Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
auf mich zurückgreifen. Ricky liebt mich nämlich … ist das klar? MICH !«
»O ja, und genau deshalb hat er auch gerade eine andere geheiratet! Nicht mal Richard ist so vertrottelt, eine Frau zu heiraten, nur um sich an einer anderen zu rächen.«
Das habe ich mir zumindest in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt, und jetzt, da ich es laut wiederhole, klingt es ziemlich einleuchtend.
»Er hat mit drastischen Maßnahmen gedroht, falls ich ihn nicht wieder zurücknehme. Er hat dich wegen mir verlassen, und als ich ihn abblitzen ließ, hat deine Schwester schon bereit gestanden, um ihn aufzunehmen. Er hat sie nur geheiratet, um mir eins auszuwischen«, faucht Kat.
»Ach, tatsächlich? Herzlichen Dank, dass du mein Gewissen beruhigst«, erwidere ich spöttisch. »Jetzt fühle ich mich gleich viel besser. Ich habe mir entsetzliche Vorwürfe gemacht und dachte, Richard würde das Leben meiner Schwester wegen mir kaputtmachen, aber jetzt ist mir klar, dass alles deine Schuld ist.«
»Ich sage dir, er liebt mich , nicht deine Schwester«, zischt sie wütend.
Ihre Augen glühen, als sie den Stuhl zurückstößt. »Du wirst schon sehen, er hat sie nur geheiratet, um sich an mir zu rächen …«, wiederholt sie, während sie sich zum Gehen wendet.
»Ach ja? Ich dachte, dass man jemanden heiratet, weil man ihn liebt!«, rufe ich ihr nach. »Aber anscheinend habe ich schwer daneben gelegen, was?«
Alle drehen sich um und starren herüber. Als sie sehen, dass ich es bin, die da brüllt, wenden sie hastig den Blick ab. Natürlich, die abservierte Exverlobte, die einen Anfall kriegt. Sie wussten ja alle, dass ihre ruhige und gelassene Fassade nicht ewig halten würde.
Ich vergrabe den Kopf in den Händen.
Kat hat mich meine letzte Kraft gekostet und meine unzähligen Zweifel an Richards Absichten gegenüber Sally erneuert. Ich habe einen schlechten Tag. Ach was, ich habe ein schlechtes Jahr. Ich greife nach meinem Glas, aber es ist leer.
Typisch!
»Ich hoffe, meine Frau war nicht zu gemein?«, vernehme ich eine leise, ruhige Stimme im allgemeinen Gemurmel.
Ich sehe auf. Alex Christian blickt lächelnd zu mir herunter. Er reicht mir ein Glas Champagner und deutet auf den leeren Stuhl neben mir.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich mich zu dir setze?«
»Bist du sicher, dass du das willst?« Unglücklich starre ich auf die Perlen, die in meinem Glas aufsteigen. Plötzlich ist mir nicht mehr nach Champagner zumute. »Anscheinend bin ich heute so etwas wie eine Aussätzige. Alle meiden mich. Sie wissen nicht, was sie zu mir sagen sollen. Es heißt, Richard hätte mich wegen Sally sitzen lassen, und allen ist es furchtbar peinlich, mit mir darüber zu sprechen. Allen außer deiner Frau, die übrigens geradezu widerlich war, aber ich vermute mal, das ist ihr üblicher Stil.«
»Das tut mir Leid«, sagt er peinlich berührt.
»Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Ich sollte mich entschuldigen. Ich wollte es nicht an dir auslassen.«
»Kann ich mir vorstellen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Tag ziemlich übel für dich ist, stimmt’s?«
Ich sehe ihn an. Er hat ein sympathisches Gesicht, dem man ansieht, was für ein guter Zuhörer er ist. Ich verspüre den seltsamen Drang, ihm alles zu erzählen. Das Problem ist nur, dass er mit Kat verheiratet ist. Wie könnte ich das also tun?
»Ich weiß über Richard und meine Frau Bescheid«, sagt er, als könne er Gedanken lesen.
Ach ja? Die Frage ist, ob er auch alles über Richard und seine Frau weiß.
»Kat spricht gern davon«, fährt er fort. »Über ALLES .«
Es ist geradezu unheimlich, aber er kann Gedanken lesen.
»Auch mir hat sie davon erzählt. Nicht gerade diskret, was?«, bemerke ich, was einer ziemlichen Indiskretion meinerseits gleichkommt.
Aber Champagner löst die Zunge. Das Kinn in die Hand gestützt, hört er mir nachdenklich zu. Er unterbricht mich nicht, und sein Blick schweift kein einziges Mal ab. Als ich schließlich stotternd ende, drückt er meine Hand.
»Du Arme.« Er lacht über meine Tragikkomödie, doch er macht sich nicht über mich lustig. Und ich spüre, dass nichts an seinem Verhalten gönnerhaft ist. »Tut mir Leid, dass sie es versucht hat. Ich will sie nicht entschuldigen, aber das alles ist sehr hart für sie.«
Wie kann er nur so verständnisvoll sein?
»Sie hat vermutlich gedacht, sie könne Richard für immer um den kleinen Finger wickeln«, fährt er fort.
»Es überrascht mich wirklich, dass du so ruhig bleiben
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