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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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die Revolution aus auf dieser grünen Insel. So oder so, das Gewitter braut sich zusammen und wird sich bald entladen.»
    «Und was hat das mit mir zu tun? Ich werde hier sein in Glen Devil und vermutlich Zusehen müssen, daß ihr meinen Mann umbringt...»
    «Nicht unbedingt. Viele Engländer stehen auf unserer Seite, weil wir im Recht sind. Aber es gibt zwei Sachen, die du tun mußt, Bridget Kinread...»
    «Railton», verbesserte sie ihn scharf.
    «Für mich heißt du Kinread, bis dein Mann sich in unseren Augen bewährt hat. Sorge dafür, daß dein Engländer begreift, wem er in diesem Land die Stange zu halten hat.»
    Sie zuckte die Achseln, ohne sich zu äußern.
    O’Connell fuhr fort: »Aber es genügt nicht, deinem Mann beizubringen, daß er Farbe bekennen muß und sich aus der Misere dieses Landes nicht heraushalten kann. Ich kenne seine Familie. Ich weiß, wer sie sind und was sie tun.»
    «Ach, wirklich?»
    «Sie sind einflußreich, Diplomaten, Militärs, Politiker. Du wirst sie zweifellos öfters besuchen, oder sie werden nach Glen Devil kommen. Und das ist die zweite Sache, Bridget. Sie werden offen vor dir reden, du wirst gewisse Dinge erfahren... Verstehst du, was ich meine?»
    «Wenn ich dich richtig verstehe, bittest du mich, für dich zu spionieren, dir Bericht zu erstatten.»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein, ich bitte dich nicht darum, du wirst es tun. Alles Wichtige, den kleinsten Informationskrümel, den du am Tisch deiner neuen, vornehmen, englischen Familie aufpickst, alles, was Irland betrifft, wirst du an uns weitergeben. Kapiert?»
    Sie nickte kurz, wohl wissend, daß er es als Zustimmung auslegen würde, und es dennoch nicht wissen wollend.
    «Gut.» Diesmal wirkte sein Lächeln fast menschlich. «Du brauchst dich nur an den jungen Michael Bergin im Stallhof deines Vaters zu wenden, und ich werde es möglich machen, dich allein zu treffen. Wenn du nach Glen Devil ziehst, wird dort ein Angestellter deines Mannes mir Bescheid sagen. Niemand sonst braucht davon zu wissen.»
    Sie wandte sich ab und bat ihn zu gehen.
    «Niemand, Bridget», sagte er mit der Hand auf der Türklinke, «wird je erfahren, von wem die Informationen stammen. Aber sie können dein Rettungsanker sein, denn falls du nicht...»
    «Wirst du mich töten, mich und meinen englischen Ehemann.»
    «Nur wenn du mich dazu zwingst.» Er öffnete die Tür und ging, ohne sich umzudrehen. Sie hörte seine schweren Stiefel auf den Bohlen des Korridors, der zur Küche führte.
    Einige Augenblicke später vernahm sie den Hufschlag seines Pferds im Hof. Sie ging vom Salon in die Eingangshalle. Michael Bergin lehnte an der Küchentür. Er nickte ihr höhnisch zu, dann drehte er sich um und verschwand. Michael würde derjenige sein, der ihr die Kehle durchschneiden würde.
    Bridget ging nach oben, nahm Papier und einen Umschlag aus dem Schreibtisch ihres Vaters und fing zu schreiben an. Sie adressierte ihren Brief an Mr. Harding, Untermieter bei einem Zeitungsund Tabakhändler in der Nähe von Charing Cross.
    Giles Railton hatte ihr seine Anweisungen gegeben. Der Brief enthielt eine Anfrage über die Bestellung einer Frauenzeitschrift, die außerhalb Londons nicht erhältlich war. Aber die Notiz enthielt einige verschlüsselte Worte. Wenn Giles Railton sie bekam, würde er wissen, daß die Fenier Kontakt mit ihr aufgenommen hatten.
    «Ich werde dir Informationen geben, die du an sie weiterreichen kannst», hatte er ihr an dem Nachmittag nach der Beerdigung des Generals gesagt. «Es werden Informationen sein, die für sie wichtig sind und die sie glauben werden. Und dafür wirst du mir alles berichten, was du erfährst: Namen, Zeitangaben, Pläne. Wirst du das tun?»
    Sie hatte ja gesagt, so wie sie bei Padraig O’Connell zustimmend genickt hatte, ohne wirklich eine Entscheidung getroffen zu haben. Erst als sie den haßerfüllten Blick von Michael Bergin bemerkt hatte, stand ihr Entschluß fest. Von nun an war Bridget Kinread eine Railton. Und wenn Malcolm sich weigerte, an den Intrigen seines Vaters für Gott und England teilzuhaben ? Nun, das war seine Angelegenheit. Sie weigerte sich nicht.
    Es war Mitte März, und Sara war allein in Redhill. John hatte im Parlament zu tun und darauf bestanden, daß sie in Haversage blieb. Es sei eine gute Gelegenheit, hatte er gesagt, ihre Position als Herrin von Redhill zu festigen.
    Sie hatte gehofft, ihr Stiefsohn James würde ihr Gesellschaft leisten, da er zehn Tage Ferien hatte, aber er hatte ihr

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