Eine ehrbare Familie
Hotel?»
«Das Queens-Hotel sieht ganz vertrauenerweckend aus, aber ich fürchte, es ist ziemlich teuer.»
«Das schert mich einen Dreck.» Dick lachte wieder. Er lachte oft und herzlich. «Farman zahlt. Ich bin nur hier, um ihr Flugzeug der britischen Armee vorzuführen. Helfen Sie mir, die Kiste drüben in den Schuppen zu bringen?» Er wies auf den Schuppen, in dessen nächster Nähe die Leute von Allicott Verdon Roe arbeiteten und der, wie er wußte, leer stand.
«Ich hoffe, sie geben Ihnen einen Schlüssel, sonst werden die Roe-Leute auf Ihrer Kiste herumturnen», sagte James stirnrunzelnd.
Farthing zog ein Schlüsselbund aus der Tasche. «Die britische Armee war sehr entgegenkommend», sagte er und hielt lachend das Schlüsselbund hoch. «Sie haben mich übrigens erwartet. Aber es wird sicher eine Woche dauern, bis ein Spezialist hierherkommt.»
James half ihm, die Maschine zu starten. Er schwang den Propeller und stellte fest, daß die Farman ihre Schwächen hatte, denn man mußte zwischen den zwei schmalen Holmen des weit offenen Rumpfs stehen und scharf hinhören, um die Anordnungen des Piloten zu verstehen. Der Motor sprang beim ersten Abwärtsschwung des Propellers an. Zuerst knatterte er, aber unter der erfahrenen Hand Dicks beruhigte er sich.
James duckte sich unter den Holmen und der Leinwand und winkte seinem neuen Freund zu. Der Motor brummte leise, und die Farman rollte über das Feld. James rannte hinterher.
Die Roe-Belegschaft war freundlich, aber neugierig, doch Dick hielt sie vom Flugzeug fern, indem er sagte, er hätte seit fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Seine Ausdrucksweise war kurz und bündig, wurde aber durch seine liebenswürdige Art wettgemacht. Er redete unentwegt auf James ein, der ihn durch das Haupttor bis zum Queens-Hotel begleitete. Dort trug er sich ins Register ein und bestand darauf, daß James mit ihm zu Mittag aß.
James erkannte schnell, daß Dick Farthing, obwohl er viel sprach, äußerst diskret war. Ja, mehr noch, er stellte einige schnelle, präzise Fragen, so daß er, als sie das Hotel erreichten, bereits eine Menge über James’ Herkunft und seine Zukunftspläne wußte. «Ihr Vater ist Parlamentsmitglied!» rief Dick aus, und in seinem Tonfall schwang Respekt mit. «Das könnte eine große Hilfe sein. Farman hofft, daß eure Militärs sich für seine neuen Flugmodelle interessieren. Ein Parlamentsmitglied kennenzulernen, wäre ein guter Anfang. Scheint mir ein richtiger Glücksfall zu sein, daß ich Sie getroffen habe.»
Während des Mittagessens erfuhr James einiges über den Amerikaner. Ihre Herkunft ähnelte sich. Dick stammte ebenfalls aus einer Offiziers- und Diplomatenfamilie. «Mein alter Herr ist einer der Auslandsberater des Präsidenten, einer meiner Onkel, Bradley, ist Offizier und ein anderer Senator. Ich bin das schwarze Schaf der Familie.» Wenn Farthing lächelte, zog sich sein rechter Mundwinkel hoch und sein rechtes Auge schloß sich halb, was seinem Lächeln etwas Verschwörerisches gab.
Dick war siebenundzwanzig Jahre alt und der älteste von fünf Brüdern. Er hatte die amerikanische Militärakademie West Point absolviert und war anfangs Infanterieoffizier gewesen. Aber dann hatte er sich, wie so viele seiner Generation, für die Fliegerei begeistert. «Vater war natürlich außer sich. Hat mir angedroht, mich zu enterben, aber ich habe meinen angeborenen Charme spielen lassen.» Er grinste, um zu zeigen, daß er sich über sich selbst lustig machte. «Wenn Krieg kommt, muß ich in die Armee zurück, aber ich hoffe, daß sie bis dahin ein Fliegerkorps haben.»
James sagte, genau das hoffe er auch. «Der Generalstab kann sich zu nichts entschließen. Sie sehen einfach nicht die ungeheuren Möglichkeiten.»
Dick nickte zustimmend. «Dennoch, Ihre Leute scheinen an dem neuen Farman-Modell interessiert zu sein. Sie wollen sich die Farman III unbedingt ansehen. Wollen Sie mir ein wenig zur Hand gehen, oder sind Sie beschäftigt in den nächsten Tagen?»
James war über das Angebot entzückt. «Ich hoffe, ich darf sie mal fliegen?»
«Kein Problem. Haben Sie schon Ihre Flugerlaubnis?»
«Nein.» James wollte seinen neuen Freund nicht anlügen.
«Nun, wenn Sie schon einige Erfahrung haben, genügt das.»
Sie verabredeten sich für den kommenden Morgen. James konnte es kaum erwarten, Martin Savory die aufregende Neuigkeit mitzuteilen.
Der folgende Morgen war wieder klar und schön, aber frostig.
Sie arbeiteten viele
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