Anblick die meisten Frauen grün vor Neid würden. Und er hat einen schön geschnittenen Mund. Zu meiner unendlichen Überraschung ertappe ich mich dabei, wie ich flüchtig darüber nachdenke, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Beschämt wende ich mich ab und sehe aus dem Fenster.
    Doch auch wenn ich ihn nicht direkt ansehe, kann ich ihn noch immer riechen. Er duftet nach einem erlesenen, teuren Aftershave, das warm und schwer ist, einem von der Art, bei der man sich auf der Straße unwillkürlich nach dem Träger umsieht oder so tief einatmet, dass einem beinahe schwindlig wird. So wie wenn man an einer Bäckerei vorbeigeht oder zum ersten Mal die Lebensmittelabteilung von Harrods betritt.
    Die Neugier siegt, ich muss ihn einfach wieder ansehen. Dummerweise wählt er diesen Augenblick, um zu mir herüberzusehen, und ertappt mich dabei, wie ich ihn anstarre. Verlegen blicke ich zur Seite.
    »Es soll Leute geben, die in letzter Minute die Kirche oder das Kleid wechseln, aber nie die Braut«, bemerkt er nach einer weiteren Pause ruhig.
    »Oh, die Kirche und das Kleid sind gleich geblieben«, murmele ich.
    Er wirft mir einen Blick zu und lächelt.
    »Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre nicht neugierig.«
    »Das sind die meisten, doch die sind zu höflich, um zu fragen.«
    »Also bin ich unhöflich?«
    »Nein, nur erfrischend aufrichtig. Hier rechts.«
    Im Lichtkegel der Scheinwerfer tauchen die Bäume zu beiden Seiten der Straße auf, als er von der Hauptumgehungsstraße Oxfords abbiegt und in Richtung meines Stadtrandpalastes fährt.
    »Deshalb hast du also angeboten, mich mitzunehmen – damit du deine brennende Neugier stillen kannst.«
    »Na klar«, entgegnet er.
    Wieder sehe ich zu ihm hinüber. Er lächelt.
    »Hat Richard euch nicht aufgeklärt? Er nimmt in der Regel kein Blatt vor den

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