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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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in West Cork erwarten. Ein Kennwort wurde verabredet, und Charles war voller Aufregung, daß man ihm die Überbringung detaillierter Geheimberichte aus Irland anvertraute!
    Hans-Helmut Ulhurt - der «Fischer» - verließ, angeblich als zweiter Maat auf dem Handelsschiff Seeschwalbe, Anfang April die Stadt Hamburg.
    Sie löschten ihre Fracht in Liverpool, außer einer Ladung Maschinenteile, die sie auf der Rückfahrt in Dublin abliefern sollten. Der Aufenthalt in Liverpool war auf vier Tage angesetzt, aber unglücklicherweise ergaben sich Schwierigkeiten bei der Steuerung, so daß das Schiff warten mußte, bis Ersatzteile aus Hamburg eintrafen.    
    Alles in allem lag die Seeschwalbe vierzehn Tage in Liverpool auf der Werft. Während dieser Wartezeit reiste der «Fischer» nach Portsmouth, Southampton, Plymouth und London und von dort aus weiter nach Schottland.
    Es fiel ihm leicht, sich als Engländer auszugeben, und er hatte keine Schwierigkeiten beim Reisen. Im Gegenteil, er fand einige sehr angenehme Kumpane und schlief mit fünf jungen Frauen, die von seinen Seemannsgeschichten, seinem Holzbein und einem anderen Teil seiner Anatomie, der ihnen viele vergnügliche Stunden verschaffte, höchst entzückt waren.
    Er versprach diesen Damen, sie wieder zu besuchen. Besonders angetan war er von einer Mrs. Gregor, die eine Pension in Invergordon besaß.
    Abgesehen von diesen Seitensprüngen benahm sich der «Fischer» tadellos. Er betrank sich nur ein einziges Mal und das allein in einem Hotelzimmer in London.
    Nach der unerwarteten Verzögerung lieferte die Seeschwalbe die Maschinenteile in Dublin ab, wo sie planmäßig sechs Tage vor Anker ging.
    Am ersten Morgen suchte Steinhauers Mann Bewleys Café auf, wo er «zufällig» mit einem Mann ins Gespräch kam, der ihm einige Botschaften ausrichtete von einem gemeinsamen deutschen Bekannten.
    «Unser Freund hat mir einmal gesagt, er kenne einen Mann, der bereit wäre, für einige gute Kameraden fast alles zu tun», sagte der Ire ruhig, nachdem er dem «Fischer» einige für dessen Chef interessante Nachrichten übermittelt hatte.
    Der «Fischer» nickte. «Ja, das stimmt. Ich selbst bin der Mann. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?»
    Der Ire sah ihn mit klaren, harten blauen Augen an, die Ulhurt an zerbrochenes Glas erinnerten. «Einige meiner Freunde haben ein ernsthaftes Problem», begann er. «Sie haben herausgefunden, daß sich in ihrer Mitte ein Verräter befindet. Und mit einem Verräter kann man nur eins tun...»
    «Das weiß ich nur zu gut.»
    «Der Haken ist, daß der Mann in einer kleinen Gemeinde wohnt, wo ihn jeder kennt. Würden meine Freunde sich selbst der Sache annehmen, würden sie unweigerlich erwischt werden. Sie brauchen einen Außenseiter, jemand, der unbemerkt kommen und wieder verschwinden kann.»
    Der «Fischer» nickte. «Wird gemacht. Sagen Sie mir nur, wo und wer. In achtundvierzig Stunden ist alles erledigt.»
    Padraig lehnte sich im Stuhl zurück. «Ausgezeichnet. Sie müssen den Zug nehmen. Der Mann wohnt in Rosscarbery, einem Dorf in West Cork.» Er gab dem Deutschen genaue Anweisungen. «Wir wollen an dem Kerl ein Exempel statuieren», schloß er seine Ausführungen.
    Charles war mit der Dampffähre in Rosslare gelandet, beladen mit einer Angelrute und allem sonstigen Anglerzubehör. Er sah wie ein typischer Tourist aus, der sich auf eine angenehme Woche des Fischens freut.
    Er bestieg den Zug nach Cork und fuhr dann weiter mit dem Omnibus. Die Nacht verbrachte er in einem Gasthof fünf Meilen von Rosscarbery entfernt. An der Bar erregte er keinerlei Verdacht. «Eine Menge Engländer kommen zum Fischen her», wurde ihm mitgeteilt. Der Wirt gab ihm ein paar nützliche Hinweise, und Charles verbrachte den nächsten Tag an einem in der Nähe liegenden Flüßchen, ohne einen einzigen Fisch zu fangen.
    Um vier Uhr nachmittags kehrte er in den Gasthof zurück, packte sein Angelzeug ein und verkündete, daß er einen langen Spaziergang machen würde. Niemand war erstaunt- alle Engländer waren verrückt, und wenn ein Engländer um diese Zeit Spazierengehen wollte, nun bitte, sie hatten nichts dagegen.
    Rosscarbery steht auf einem felsigen Hügel. Der einzige Zugang zum Dorf ist eine steil ansteigende Straße, die direkt auf den Marktplatz führt. Diese Hauptstraße gabelt sich auf halber Hügelhöhe und ist über einen Damm erreichbar.
    Es war ein windiger Märzabend, tief hängende Wolken näherten sich von Westen, und die letzten,

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