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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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bemerkenswert streng ist, prägnant, kein Wort zuviel, alles zutreffend und überzeugend wie ein Akkord. Du weißt dies alles ja selbst. [...]
    Ich habe im Moment wenig Zeit und werde Dir daher keine langen Briefe schreiben; ich wüßte auch gar nicht, worüber. Bei uns ist, Gott sei es gedankt, alles in bester Ordnung, allein mein Herz ist unruhig, und dies ist das schlimmste von allem. Wenn es warm wäre, könnte ich mich über Eure Wanderung freuen, aber ohne warme Kleidung im kalten Nordwind zu wandern – das ist sehr gefährlich 72 . Du forderst Gott und seine Güte heraus; Du besitzt eine gute Gesundheit, doch Du wirst an Deinen Chimären zugrunde gehen. Erst wenn ich weiß, daß Ihr wohlauf seid und alles in Ordnung ist, werde ich wieder ruhig sein können. [...] Ich küsse Dich und grüße Deine Gefährten.
    Sonja.
    7. April 1886.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [8. April 1886]
    [Moskau]
    Der zwölfte Band 73 hat die Zensur passiert. Am Donnerstag kann er erscheinen. Ich bin sehr froh. [...] Wir alle sind wohlauf, alles ist bestens, von Euch haben wir keine Nachrichten und sind besorgt. Ich fahre nun los, um die Anzeigen in den Zeitungen aufzugeben.
    S.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [9. April 1886]
    [Jasnaja Poljana]
    Auf Jasnaja. 11 Uhr des Abends.
    Deine Briefe habe ich erhalten. Habe mich sehr darüber gefreut und danke Dir. – Nur eines tut mir leid, nämlich daß Du Dich beunruhigt hast. Unsere Wanderung war wundervoll. Diese Tage ließen in mir, wie ich es erwartete, eine der besten Erinnerungen meines Lebens zurück. Meine Gesundheit war von Anfang bis Ende der Wanderung besser als in Moskau, ja vorzüglich. Es gab keinerlei Schwierigkeiten. [...] Wir haben Tee getrunken und uns von Brot ernährt, zweimal haben wir Kohlsuppe gegessen, und wir fühlten uns gesund und munter. Wir übernachteten in Hütten mit bis zu elf Personen und schliefen dort ganz wunderbar. Ich schlief stets spät ein, deshalb wanderten wir nicht allzu früh los. Nur zweimal, im ganzen nur 25 Werst, nahmen wir einen Wagen.
    Ich freue mich für Dich, daß der 12. Band erscheinen kann, und ich selbst freue mich vor allem darüber, daß Iwan, der Narr 74 erscheint. [...] Ich küsse Serjosha – ich hoffe, er ist Dir eine Hilfe –, Tanja – ich hoffe, sie beruhigt Dich, wenn Du in Sorge bist –, Mascha – auch sie wird Dir vermutlich eine Hilfe sein –, und die Kleinen – sie werden Dir hoffentlich Freudebereiten, vor allem Andr[juscha], er war in der letzten Zeit so artig. Ich liebe Dich sehr und denke ohne Unterlaß an Dich. [...] Auf Wiedersehen, mein liebes Herz, so Gott will.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [4. Mai 1886]
    [Moskau]
    Gestern schrieb ich Dir nicht, mein lieber Ljowotschka, denn ich war sehr müde. Ilja schrieb Dir. Ich war am Grab von Aljoscha 75 ; das Wetter war feucht, wie herbstlicher Nebel, durch den man gar nicht hindurchblicken konnte. Feuchter Wind, der einem durch Mark und Bein dringt, und ich war ganz allein. Am Grab stellten die Arbeiter gerade den Stein und das Gitter auf. [...] Ich stand da, fror und begann dann selbst, die Erde wieder auf das Grab zu schaufeln. Da kamen vier Bauersjungen herbeigelaufen, halfen mir dabei und begannen eine Unterhaltung. Sie sagten: »Wir kommen oft zu diesem Grab.« –»Ja, was macht Ihr denn hier?« – »Wir hüten das Vieh hier, spielen und lesen die Aufschriften auf den Grabsteinen.« »Könnt Ihr denn lesen?« Ich fragte sie, ob sie Deine Bücher kennen. Sie kennen sie nicht [...], und ich versprach ihnen, sie ihnen zu schenken. Sie halfen mir beim Rasen aussäen. [...] So elend war mir gestern – als ob ich ihn noch einmal beerdigt hätte.
    Nach Jasnaja werde ich nicht bald kommen können. Mischa ist krank und liegt im Bett. Er hat etwas Temperatur und starken Husten. Andrjuscha spielt im Garten, ich pflege Mischa. [...] Ich küsse Dich, bin traurig ohne Dich und traurig, daß Mischa krank geworden ist.
    Sonja.
    4. Mai 1886.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [4. Mai 1886]
    [Jasnaja Poljana]
    Ich schreibe Dir heute am Morgen, damit ich mich am Abend nicht so sehr beeilen muß. Meine Gäste 76 habe ich gestern verabschiedet und bin mit großem Vergnügen nun allein. Heute hat es den ganzen Tag geregnet. [...] Zu Hause suchten mich viele Bauern auf. Es hat ja immer viel Armut gegeben, aber in den letzten Jahren hat sich die Lage stetig

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