Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
zu
Gold. Mir wird ganz schlecht. Ich bin niemals gut genug für ihn. Ich werde nie
zu ihm gehören, egal was in den nächsten Wochen noch passiert. Diese Erkenntnis
lässt mir die Tränen in die Augen schießen. Ich versuche sie herunterzuschlucken,
aber es geht nicht. Seit jener Nacht vor vier Jahren habe ich nicht mehr
geweint. Tränen ändern eh nichts. Sie machen nur dicke Augen und Kopfschmerzen.
Aber alles schlucken nützt nichts, ich kann es noch so sehr versuchen, sie
strömen mir ungehindert über das Gesicht. Nach einem halbstündigen Weinkrampf
fühle ich mich total ausgelaugt. Meine Augen sind zugeschwollen und ich habe die
erwarteten Kopfschmerzen. Ich schaue auf die Uhr. In wenigen Minuten wird meine
Tochter aus ihrem Mittagschlaf erwachen und meine ganze Aufmerksamkeit fordern.
Schnell gehe ich ins Bad, wasche mir das Gesicht und versuche meine
verquollenen Augen zu überschminken.
Den Rest des Nachmittags
lenke ich mich von meinen Problemen ab, indem ich mich vollständig Lilly widme.
Wir spielen ausgiebig mit ihren Puppen im Garten in der Sonne, ich schubse sie
auf der Schaukel an, bis mir die Arme weh tun und wir gehen noch ein bisschen
an den Strand zum Muscheln sammeln. Nach dem Abendessen und einer langen
Vorlesegeschichte geht Lilly brav ins Bett. Der Tag hat anscheinend auch sie
geschafft.
Ich lege mich emotional
und körperlich völlig erschöpft auf die Couch, als mein Handy piept. Ups, 7
neue Nachrichten und drei Anrufe in Abwesenheit. Ich habe den ganzen Tag nicht
darauf geschaut. Die Anrufe waren von Colin. Die SMS auch.
„Wo bist du?“ kam heute Morgen
gegen zehn Uhr.
Danach: „Ruf mich bitte
an“
„Annie, was ist los?“
„Ich mache mir Sorgen!
Warum gehst du nicht ans Telefon?“
„Warum antwortest du
nicht?“
„Bitte rede mit mir! Ich
weiß nicht, was passiert ist, aber ich will dich sehen!“
Okay, die siebte ist von
meinem Bruder: „Ruf mich an. Wir müssen über Colin reden!“
Oh, meine Mutter hatte
anscheinend auf der Rückfahrt nichts Besseres zu tun, als meinen Bruder gleich
auf den neuesten Stand zu bringen. Ich kann jetzt nicht mit Chris reden. Das
alles ist noch viel zu neu und ich bin viel zu aufgewühlt. Colin kann ich auch
nicht zurückrufen. Ich schreibe ihm nur eine SMS zurück.
„Ich habe keine Zeit, lass
uns Montag reden.“
Die Antwort kommt
umgehend.
„Gott sei Dank redest du
wieder mit mir! Was ist passiert? Ich vermisse dich!“
Er vermisst mich? Wie kann
das sein?
Montag werde ich alles mit
ihm klären. Wenn Lilly im Kindergarten ist, habe ich bis nachmittags Zeit mit
ihm zu reden, bevor ich sie wieder abholen muss.
Diesmal wirklich!
Kapitel 9
Den ganzen Sonntag über
mache ich es mir mit Lilly gemütlich. Nach einem ausgedehnten Frühstück packen
wir unsere Badesachen ein und gehen an den Strand. Es ist wieder ein
wunderschöner, sonniger Tag. Ich hoffe, der Sommer bleibt so schön. Wir haben
ja erst Ende Juni und die Zeit bis zum Herbst ist noch lang. Ich überlege, ob
ich Ende Juli mit Lilly noch ein paar Tage wegfahre. Bis dahin habe ich
hoffentlich mein Buch komplett fertig und kann mir ein paar Tage Nichtstun
leisten. In der letzten Zeit habe ich so viel gearbeitet, dass Lilly manchmal
ein bisschen zu kurz gekommen ist. Heute machen wir es uns erst einmal am
Strand gemütlich. Wir toben im seichten, warmen Wasser und springen über die
Wellen. Wir bauen Sandburgen mit vielen Wassergräben und spielen ausgiebig
Ball. Gegen Mittag essen wir eine Kleinigkeit, die ich eingepackt hatte und
danach schläft Lilly, völlig erschöpft auf ihrem Handtuch ein. Ich hänge meinen
Gedanken nach und überlege, wie ich Colin am besten erkläre, dass ich eine Tochter
habe. Wie viele Männer gibt es, die eine Beziehung anfangen, wenn es schon ein
Kind gibt? Vor allem, solche Männer wie Colin, die an jedem Finger zwanzig
Frauen haben könnten. Ich weiß es nicht. Ich hatte seit Jahren keinen Freund
mehr. Wird er gehen, wenn er von Lilly erfährt? Der Gedanke macht mir
wahnsinnige Angst. In der einen Woche, ist er mir so nahe gekommen. Wenn ich
nur an ihn denke, habe ich schon Schmetterlinge in Bauch. Und dann seine Küsse…
Mir wird ganz heiß. Am liebsten würde ich ihn sofort anrufen. Ich vermisse ihn
und merke, dass ich, voll in Gedanken, seinen Namen in den Sand geschrieben
habe. Oh nein, ich bin doch kein Teenager mehr. Bin ich etwa dabei mich in ihn
zu verlieben? Oder warum verfalle ich in
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