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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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ihnen vertraut und bekannt sei und blicken darauf, als ob es eben genau so und nicht anders zu sein habe. [...] Den Artikel habe ich geschrieben 17 [...], und mir scheint, er wird recht nützlich sein. Es wird dort nichts schöngeschrieben, dies ist nicht am Platze, sondern es ist etwas darin, das für alle wichtig ist und alle peinigt. Schicke ihn schnellstmöglich an die Rus[skije] Wed[omosti 18 ], und wenn man Honorar dafür bietet, so nimm, so viel geboten wird, für unsere Garküchen hier. [...]
    Schreibe mir bitte ausführlich über Dich, Deine Gesundheit und die Kinder. Ich küsse Dich, liebste Freundin, und die Kinder. Die Mädchen fügen sicher noch etwas hinzu. [...] Lebe wohl, auf bald.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [4. November 1891]
    [Moskau]
    Heute abend habe ich nun Deinen Artikel erhalten, lieber Ljowotschka 19 . Sogleich schickte ich Alexej Mitrofanowitsch mit einem Brief und dem Artikel zu Sobolewski 20 , dem Redakteur der »Russkije wedomosti«. Morgen vormittag wird er michum 11 mit dem bereits gesetzten Artikel aufsuchen, und wenn die Zensurbehörden ihn freigeben, werden Alexej Mitrofanowitsch und ich sorgfältig Korrektur lesen. Habt Ihr meinen Brief 21 in den »Russkije wedomosti« vom 3. November gelesen? An einem Tag spendeten die Menschen daraufhin etwa 1500 Rubel. Schreibt mir baldmöglichst, wohin ich das Geld schicken soll. Ich schicke Serjosha, Ljowa und Euch jeweils 500 Rubel. Vermutlich wird noch mehr gespendet werden.
    Es ist anrührend, wie die Leute mir das Geld übergeben. Der eine bekreuzigte sich beim Betreten des Hauses und überreichte mir einen Silberrubel, ein anderer (ein alter Herr) küßte meine Hand und sagte weinend: »Seien Sie, barmherzige Gräfin, bedankt und nehmen Sie meine bescheidene Spende.« Er gab vierzig Rubel. Es kamen Lehrerinnen, und eine sagte: »Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten bei Ihrem Brief.« Ein Herr kam hoch zu Roß angeritten, der Kleidung nach zu urteilen, sehr wohlhabend, traf im Eingang auf Andrjuscha und fragte ihn: »Sind Sie Lew Nikolajewitschs Sohn?« – »Ja, das bin ich.« – »Ist Ihre Frau Mutter zu Hause? Geben Sie ihr dies.« Und ritt von dannen. Im Umschlag waren 100 Rubel. Kinder kamen und brachten 3, 5, 15 Rubel. Eine Dame brachte ein Bündel alter Kleider. Eine elegante junge Dame sagte aufgeregt: »Ach, welch herzbewegenden Brief haben Sie geschrieben! Nehmen Sie, dies ist mein eigenes Geld, meine Eltern wissen nicht, daß ich es fortgebe. Doch dies macht mich glücklich!« Im Umschlag waren 101 Rubel und 30 Kopeken. Braschnin 22 brachte 200 Rubel.
    Ich weiß nicht, wie Ihr meinen Schritt beurteilt. Doch es war mir so schwer, hier in Moskau zu sein, ohne an Eurer Arbeit teilhaben zu können, und seit ich den Brief geschrieben habe, geht es mir auch körperlich besser; ich führe eine Liste in einem Buch, gebe Belege aus, spreche mit den Menschen und bin froh, daß ich Euch unterstützen kann, wenngleich mit fremdem Geld. [...] Sobald ich weiteres Geld erhalte, schicke ich esEuch, doch ich bitte Euch sehr, eine sorgfältige Aufstellung der Ausgaben zu führen, was und wo für dieses Geld gekauft worden ist, wer Unterstützung erhielt, in welchen Ortschaften, denn über die Verwendung der Spenden muß ein Rechenschaftsbericht veröffentlicht werden.
    [...]
    Hier sind alle wohlauf, es herrschen 11 Grad Frost, die Kleinen bleiben im Hause, Andrjuscha und Mischa besuchen das Gymnasium. Ich unterrichte täglich Sascha, gehe meiner Arbeit nach und sitze, dem Rat des Arztes folgend, ruhig zu Hause, heute geht es mir bereits viel besser. – Von den großen Söhnen habe ich bisher keine Nachrichten, die meisten Sorgen mache ich mir um Ljowa. – Gib auch weiterhin auf Dich acht, lieber Ljowotschka, iß ausreichend und gut, Dein Organismus braucht jetzt viel Kraft. – Eure Briefe machen mich glücklich und sind überaus interessant, schreibt mir oft. Grüßt Iwan Iwanowitsch von mir. [...]
    Ich küsse Mascha, Vera, Tanja und Dich. Bleibt gesund und behüte Euch Gott. Irgendwann werden wir uns alle wiedersehen! Ich versuche, gar nicht daran zu denken, um nicht von Ungeduld ergriffen zu werden.
    Lebt wohl.
    S.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [7. November 1891]
    [Landgut der Mordwinows]
    [...] Gestern, liebste Freundin, fragte ich mich: Was macht mir denn so zu schaffen und mich so traurig? Und beantwortete mir diese Frage: Du, Deine schlechte Gesundheit und seelische

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