Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine dunkle & grimmige Geschichte

Eine dunkle & grimmige Geschichte

Titel: Eine dunkle & grimmige Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Gidwitz
Vom Netzwerk:
Drachen.
    Nachdem die beiden verschwunden waren, hatte ihr Vater jeden Tag nach ihnen gesucht. Am Anfang war er zusammen mit Jagdgesellschaften hinausgezogen. Aber nach einer Weile war er alleine gegangen. Er beschrieb, wie er das ganze Land nach ihnen durchkämmt hatte. Im Frühlingsregen, in Hagelstürmen im März und Gewittern im April. Aber nie hatte er auch nur die geringste Spur von ihnen gefunden. Und eines Tages, als er weit entfernt von dem Schloss gewesen war, kam der Drache.
    Die Königin erzählte, dass er zuerst über dem Schloss gekreist war. Die Dorfbewohner waren in Panik hin und her gerannt und hatten nicht gewusst, wohin sie flüchten sollten. Als der Drache an diesem Tag herabstürzte, hatte er geschrien, und man erzählte sich, dass er selbst in zwei Kilometern Entfernung zu hören gewesen war. Am Ende des ersten Tages war eine Stadt dem Erdboden gleichgemacht und Hunderte von Menschen tot.
    Hänsel fragte: »Wie sieht er aus?«
    Die Königin zitterte. »Er ist furchtbar hässlich. Glatte, schwarze Haut, wie die einer Schlange. Seine Augen sind golden – ohne das Geringste Weiß und ohne Pupillen. Seine Flügel sind so dünn, dass man durch sie hindurchsehen kann. Und seine Krallen und Zähne sehen aus wie lange, scharfe Scherben aus Vulkangestein.«
    Als der König an diesem Tag nach Hause kam und sah, was geschehen war, rief er seine Armee, und sie zogen hinaus, um das Untier zu töten. Aber sie konnten es nicht finden. Eine Woche lang suchten sie jeden Tag nach dem Biest, aber es zeigte sich einfach nicht.
    Und dann, eines Tages, als die Armee unter dem Befehl des Hauptmanns stand, weil der König krank war, erschien der Drache wieder und zerstörte die gesamte Armee. Jetzt gab es nur noch wenige Soldaten im Königreich und fast keine mehr, die freiwillig dem Drachen gegenübertreten würden, erzählte der König bitter. Es gab fast nichts, was man noch tun konnte, außer zuzusehen, wie der Drache das Königreich zerstörte.
    Gretel runzelte die Stirn. »Hänsel und ich werden einen Weg finden, um den Drachen zu töten.«
    Der König und die Königin lächelten sie an, als ob sie ein kleines Kind sei, und dann lächelten sie einander an.
    »Das ist sehr tapfer von dir«, sagte die Königin sanft. »Aber wir sind einfach nur glücklich, dass ihr hier seid. Ihr müsst euch über den Drachen keine Gedanken machen.«
    Gretel stand auf. Ihre Augen waren fast auf der gleichen Ebene wie die ihrer sitzenden Eltern. Fast.
    »Musste einer von euch sich je den eigenen Finger abschneiden?«, fragte sie.
    Sie starrten sie an. Sie hob ihre linke Hand. König und Königin hielten vor Schreck die Luft an.
    »Nein? Wie viele Menschen habt ihr getötet?«
    »Getötet?«, fragte ihr Vater.
    »Ja, außer mir und Hänsel.«
    Das Gesicht des Königs wurde rot und seine Stimme wurde leise. »Keine, meine Süße. Warum?«
    »Wir haben zwei Menschen umgebracht«, sagte Gretel.
    Hänsel stellte sich neben sie. »War einer von euch schon einmal in der Hölle?«, fragte er.
    »Was?«, riefen seine Eltern entsetzt.
    »Und wurdet ihr schon einmal von Dämonen gequält?«, fügte Hänsel hinzu.
    Sie schüttelten die Köpfe und starrten ihre Kinder an.
    Hänsel gab ihnen eine letzte Chance. »Hattet ihr schon einmal den Kopf des Teufels auf eurem Schoß?«
    Keiner der beiden antwortete.
    »Dann glaube ich, ihr überlasst den Drachen besser uns«, sagte Gretel. Und die beiden Kinder gingen in ihr Zimmer, um alles zu besprechen.
    Eine Stunde später kamen sie zurück. »So«, sagte Hänsel. »Drachen lieben Schätze, richtig?«
    »Wenigstens in Büchern«, fügte Gretel hinzu.
    Die Eltern sahen sich an und zuckten mit den Achseln. »Ich denke, ihr habt recht«, antwortete der König.
    »Gut, dann nehmen wir also an, dass sie Schätze mögen«, sagte Hänsel. »Wir haben einen Karren voll mit goldenen Äpfeln im Pferdestall.«
    Ihre Mutter riss erstaunt die Augen auf. »Habt ihr das?«
    »Wie habt ihr die denn bekommen?«, fragte der König.
    »Das erklären wir euch später«, sagte Gretel ungeduldig. »Hört ihr zu?«
    Der König und die Königin nickten ergeben.
    »In Ordnung, dann bringen wir die Äpfel zu einer Lichtung im Wald«, sagte Hänsel.
    »Wir öffnen die Plane, damit der Drache die Äpfel sehen kann«, ergänzte Gretel. »Hoffentlich zieht ihn das Gold an.«
    »Wir brauchen eine Armee, die sich mit Pfeil und Bogen im Wald versteckt«, fügte Hänsel hinzu.
    »Und mit Schwertern und Äxten«, sagte Gretel.
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher