Eine ehrbare Familie
zusammen ein tolles Weihnächten in Redhill feiern!»
Die Kinderfrau Miss Coles war nach London geschickt worden, um Josephine mit nach Redhill zu nehmen, wo sie bereits Saras kleinen Sohn versorgte und sich während der Schulferien um William Arthur kümmerte. Die Familie hatte zu diesem neuen Problem noch nicht Stellung genommen, aber Sara hatte bereits beschlossen, daß Redhill der ideale Ort für alle Railton-Waisenkinder sei - legitime oder illegitime. In Redhill sollten sie aufwachsen, Redhill sollte ihr Zuhause sein, eine Zuflucht in stürmischen Zeiten.
Nach C’s Auskunft wurde James sofort klar, daß seine Kusine Marie straffrei ausgehen würde. C war wie immer ein wenig zu plump vertraulich, aber er stellte seine Fragen mit großer Höflichkeit. Jeder von ihnen erzählte seine Geschichte, sie wurde an andere Offiziere des Geheimdienstes weitergegeben. Sie Unterzeichneten beide ihre Aussagen und wurden in die Freiheit entlassen.
James kehrte zu seiner geliebten Margaret zurück, Marie fuhr nach Redhill, wo Denise und die anderen sie erwarteten. Bevor beide Warminster verließen, bat Marie James, sie nach Eccleston Square zu begleiten. Marie Grenot wollte ihrem Vater einen letzten Besuch abstatten.
Er sah zusammengeschrumpft aus, die Schläue seines Gewerbes war aus seinen Augen gewichen, sie glänzten fiebrig und angstvoll.
Niemand wird je erfahren, was wirklich geschah. Aber eine Version des Zusammentreffens, die die Krankenschwester, die vor der Tür gewartet hatte, am folgenden Abend Andrew erzählte, gewann im Laufe der Jahre immer mehr an Glaubwürdigkeit.
Der Krankenschwester zufolge hatte Marie gebeten, mit ihrem Vater allein gelassen zu werden. Die Krankenschwester war besorgt, da der alte Mann an diesem Morgen besonders unruhig war, und so blieb sie vor der Tür stehen und hörte einen kurzen Monolog: «Adieu, Papa. Du hast mich fast in den Tod getrieben. Ich hoffe, du fährst zur Hölle, und wenn du dort Qualen leidest, denk an mich!»
Dann spuckte sie ihm ins Gesicht. Und darüber, sagte die Krankenschwester, gäbe es keinen Zweifel, denn sie habe nach Maries Fortgehen die Spucke eigenhändig von der Backe des alten Manns gewischt.
Giles Arthur Railton starb am folgenden Nachmittag, am 20. November 1918, um fünf Minuten nach sechs.
Sein Sohn Andrew und die anderen kamen nach Eccleston Square. Und es war an diesem Abend, daß Andrew den endgültigen Beweis für Giles Railtons Verrat fand.
Andrew und Charlotte standen an Giles’ Bett, als er starb. Caspar und Phoebe kamen ein wenig später. Niemand wußte, was zu tun war, nachdem die ersten Vorkehrungen getroffen waren und der Rest der Familie telefonisch benachrichtigt war.
Robertson bot auf einem Tablett Getränke an. Um sieben Uhr schlug Andrew vor, daß die anderen nach Hause gehen sollten. «Es gibt nichts mehr hier für euch zu tun. Ich warte auf die Leute vom Bestattungsinstitut. Sie sagten, sie würden um halb acht hiersein.»
Caspar und Phoebe waren froh, gehen zu können, aber Charlotte, die sah, daß Andrew von seines Vaters Tod tief getroffen war, sagte, sie würde bleiben.
Als die beiden jungen Leute gegangen waren, fragte Andrew mit einer für ihn ungewöhnlichen Sentimentalität, ob Charlotte etwas dagegen habe, wenn er noch einmal nach oben ginge. «Ich würde gern mit dem alten Mann noch einmal allein sein.»
Charlotte nickte. «Der Tod war das Beste für ihn, Andrew, seit dem zweiten Schlaganfall war er nicht mehr wirklich am Leben.»
Andrew nickte geistesabwesend, ging in den ersten Stock und öffnete leise die Schlafzimmertür, als wolle er die zugedeckte Gestalt nicht aufwecken. Andrew hob das Leintuch auf, um einen letzten Blick auf das Gesicht zu werfen. Sein Vater wirkte jünger, nachdem der Tod ihn übernommen hatte. Schmerz und Angst waren aus seinen Zügen gewichen.
Andrew deckte das Gesicht wieder zu und blickte sich im Raum um, als täte er es zum ersten und letzten Mal. Er hörte in seinem Kopf seinen Vater Shakespeare zitieren: Und dieses kleine Leben umfaßt ein Schlaf.
Dann, er konnte nicht sagen, warum, spürte Andrew, daß irgendetwas nicht ganz in Ordnung war. Er drehte sich langsam im Kreis um und betrachtete aufmerksam jeden Gegenstand.
Alles war völlig normal. Das Bett, der Toilettentisch, auf dem als einziges Vaters Uhr lag, und auf dem Nachttisch ein in Leder gebundener Shakespeare-Band.
Er blickte noch mal hin. Er hatte seinen Vater seit dem Schlaganfall fast täglich besucht und nie
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