Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
also wird er freiwillig am Samstagabend auf die Kinder aufpassen. Wohin gehen wir denn?«
»Sally feiert ihren Abschied vom Junggesellinnendasein«, antworte ich ausweichend.
»Sally? Deine Schwester heiratet? Seit wann denn das?«
»Na ja, das Ganze kam ziemlich überraschend …«
»Wem sagst du das? Ich wusste nicht einmal, dass sie einen Freund hat. Und, wer ist der Glückliche?«
»Äh …« Ich schweige lange genug, um mir zwei weitere Stücke Schokolade in den Mund schieben zu können. »Vorhin habe ich doch gesagt, ich hätte dir etwas zu erzählen …«
Als Wiedergutmachung und als Teil des Tauschhandels, der nötig ist, um Sash für den Abend loszueisen, nehme ich schließlich Nialls Platz bei dem gefürchteten Schuhkauf ein. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil Sash Recht hat – wir sehen uns wirklich zu selten. Sie mag es mit Humor nehmen, doch es stimmt, dass ich völlig selbstverständlich davon ausgehe, nie von ihr ernsthaft Vorwürfe zu hören, weil ich unsere Freundschaft vernachlässige. Deshalb habe ich aber nicht das Recht, sie als selbstverständlich anzusehen.
Das war eines der Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, als ich mich von Richard getrennt habe – ich wollte häufiger etwas mit meinen Freunden unternehmen. O Mann, ich hatte mir sogar eingebildet, dass ich vielleicht eine Auszeit nehmen und Wiggy irgendwo an einem exotischen Strand besuchen könnte. Bisher habe ich nichts dergleichen getan. Stattdessen habe ich den größten Teil der Sommerferien wie ein gelangweilter Teenager in meiner Bude rumgehangen.
Der Schuhkauf ist in mehrfacher Hinsicht ein großer Erfolg. Es gelingt uns nicht nur, ohne allzu viel Tränenvergießen und Gebrüll zwei Paar Schuhe für Jack zu finden, sondern auch, auf unserer Runde einige Klamottengeschäfte einzuschieben. Wir bestechen die Kids einfach durch einen Ausflug in den nächsten Süßwarenladen, und ich gestehe beschämt, dass ich ihn mindestens genauso genieße wie sie.
Für Karamellbonbons könnte ich auf Sex verzichten. Zumindest, wenn ich Sex hätte, auf den ich verzichten könnte.
Mit Niall organisieren wir einen fliegenden Kinderwechsel, bevor wir in meine Wohnung fahren, um in unseren neuen Kleidern vor dem Spiegel zu posieren. Dann verhätscheln und verschönern wir uns für den großen Abend.
Eine geradezu ekstatische Sash verbringt über eine halbe Stunde in der Wanne.
»Göttlich!«, seufzt sie und schnippt glücklich mit den Zehen in den Schaum. »Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zwei Jahren jemals allein geduscht oder geschissen zu haben – bitte verzeih meine Ausdrucksweise.«
Mitfühlend vervollständige ich die Idylle durch ein Glas Wein und den Rest meiner Familienpackung Schokolade – die inzwischen nur noch für einen appetitlosen Pygmäen reichen würde –, ehe ich anbiete, ihr den Rücken zu schrubben.
Sash fängt beinahe an zu schnurren, als ich ihre Schultern mit einem Schwamm attackiere.
»Vorsicht«, sagt sie lachend, »du bist der erste Mensch über achtzehn, der mich seit über einem Monat berührt. Wenn du mich anmachst, falle ich vielleicht über dich her.«
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Schlimmer. Und bei dir? Hattest du irgendwelche Angebote, seit du diesen Trottel Richard abgeschossen hast?«
»Nur, wenn man Caros Party zählt«, antworte ich ohne nachzudenken.
»Ach ja? Was war das denn für eine Party? Erzähl mal.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, stammele ich. Hätte ich doch nur den Mund gehalten!
»Warum nehme ich dir das nur nicht ab? Komm schon, Felicity, spuck’s aus.«
Unter Sashs freundlichem, doch forschenden Blick kann ich mich nicht länger beherrschen, und ich erzähle ihr alles über den Abend bei Caro. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich danach gesehnt, endlich jemandem davon berichten zu können.
Zu meiner Verblüffung bricht Sash in schallendes Gelächter aus.
»O mein Gott, wie aufregend! Und du bist einfach gegangen? Na ja, du bist nicht gegangen, du hast die Beine in die Hand genommen, was? Ach, wäre ich doch nur dabei gewesen.« Sie verstummt, als ihr auffällt, dass ich sie mit offenem Mund anstarre.
»Du musst das Ganze von der komischen Seite sehen, Fliss.«
»Ach ja?«
»Genau. Denk doch nur mal daran, was für ein Glück du hattest.«
»Weil ich entkommen bin?«
»Nein, weil du dort warst.«
»Was sagst du da!«, rufe ich.
»Nicht jeder hat Gelegenheit, an einer echten Orgie teilzunehmen. Ich zumindest nicht. Glaubst du, du
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