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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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warum hast du mir das nicht gesagt?» fragte er.
    Später hörte er vom Reitunfall seiner Stiefmutter und sagte sich, daß sein Vater sich vermutlich große Sorgen gemacht hatte, was ihn wohl milde gestimmt hatte.
    Sara hatte schon früher darauf bestanden, daß er sie beim Vornamen nannte. Und jetzt versuchte sie trotz des Schocks, den sie an Lady Nellies Hecke erlitten hatte, James’ Vertrauen zu gewinnen. Seit ihrer Heirat hatte sich Sara um James’ Freundschaft bemüht, und nun ergriff sie diese günstige Gelegenheit und ließ sich alles über seine Leidenschaft für die Fliegerei erzählen.
    Zum Schluß kam natürlich die ganze Wahrheit heraus, auch die fünfhundert Pfund, die der General heimlich für James bei der Bank deponiert hatte. John Railton setzte sich sofort mit Dick Farthing in Verbindung, um zu erfahren, wieviel Geld der Unfall kosten würde. Er warnte James, daß er mit seinem Erbe und den fünfhundert Pfund für den Schaden einstehen müsse, den er angerichtet hatte.
    John stellte aber noch eine weitere Bedingung: James müsse, bis er sein Offizierspatent erhalten habe, alle Ferien und Urlaube in Redhill oder im Londoner Haus verbringen. «Und wenn du schon unbedingt fliegen willst, James, dann laß dich gefälligst gründlich ausbilden.»
    James erwiderte aufgeregt: «Es ist die Zukunft, Vater! Eines Tages werden Flugzeuge militärisch eine große Rolle spielen. Und ich will vor den anderen einen Vorsprung haben, einer der Anführer sein.»
    John Railton lächelte im stillen. Er bewunderte die Begeisterung seines Sohns, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß diese motorisierten Papierdrachen je einen militärischen Wert haben könnten.
    Steinhauer geriet immer mehr unter Druck. Das Militär wollte den Geheimdienst, wie der Kaiser vorausgesehen hatte, unter seine Kontrolle bringen. Sie hatten sogar schon ihren Kandidaten für die Position des Chefs aller Geheimdienste ernannt und Steinhauer gesagt, daß er ihm direkt unterstellt sein würde.
    Ein Militärexperte hatte Steinhauer mehrere Stunden lang über die Spione und Agenten in anderen europäischen Ländern und über die Polizeispitzel, die für den Geheimdienst des Auswärtigen Amts tätig waren, ausgefragt.
    Man hatte seine Schränke ausgeräumt und vermutlich auch seine Briefe geöffnet.
    Steinhauer fing an, sehr vorsichtig zu werden. Er fuhr nur noch in unregelmäßigen Abständen nach Neuweißensee, wechselte die Züge an ausgefallenen Stationen und paßte auf, ob jemand ihm folgte.
    Einer Sache war er sicher: Falls er Ulhurt ausbilden, disziplinieren und nach England bringen konnte, dann würde es ihm gelingen, ihn als seinen eigenen Agenten zu halten. Er würde nie mit den schon existierenden Agenten in Kontakt kommen. Steinhauer war der festen Meinung, daß die Art, wie die Militärs den Geheimdienst handhabten, nur in einer Katastrophe enden konnte. Alle ihre jetzt im Ausland lebenden Agenten würden entlarvt, gefangengenommen und ausgewiesen werden.
    Als die Übernahme der Militärs offiziell bekannt wurde, setzte sich Steinhauer mit zwei ihm wohlbekannten, dubiosen Herren in Verbindung. Einer war ein Waffen- und Sprengstoffspezialist, der schon vor langer Zeit die Armee verlassen hatte, um sich einer lukrativeren Tätigkeit in der Verbrecherwelt zu widmen. Den anderen hatte Steinhauer schon früher privat beschäftigt. Es war ein unauffälliger Bursche mit schlichten Ansprüchen, aber seine Dienstleistungen ließ er sich hoch bezahlen; die Regierung machte nur selten Gebrauch von ihm. Der Mann hieß Wachtel, und sein Beruf war Mörder. Er hatte die ganze Welt bereist und kannte mehr Methoden, jemand lautlos und schnell ins Jenseits zu befördern als jeder Berufssoldat. Ihm wurden über hundert politische Morde zugeschrieben, von denen die Hälfte als gewöhnliche Morde zu den Akten gelegt worden waren. Niemand hatte ihm je das Geringste nachweisen können.
    Diesen beiden Männern hatte er eine gute Bezahlung für Ulhurts Ausbildung zugesagt. Auf ihre Diskretion war hundert Prozent Verlaß.
    Hans-Helmut Ulhurt machte schnelle Fortschritte. Die stümperhafte chirurgische Behandlung in Kiel hatte anfangs an seinen Kräften und an seinem Selbstvertrauen gezehrt, aber nun ging es mit der Genesung des riesigen Matrosen sprunghaft voran.
    Wenn Steinhauer ihn besuchte, sprachen sie nur englisch zusammen, und Ulhurt beherrschte die Sprache jetzt sogar noch besser als zuvor. Und die Experten berichteten, daß er auf

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