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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Schweigen, das auf Porters Weggang folgte, lastete so schwer auf ihnen wie ein heraufziehendes Gewitter. Dick Farthing stand auf und goß sich einen Kognak ein, während Sara auf dem Sofa zurücksank und in die Flammen starrte. Unsinnigerweise empfand sie ihren Mann als Eindringling.
    Sara erschien am folgenden Morgen nicht zum Frühstück, und als John herunterkam, sah sein Sohn zu seiner größten Bestürzung, daß sein Vater plötzlich alt und abgespannt aussah. John begrüßte Dick herzlich und dankte ihm für alles, was er für James getan hatte.
    «Sara fühlt sich nicht wohl», sagte er zu allen.
    «Doch hoffentlich nichts Schlimmes, Pa?»
    Dick, der John nicht anzublicken wagte, murmelte nur, daß sie am Vorabend recht munter gewesen sei. Doch dann verbesserte er sich und sagte: «Nein, richtig, sie hatte Kopfschmerzen und ging bald nach James zu Bett.»
    «Vermutlich bekommt sie eine Erkältung.» John schien nicht besonders beunruhigt. «Sie hat kein Fieber, aber fühlt sich ein wenig schwach. Doch nun, was ist mit dem Fliegen?»
    Asquith hatte John eine Woche Urlaub gegeben. John war fest entschlossen, in Redhill nach dem Rechten zu sehen. Er würde Dick zeigen, daß er seine Frau nicht vernachlässigte, er würde Berry diskret warnen und zwischen Sara und dem Gutsverwalter Hunter Frieden stiften.
    Nach dem Frühstück gingen die Männer zum Flugfeld, und John war von den Fortschritten seines Sohns tief beeindruckt. James kreiste über dem Gut und dem Dorf und zog einige Runden im Tiefflug über dem Gelände, um seine Geschicklichkeit zu beweisen.
    Dick verabschiedete sich kurz vor drei Uhr, um noch bei Tageslicht Farnborough zu erreichen. Vater und Sohn sahen dem großen Doppeldecker nach, der südöstlichen Kurs auf Hampshire nahm. Dann gingen die beiden langsam nach Hause.
    Sara erwartete sie, ausgeruht und heiterer gestimmt. Sie fühlte sich auch tatsächlich besser, obwohl ihr Inneres noch in Aufruhr war. Sie ahnte, daß ihre Gefühle für Dick Farthing nicht abkühlen würden, dennoch nahm sie sich vor, John eine gute und treue Ehefrau zu sein, gleichgültig wie schwer ihr dabei ums Herz sein würde.
    Eine Überzeugung hatte sie gewonnen, als sie nachmittags mit verweinten Augen auf dem Bett gelegen hatte; wenn sie ein Kind hätte, möglichst einen Sohn, dann würde sich ihre Beziehung zu John festigen. Sie sprach sie sogar laut aus, als Vera Bolton ihr Haar bürstete.
    «Nun, Madam, wenn alles andere fehlschlägt, dann sollten Sie mit Martha Crook sprechen ...» Vera errötete plötzlich und hielt ihre Hand vor den Mund, als wolle sie die Worte wieder einfangen. Martha Crook war die Mutter des Stalljungen Billy und arbeitete als Näherin im Herrenhaus. Mutter und Sohn wohnten im hübschen Glebe Cottage, eine halbe Meile entfernt vom Herrenhaus und eine Meile entfernt vom Glebe-Haus, wo der mürrische Gutsverwalter Hunter wohnte.
    Sara drang in das Mädchen, ihr zu sagen, was sie meinte, aber Vera erwiderte nur verlegen: «Ich hätte es nicht sagen sollen.»
    «Aber Sie haben es nun einmal gesagt. Also was meinen Sie damit, daß ich mit Martha Crook sprechen soll?»
    «Bitte, Madam, bitte vergessen Sie das Ganze.»
    Als sie merkte, daß sie auf diese Art nichts erreichte, versuchte Sara es auf andere Weise: «Glebe Cottage ist ein hübsches Haus, und Billy macht sich sehr nützlich auf dem Gut. Aber ist es für eine Näherin nicht sehr ungewöhnlich, ein eigenes Cottage zu besitzen? Was wurde aus Martha Crooks Mann?»
    Vera errötete wieder. «Ich glaube, Sie fragen das besser Mr. John, Madam. Ich hätte Martha Crook nie erwähnen dürfen.»
    Als sie nach dem Abendessen mit John im Salon saß, fragte Sara ihren Mann unumwunden, was es mit Billy und seiner Mutter auf sich hätte.
    «Ich hätte es dir längst sagen sollen», erwiderte John stirnrunzelnd. «Alle hier in der Gegend wissen darüber Bescheid. Martha Crook war die letzte in der langen Reihe von Geliebten des Generals. Er war ein sehr viriler alter Mann.» Johns Stimme klang gedrückt, als wolle er sich für etwas entschuldigen.
    «Wie alle Railtons.» Sara sagte dies völlig unkokett, es war vielmehr aufmunternd gemeint.
    James, der bei ihnen saß, lachte schallend und erntete einen strengen Blick seines Vaters.
    «Es fing an nach meiner Mutter Tod», sagte John. «Er suchte sich immer Näherinnen aus und stellte seine Bedingungen. Martha Crook war die letzte. Wir dachten, es würde wie üblich verlaufen, keine war länger als ein Jahr

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