Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
fort.
»Letzten Juni, um genau zu sein. Ich habe den Brief immer noch. Richtig anrührend, wirklich. Er hat mir angeboten, alles aufzugeben, um wieder mit mir zusammen zu sein …« Sie wirft mir einen Seitenblick zu, und ihre hellblauen Augen blitzen triumphierend.
Vor einem Jahr? Im Juni?
Richard hat mir im Juni den Heiratsantrag gemacht.
Kat sieht, dass sie ins Schwarze getroffen hat, und grinst zufrieden.
»Ich stand kurz davor nachzugeben. Er war so hartnäckig und wollte mich so offensichtlich unbedingt wiederhaben. Und das Feuer zwischen uns kann natürlich nie ausgelöscht werden. Du weißt sicher, wovon ich spreche. Wenn die Liebe größer ist als man selbst …« Wieder wirft sie mir unter ihren geschwungenen, schwarzen Wimpern – die bestimmt falsch sind – einen taxierenden Blick zu. »Aber vielleicht weißt du es auch nicht … Ich stand wirklich kurz davor, alles für ihn aufzugeben, doch vierzehn Tage später sollte ich Alex heiraten, und ich gehöre nicht zu den Menschen, die vor ihren Pflichten davonlaufen.«
»Oder vor einem gut gefüllten Bankkonto«, rutscht es mir heraus.
Sie springt nicht darauf an. »Alex ist sicher ein sehr wohlhabender Mann, aber ich habe ihn nicht nur des Geldes wegen geheiratet, obwohl eine vernünftige Frau immer Wert auf finanzielle Sicherheit legt. Er hat andere Vorteile.«
So viel ist sicher.
Seine Frau mag ich ja kurzfristig in die staubige Rumpelkammer verbannt haben, die ich mein Hinterstübchen nenne, doch wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, ist Alex Christians Gesicht in letzter Zeit in einigen meiner Träume aufgetaucht.
»Letztlich bist du gut davongekommen.«
Ich merke, dass sie weiterspricht, und schalte den Traummodus aus.
»Nur für Sally-Anne tut es mir Leid.«
»Richard hat Sally geheiratet, weil er sie liebt«, fauche ich.
Wen versuche ich zu überzeugen, sie oder mich?
»Das hat er nur getan, um sich an mir zu rächen.«
»Wie seltsam«, sage ich ruhig, »eine Zeit lang dachte ich, er würde es tun, um sich an mir zu rächen. Ich hätte mir wirklich Sorgen gemacht, wenn es nicht so himmelschreiend eindeutig wäre, dass er verrückt nach meiner Schwester ist.«
»Er hat mich am Tag danach angerufen.«
»Wie bitte?«
»Am Tag nachdem wir uns im Restaurant begegnet sind … da hat er mich angerufen. Nur einen Abend später sagte er, er würde die Hochzeit mit dir absagen, wenn ich zu ihm zurückkehre.«
Dieser miese, kleine Betrüger … Kein Wunder, dass er so schnell bereit war, seine Niederlage einzugestehen, als ich ihm an diesem Tag sagte, es sei alles aus. Er dachte doch tatsächlich, er könne aus unserer Beziehung direkt in die Arme von Katharina, der nicht ganz so Großen, hinüberwechseln!
»Wir hatten einen heftigen Krach. Ich mag es nicht, wenn Leute versuchen, mich zu manipulieren«, fährt sie schmollend fort. »Er hat versucht, mich unter Druck zu setzen und mich dazu zu bewegen, Alex zu verlassen. Er hat die geplante Heirat mit dir als Drohung benutzt. Um Druck zu machen. Natürlich war mir klar, dass er die Hochzeit nie durchziehen würde. Man kann wohl kaum von jemandem Lösegeld erpressen, wenn man nicht die leiseste Absicht hat, eine Geisel zu nehmen.«
Oder wenn die Geisel in der Zwischenzeit ausgebüchst ist, denke ich verärgert.
»Du hast Recht.« Ich lächele ihr zu, doch mein Lächeln ist so süß wie eine Zitrone.
»Wie bitte?«
Warte nur ab.
»Ich sagte, du hast Recht, Kat. Als er dich anrief, wusste Richard, dass er mich nicht heiraten würde. Er wusste, dass er mich nicht heiraten würde, weil ich es ihm am selben Morgen gesagt hatte.«
Sie will mir widersprechen.
»Ich habe Zeugen«, füge ich hastig hinzu.
Ihr modellierter Mund öffnet sich leicht. Ist das ein Zeichen dafür, dass ihr Gehirn anfängt zu arbeiten? Was ich gesagt habe, sickert wohl allmählich ein. Zumindest hoffe ich das, es hat schließlich lange genug gedauert, die Nachricht rüberzubringen.
»Soll das heißen, du hast wirklich mit ihm Schluss gemacht?«, fragt sie matt.
Ich nicke.
»Nicht er mit dir? Mir hat er erzählt, er hätte mit dir Schluss gemacht … um meinetwillen.«
»Ist doch logisch, oder? Dürfte für sein Ego und sein Ansehen kaum vorteilhaft sein, von jemandem wie mir verlassen zu werden. Da kam ihm das Treffen mit dir am Abend vorher nur zu gelegen. Das hat den Schlag abgeschwächt. Er dachte, er hätte jemanden, auf den er zurückgreifen könnte.«
»Zurückgreifen! Er will überhaupt nicht
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