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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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wohlauf, hoffe am Samstag zurück zu sein. Mascha 169 sagt, Traum erfordere, Messe lesen zu lassen.
    Petja, Stjopa, Wjatscheslaw, Tolstoj.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [13. Juni 1878]
    [Jasnaja Poljana]
    Lieber Ljowotschka, es kam so, wie ich es voller Traurigkeit annahm – so sehr ich auch bestrebt bin, den Mut nicht sinken zu lassen, hat alles, nachdem Du abreistest, seinen Liebreiz verloren. Ich lebe nicht, sondern überlebe die Tage, die ich ohne Dich sein muß, die daher aus meinem Leben gestrichen sind.
    Ihr seid nun bereits auf dem Schiff, und in meinen Gedanken begleite ich Euch auf Eurem Weg. Gegen Abend hat das Wetter umgeschlagen, und ich fürchte, daß auch Ihr auf Eurem Weg zum Gut Regen haben werdet. Voller Ungeduld warte ich auf Eure Briefe, vielleicht schreiben auch Iljuscha und Ljolja mir ein paar Worte?
    Gerade war ich bei Andrjuscha, um ihn zu stillen, und schreibe nun weiter. Gestern, nachdem ich Euch zum Zug gebracht hatte, legte ich mich schlafen und dachte immerfort an Euch und an die Reise, die mir bevorsteht. [...] Heute arbeitete ich, war niedergeschlagen und verbrachte den ganzen Tag im Haus, ging nur einmal schwimmen, das war schön; Tanja und ich schwammen sehr weit, bis zur zweiten Biegung des Flusses. [...]
    Andrjuscha ist sehr heiter, er läuft umher, ist wohlauf und so lieb. Die Kinder betragen sich gut. Heute abend standen Serjoshaund Tanja auf dem Balkon, und als ich zu ihnen trat und sie umarmte, ergriffen sie meine Hände und begannen mich und meine Hände zu küssen. Mascha lebt ganz in der Welt der Kusminski-Mädchen. Lebe wohl, mein Liebster, bald hoffentlich werde ich nachkommen.
    Sonja.
    Montag, den 13. Juni 1878
    Ich vergaß, Euch die lange Einkaufsliste für die Vorräte mitzugeben und schicke sie Euch. Ich bitte Euch sehr, bis zu meiner Ankunft alles zu besorgen.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [13. Juni 1878]
    [Nishni Nowgorod]
    Liebe Freundin Sonja. Ich fürchte, mich nunmehr gänzlich lächerlich vor Dir gemacht zu haben, und bin gezwungen, meine absolute Unfähigkeit in praktischen Dingen zu gestehen. Ich begreife nicht, wie ich meine Brieftasche entweder auf dem Tisch liegen lassen oder sie verlieren konnte oder gar zulassen, daß man sie mir stiehlt. In Moskau gingen wir nicht essen, sondern alle gemeinsam erst in Pawlow 170 – die Knaben zum Tee, Nief und ich zum Essen. Ich hatte meine Sterlets noch nicht aufgegessen, als bereits die Glocke ertönte. Ich nahm meine Brieftasche und fand dort keine drei Rubel. Nief lieh mir zwei, ich bezahlte, und wir stiegen wieder in den Zug ein. Als wir im Abteil waren, wurde nach den Billettes gefragt. Ich griff in die Tasche – nichts. Entweder ließ ich die Brieftasche auf dem Tisch liegen, oder ich steckte sie nicht ordentlich ein, oder sie wurde mir gestohlen. Wir telegraphierten nach Pawlow, in Nishni erhielten wir die Antwort, daß die Brieftasche dort nicht gefunden worden war. Es waren etwa 270 Rubel darin. [...]
    Wir haben jetzt noch: Nief 25 Rubel, die Kinder 5, Sergej 6. EinHerr, der mit uns reiste, ein Herr Grawe, bot mir an, die Fahrkarten für das Schiff auf Kredit zu kaufen, bei einer Gesellschaft, deren Mitglied er ist, und auch Geld bot er mir an. Ich nahm an und warte nun hier auf dem Bahnhof auf eine Nachricht von ihm. [...] Mit Ausnahme dieses Ärgernisses verläuft die Reise gut. Aus Kasan und aus Samara und vor allem vom Gut schreibe ich Dir wieder und werde bemüht sein, Dir wahrheitsgetreu alle Unannehmlichkeiten und Annehmlichkeiten, alle Gewinne und Verluste, alle Vergnüglichkeiten und Verdrießlichkeiten, die Dich bei Deiner Ankunft hier erwarten, zu berichten. [...]
    Den Kindern geht es gut an Körper und Geist, äußerlich und innerlich. Ihre Briefe sind dumm, denn sie sind müde, obwohl sie auf den ausgezogenen Bänken der 2. Klasse, wenngleich nicht so viel wie gewöhnlich, so doch ausgezeichnet schliefen. Sie sind gerade losgelaufen, Briefmarken und Apfelsinen zu kaufen, und ich beschließe den Brief, werde mit ihnen frühstücken und ein wenig spazierengehen, dann fahren wir ab, auf dem Schiff können sie schlafen, wie mein Wohltäter mir sagte.
    Sollte noch etwas geschehen, so füge ich es hinzu. Bis dahin lebe wohl, mein Herz. In nicht mehr als zwei Wochen werden wir uns wiedersehen. Küsse die Kinder, vor allem Andrej, von mir.
    Dein L.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    14. Juni [1878]
    Liebe Freundin!
    Ich

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