Eine ehrbare Familie
Marine-Informationsdivision, dem DID, verbracht. Marie und ihr französischer Mann, der Diplomat, waren sogar noch mehr einbezogen, und an Weihnachten und auch nach der Beerdigung hatten die drei mehrere, sehr private Unterhaltungen geführt. Malcolm dagegen hatte sich strikt geweigert, hineingezogen zu werden, während seine ihm jüngst angetraute Frau Bridget sich neuerdings zugänglicher zeigte. Giles hatte etwas ganz Besonderes mit ihr im Sinn.
Nun, nachdem Charles für MO5 rekrutiert worden war, beschloß Giles, einige Dinge in die Wege zu leiten, die Marie bei ihrer Arbeit in Paris helfen konnten.
Er zog seinen Mantel an, dann wandte er sich an seinen Diener Robertson: «Ich weiß nicht, wann ich zurück sein werde. Sagen Sie der Köchin, sie soll mir etwas Kaltes herrichten. Sie können alle ins Bett gehen, ich nehme die Hausschlüssel mit.» Dann ging er hinaus in die frostklirrende Nacht.
Er nahm ein Taxi zum Trafalgar Square, von da aus ging er zu Fuß zum Strand. Aus schierer Gewohnheit hielt er einen Moment inne, bevor er um eine Ecke bog, und überquerte mehrmals die Straße, wobei er sich umschaute, ob ihm jemand folgte.
Erst als er sich versichert hatte, daß er allein war, ging er in Richtung von Charing Cross. Sein Ziel war ein schmaler Durchgang, in dem sich unter anderem ein kleiner Zeitschriften- und Tabakladen befand. Hier war Giles Railton unter dem Namen Mr. Harding bekannt. Der Ladenbesitzer hielt ihn für einen vornehmen Herrn, der sich gelegentlich einen kleinen Seitensprung erlaubte, denn er zahlte gut für das eine Zimmer über dem Laden, das durch eine kleine Tür direkt von der Straße aus zu erreichen war. Der Schlüssel zu der Tür befand sich im Besitz von Mr. Harding.
Hinter der Eingangstür führte eine Treppe zu einem winzigen Vorraum, von dem aus sich eine Tür in ein sauberes Zimmer öffnete, in dem zwei Sessel, ein Bett und ein Tisch standen. Keine Bilder, keine Bücher, keine Zeitungen, denn Giles wollte nicht, daß die Aufmerksamkeit seiner Besucher abgelenkt würde.
Er zog die schweren Vorhänge zu, bevor er den Gasglühstrumpf und das Kaminfeuer anzündete, denn im Zimmer war es fast so kalt wie draußen. Nur ein sehr gewitzter Beobachter hätte von der Straße aus den winzigen Lichtspalt zwischen den Vorhängen bemerkt.
Die junge Frau hatte ihre Instruktionen erhalten. Ein Bote hatte sie direkt von Redhill zu einer Adresse in Putney gebracht, von wo aus sie von zwei verschiedenen Überbringern weiterbefördert worden war. Die Zeit war zwischen sieben und zehn Uhr abends festgesetzt. Falls Mr. Hardings Licht nicht brannte, sollte sie im Abstand von fünfzehn Minuten bis zehn Uhr abends am Haus Vorbeigehen. Wenn auch dies nicht klappte, müßte sie es am folgenden Abend noch einmal versuchen.
Die junge Frau war Ende Zwanzig und modisch, aber nicht teuer gekleidet. Sie sah aus wie eine Zofe an ihrem freien Tag und machte den Eindruck, als sei sie auf der Reise, denn sie trug einen kleinen Koffer, abgesehen von ihrer Handtasche, in der sich ihr französischer Personalausweis, der Gegenwert von zweihundert Pfund in französischen Franc und ein wenig englisches Geld befanden. Sie lief unter dem Namen Monique.
Sie klopfte dreimal kurz hintereinander an der Eingangstür. Giles half ihr aus dem Mantel, als sie das Zimmer betrat, und wartete, bis sie es sich in einem der zwei Sessel bequem gemacht hatte.
«Diesmal gibt es keine großen Schwierigkeiten», fing er an. «Aber ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß die Menschen, um die es geht, mit mir verwandt sind. Aber lassen Sie sich dadurch nicht beeinflussen. Machen Sie Ihre Arbeit gründlich,
und berichten Sie mir immer die Wahrheit, so unangenehm sie auch sein mag.» Er gab Monique die Adresse von Marcel und Marie Grenot - die Adresse seiner eigenen Tochter und seines Schwiegersohns.
«Soll ich nur beobachten?» Sie sprach völlig akzentfreies Englisch, was nicht weiter verwunderlich war, da sie in Warwick geboren war. Sie stammte aus einer alten Offiziersfamilie und sprach fließend Französisch.
Er nickte. «Beobachten Sie, und berichten Sie mir. Aber Sie sind auch zum Schutz dieses Paares da. Ist Ihnen die Nachrichtenübermittlung klar?»
Sie sagte, es hätte gut funktioniert während ihres letzten Pariser Auftrags. Sie würde versuchen, so nahe wie möglich dranzubleiben.
Giles sah erfreut aus. «Das wäre allerdings wichtig. Ich muß unbedingt alles erfahren. Die Franzosen können sehr unangenehm
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