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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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ruhig zu sein, obwohl es hin und wieder den Kopf hochwarf.
    «Ist Ihnen wirklich nichts passiert?» fragte Berry noch einmal.
    «Nichts, außer ein paar deftigen blauen Flecken.» Sie prüfte ihre Beine und ihr Gleichgewicht, ihre Schultern schmerzten und peinlicherweise auch ihr ganzes Hinterteil. «Ich habe noch mal Glück gehabt, Mr. Berry. Es hätte auch schlimm ausgehen können.»
    Er ergriff Turks Zügel. «Es war schlimm letztes Mal...» Berry hielt inne, als hätte er etwas Unvorsichtiges gesagt.
    «Letztes Mal?»
    «Sie sollten es eigentlich nicht erfahren, Mrs. Railton. Die Hecke! Sie heißt allgemein Lady Nellies Hecke. Es war lange vor meiner Zeit. Die Frau des Generals stürzte an dieser Hecke. Es war bei einer Jagd...»
    «Oh, Gott!» Sara wurde schwindlig. Sie hatte von dem schrecklichen Jagdunfall gehört. Lady Railton war sofort tot gewesen. «Ich wußte nicht, daß es diese Hecke war. Du lieber Himmel!»
    «Schaffen Sie es zurück ins Herrenhaus, Mrs. Railton?»
    Sie nickte unsicher.
    «Soll ich das Pferd am Zügel führen?»
    «Oh, wären Sie so nett? Ich bin wirklich nicht verletzt, aber... nachdem ich weiß, daß es Lady Nellies Hecke war...»
    «Können Sie aufsitzen, Mrs. Railton? Dann führe ich Turk.»
    Um sich abzulenken, erkundigte sich Sara auf dem Heimweg nach Berrys Arbeit und stellte fest, daß alles, was er ihr erzählte, sie äußerst interessierte.
    Er sprach von den Milchkühen, vom Weideland und über das Rotationssystem, nach dem auf den Feldern abwechselnd Getreide, Kartoffeln und Gemüse angebaut wurde. Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes, Gleichmäßiges, wie der Ablauf der Jahreszeiten. Ein zufriedener Mann, sagte sie sich, der das Land und die Tiere liebt, jemand, der jeden Tag Resultate sieht.
    «Sie haben Glück, daß Sie sich so wohl fühlen in Ihrer Haut, Mr. Berry.»
    «Ja, ich fühle mich sehr wohl hier, solange ich bleiben kann.»
    «Sie wollen uns doch nicht etwa verlassen?» Sie zog die Zügel an und blickte auf ihn hinunter.
    «Nicht aus eigenem Willen...»
    «Nun, dann ...?»
    «Ich sollte mit Ihnen darüber nicht sprechen, Mrs. Railton.»
    Sie runzelte die Stirn und sah die Besorgnis in seinen Augen. «Ich will es aber hören.» Sara war erstaunt über die Autorität in ihrer Stimme.
    Es war eine einfache Geschichte. Berry war ein Bauernsohn aus Oxfordshire. Er hatte die Tochter des Gasthofwirts aus dem Nachbardorf zwei Jahre lang umworben, bevor er sich vor drei Jahren um den Posten in Redhill bewarb. Er vermutete, daß einer der Gründe, warum der General ihn angestellt hatte, seine bevorstehende Heirat gewesen war. Und er wisse auch, daß des Generals Sohn, Mr. John Railton, als Gutsaufseher einen verheirateten Mann bevorzuge. So hatte man es immer in Redhill gehalten.
    Aber im Leben geht nicht immer alles so glatt. Am gleichen Tag, als das Anstellungsschreiben des Generals eintraf, erklärte ihm seine Braut, daß sie ihn nicht heiraten wolle.
    «Der General war ein verständnisvoller Mann. Er sagte mir, es würde keinen Unterschied machen, und ich würde sicher bald die richtige Frau finden..
    Aber die richtige Frau hat nicht meinen Weg gekreuzt, und am Michaelifest wird Mr. John Railton mein Vertrag zur Verlängerung vorgelegt.»
    Sara setzte ihr Pferd wieder in Bewegung. «Und Sie fürchten, mein Mann wird Sie durch jemand anderen ersetzen, weil Sie nicht verheiratet sind?»
    «Er hat alles Recht dazu, Mrs. Railton. Aber bitte erwähnen Sie die Angelegenheit nicht ihm gegenüber.»
    Sie hielt das Pferd wieder an und sah ihm in die Augen. «Ich werde es nur erwähnen, wenn er die Absicht hat, Sie zu ersetzen, bevor Sie die richtige Frau finden.» Sie lächelte. «Das ist das mindeste, was ich für Sie tun kann, Mr. Berry. Ich möchte Sie nicht verlieren.»
    Natter kam ihnen im Stallhof entgegen. Sara bedankte sich bei Berry für seine Hilfe und versicherte ihm noch einmal, daß ihr Mann ihn nicht entlassen werde.
    «Nichts Schlimmes passiert, Ted, Gott sei Dank!» sagte Berry zu ihm.
    «Da bin ich mir nicht so sicher, Mr. Berry. Im Haus herrscht helle Aufregung.»
    Er hatte nicht übertrieben.
    Vera Bolton, die Tochter der Köchin und Saras Zofe, wartete bei der Tür, um ihre Herrin abzufangen, bevor sie das Haus betrat. «O Mrs. Railton, ein Glück, sind Sie heil und gesund zurück. Mr. John ist aus London eingetroffen und wartet auf Sie. Er geriet außer sich vor Angst, als er hörte, Sie seien an Lady Nellies Hecke gestürzt. Er macht sich solche Sorgen

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