Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Sache abgeblasen hat. In dem Moment, als ich dich sah, wusste ich, dass du ihn nicht würdest halten können. Ich glaube, ich kenne Ricky besser als jede andere Frau, und ich habe sofort erkannt, dass du nicht die Richtige bist. ›Dieses Pärchen‹, habe ich zu Alex gesagt – du erinnerst dich doch an meinen Mann Alex, nicht wahr? – ›Dieses Pärchen‹, habe ich gesagt, ›ist nicht glücklich‹.«
Was erlaubt sich diese Frau! Ich schwanke, ob ich ihr eine ebenso unverschämte Antwort geben oder mich um Toleranz bemühen soll, ehe ich mich zu Letzterem durchringen kann.
»Mit einem hast du Recht, wir waren nicht glücklich zusammen. Aber Richard hat mich nicht wegen Sally-Anne verlassen, sondern ich habe beschlossen, dass ich ihn einfach nicht heiraten kann. Die Beziehung zu Sally hat sich nach unserer Trennung entwickelt.«
Ungläubig sieht Kat mich an. Es fällt ihr sichtlich schwer zu glauben, das meine Wenigkeit jemals beschließen könnte, den glamourösen, wunderbaren Richard nicht haben zu wollen. Als wolle sie dies noch betonen, blickt sie zu ihm hinüber und seufzt. Eine Gruppe Frauen scharwenzelt um ihn herum, natürlich unter der Regie meiner Mutter.
»Er hat solch eine Ausstrahlung. Sieh doch nur, sie umkreisen ihn wie Motten das Licht.«
»Eher wie Fliegen einen Haufen Scheiße«, platze ich heraus. Hoppla, Fliss, hüte deine Zunge!
Glücklicherweise gehört Kat offensichtlich zu den Menschen, die zwar viel reden, aber selten zuhören. Sie spielt an ihrem Glas herum und fährt mit einem dick beringten Finger über den Rand, bis er anfängt zu singen.
Ich kann förmlich sehen, wie sie nachdenkt. Das langsame Rattern ihres Hirns ist so eindeutig, dass man fast glaubt, es hören zu können. Anscheinend verspürt sie das Bedürfnis, jemanden zur Schnecke zu machen, und ich bin die Auserwählte.
»Wusstest du, dass er mich heiraten wollte? Genau genommen war er ganz versessen drauf, aber ich habe ihn abgewiesen. Damals fühlte ich mich zu jung, um mich zu binden. Er war am Boden zerstört, als ich ihn verlassen habe.«
Von ihm habe ich eine ähnliche und doch völlig andere Version der Geschichte zu hören bekommen. Einer von beiden schwindelt. Fragt sich nur, wer.
»Ach ja?«, antworte ich und werfe ihr einen Blick zu, um zu sehen, wie sie reagiert. »Wie seltsam, während unserer ganzen Beziehung hat er dich nicht einmal erwähnt.«
Das stimmt, ich bin nicht boshaft – na ja, vielleicht ein kleines bisschen, da sie anscheinend über das Geschick verfügt, ständig bei mir anzuecken, aber davon abgesehen war Katherine Christian eine ausgesprochen gut verborgene Seite in Richards Leben, das ansonsten einem offenen Buch gleicht.
Ich dachte immer, Richard wäre zu egoistisch, um Geheimnisse zu haben.
Jetzt denke ich, Kat Christian ist zu egoistisch, um so einfach aus Richards Leben zu verschwinden. Ich warte noch immer auf ihre Reaktion.
Ich bekomme weit mehr, als ich wollte.
»Ich weiß, dass Richard dich nicht wegen Sally-Anne verlassen hat«, sagt sie langsam und sieht mich dabei immer noch nicht an, »weil er dich wegen mir verlassen hat.«
Sie hält inne und sieht mich schließlich doch an, da sie anscheinend mit einem dramatischen Ausbruch rechnet. In Gedanken schreie ich vor Entrüstung auf, doch es gelingt mir, mir nach außen hin nichts anmerken zu lassen.
»Es tut mir Leid, Felicity. Ich wollte es für mich behalten, aber ich denke, du hast ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Es ist bei diesem zufälligen Treffen im Restaurant passiert. Da sind die Gefühle, die er für mich hat, wieder hochgekommen.«
Na, wenn das keine neue Wendung ist. Die Frau ist entweder total durchgeknallt oder völlig auf dem Holzweg.
»Richard hat mich wegen niemandem verlassen«, wiederhole ich langsam und hoffe, dass es diesmal ankommt, »ich habe beschlossen, dass ich ihn nicht heiraten will. Ich habe die Hochzeit abgesagt.«
Sie sieht mich ruhig an, ohne mit der Wimper zu zucken. Es ist ziemlich eindeutig, dass sie das Gleiche über mich denkt wie ich über sie: durchgeknallt oder auf dem Holzweg?
»Letztes Jahr, als er von meiner geplanten Heirat erfuhr, hat er mir geschrieben. Er hat mich angefleht, es nicht zu tun, sondern zu ihm zurückzukehren«, antwortet sie langsam, damit ich es auch wirklich verstehe. Erneut wartet sie auf eine Reaktion, doch ich werde ihr nicht die Genugtuung verschaffen, meine Überraschung auch nur durch ein Wimpernzucken zu verraten. Also fährt sie
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