Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
erwarten kann, eine Riesenfeier, ein glücklicher Tag. Doch leider weiß ich, dass dieser Tag von einer Tatsache überschattet werden wird: Eigentlich hätte ich an ihrer Stelle sein sollen.
Nicht, dass ich das will, aber Sie wissen ja, wie die Leute so sind. Ich werde das Hauptgesprächsthema des Tages sein, obwohl dem eigentlich nicht so sein sollte.
Es sollte Sallys Tag werden. Ihr GROSSER Tag.
Ein Teil von mir hält es für besser, wenn ich vielleicht doch nicht hingehe. Doch ich bin nicht sicher, was schlimmer wäre für sie – dass ich komme oder nicht.
Mutter hat dafür gesorgt, dass alle meine Freunde ausgeladen werden, um denen von Sally Platz zu machen. Ich verstehe das ja, doch ein paar Verbündete hätte ich gut gebrauchen können.
Also kommt es nicht in Frage, dass ich grundlos ihren Junggesellinnenabschied verpasse, obwohl ich finde, dass ich wirklich Unterstützung brauche. Eine Familienpackung Cadbury-Schokolade und ein kurzes Telefonat müssen ausreichen.
Ich nehme den Hörer ab und wähle.
»Hallo.«
Es ist Jack, Sashs Sohn, der altersmäßig genau zwischen den beiden anderen Rabauken liegt.
»Hallo, Jack, ist deine Mummy da?«
Eine lange Pause entsteht, während er das Telefon ignoriert und kichernd vor dem Fernseher sitzt.
»Jack … Jack, ist Mummy da?«
»Mummy ist mit dem Kopf in der Toolette …«
»Liebe Güte, ist Mummy etwa krank, Jack?«
Glücklicherweise kann ich Sashas Stimme im Hintergrund hören.
»Gib Mummy das Telefon, Jack … hallo?«
»Sash? Alles in Ordnung?«
»Fliss! Die Mummy hat nur gerade das Bad saubergemacht. Kinder, ich sag’s dir! Habe ich dir schon erzählt, dass er meinem Chef neulich auf die Nase gebunden hat, Daddy und Mummy würden im Schlafzimmer Doktorspiele machen?«
»Und habt ihr?«
»Schön wär’s! Niall lag mit Grippe im Bett. Er hat sich bei der Tagesmutter angesteckt, also war sie auch krank, und ich musste mir den Tag frei nehmen, um für die Kinder und meinen Mann Krankenschwester zu spielen. Mein Chef dachte, ich würde blaumachen, um fröhlich rumzubumsen. Glücklicherweise fand er es sehr lustig, als ich ihm alles erklärt habe. Aber genug von meinen Problemen. Es wird auch verdammt noch mal Zeit, dass du dich endlich meldest, du treulose Tomate. Wo zum Teufel hast du gesteckt? Eine hingeschmierte Nachricht, dass du für eine Weile bei Caroline untertauchst, ist wahrhaftig nicht gerade viel! Ich versuche ständig, bei dir anzurufen, und nie gehst du dran. Dein Handy ist auch nie an. Nie antwortest du auf meine Nachrichten. Ich hatte dich fast schon als Energieverschwendung abgeschrieben und von meiner Weihnachtsliste gestrichen.«
»Das würdest du nie tun«, unterbreche ich den Schwall der Vorwürfe.
»Stimmt. Und das weißt du nur zu genau. Deshalb nutzt du meine Gutmütigkeit auch schamlos aus und lässt mich einen Monat warten, bevor du dich meldest. Wiggy macht sich auch schon Sorgen um dich. Sie hat ungefähr acht Mal versucht, dich anzurufen. Das ist ein Rekord für sie, wenn man bedenkt, dass wir uns unter normalen Umständen glücklich schätzen dürfen, einmal im Monat von ihr zu hören.«
»Ich weiß ja, Sash. Es tut mir Leid, wirklich.«
Sash schnaubt, doch ihr angeblicher Groll gegen mich hält nie lange.
»Ich vermute, dass du in letzter Zeit einiges um die Ohren hattest mit der geplatzten Hochzeit und so. Hättest du doch nur angerufen. Ich hätte dir helfen können, dafür sind Freunde schließlich da.«
»Ich weiß«, wiederhole ich. »Aber in letzter Zeit war alles so seltsam …«
»Kann ich mir vorstellen«, bemerkt Sash trocken.
Sie verfällt in Schweigen. Man kann beinahe hören, wie die Drähte heißlaufen.
»Da ist doch noch etwas, oder, Fliss?«
»Wie kommst du darauf?«
»Jetzt komm schon, wie lange kennen wir uns? Das höre ich doch schon am Tonfall.«
»Also gut, ich muss dir tatsächlich etwas erzählen. Aber zuerst: Du hast nicht zufällig Lust, mal wieder auszugehen?«
»Ausgehen! Was ist denn das? Doch, ja, jetzt erinnere ich mich: So was machen Leute, die keine Kinder haben, stimmt’s?«
»Soll das heißen, du kommst mit?«
»Darauf kannst du wetten. Wann?«
»Nächsten Samstag.«
»Das trifft sich gut. Niall hat Karten für das Arsenal-Spiel am Samstagmorgen, und er hat mir hoch und heilig versprochen, mich und die Kinder zum Schuhe kaufen zu begleiten. Du glaubst gar nicht, wie schwer das mit zwei kleinen Kindern ist. Er würde alles tun, um sich davor zu drücken –
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