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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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einstellen!»
    Padraig sah eine Frau, ihr Schal war rot von Blut, das ihr aus dem Mund strömte. Ein Mann lag auf dem Rücken, die Augen glasig im Tod. Um ihn herum wälzten sich Verwundete in Schmerzen, ein kleiner Junge rief verzweifelt nach seiner Mutter. Die Menge drängte und schubste sich zurück auf die Hauptstraße. Der Trupp verließ die Kampfstätte im Eilschritt.
    O’Connell hielt Fintans Leiche im Arm. Ein unbändiger Haß überwältigte ihn. Er schrie, ohne es zu wissen, ohne sich zu hören: «Ihr Schweine! Ihr gottverdammten Mörder!»
    Und dann, auf dem Pflaster des Kais, wo drei Tote und unzählige Verwundete lagen, schwor er Rache. Seine Seele würde nicht eher Ruhe finden, bevor er nicht die Briten aus seinem Land, aus Irland vertrieben hätte.
    In ganz Europa schien die Sonne. Die Leute fuhren in die Ferien, niemand dachte an Krieg. Die Ermordung des Erzherzogs war auf dem fernen Balkan geschehen, wo Bluttaten an der Tagesordnung waren.
    Ende Juli trafen James und Margaret in Redhill ein.
    Sie hatten versprochen, eine Woche zu bleiben, doch zu Saras Erstaunen verließ James kaum das Haus. Sie wollte ihm ihre Verbesserungen auf dem Gut zeigen, aber James begleitete sie nie weiter als bis zum Rosengarten. Margaret fand keinen Vorwand, im Haus zu bleiben, und begleitete Sara über die Felder. «Wir tun eine Menge für die Gemeinde», sagte Sara, «aber wir könnten aus dem Land und den verpachteten Bauernhöfen mehr herauswirtschaften. Es ist schießlich keine Sünde, mit seinem Besitz Geld zu verdienen.»
    Margaret nickte geistesabwesend. So sehr sie Sara mochte, konnte sie sich nicht für deren landwirtschaftliche Pläne begeistern. Margaret interessierte sich für Musik, Literatur und Theater. Sie war eine hervorragende Pianistin. Doch im Moment machte sie sich Sorgen um James. Obwohl er überzeugend die Rolle des passionierten, robusten Soldaten spielte, überzeugte er seine eigene Frau nicht. James und Margaret waren nicht nur körperlich voneinander angezogen, sie waren auch geistig eng verbunden, und Margaret wußte, daß sich hinter dem harten Äußeren ihres Mannes eine sehr einfühlsame Seele verbarg. Aber in letzter Zeit schien er sich vor ihr abzuschirmen.
    Auf der Fahrt nach Redhill hatte er unvermittelt gesagt: «Es wird so weit kommen, und weder Politiker noch Priester oder Juristen und auch nicht gedungene Mörder können daran etwas ändern.»
    «Krieg?» hatte sie gefragt und gespürt, wie sich eisige Kälte in ihrem Inneren ausbreitete. «Aber wer sollte England angreifen? Was haben wir mit den Streitereien auf dem Balkan zu tun? Sollen doch die Serben, die Österreicher, die Russen und Deutschen das untereinander ausmachen.»
    «Das werden die Ereignisse nicht zulassen. Der deutsche Kaiser wartet nur auf einen Vorwand, um loszuschlagen. Und wir sind sicher, daß die Ermordung des Erzherzogs ihm diesen Vorwand liefert. Wir sind ganz sicher, daß in einer Woche der Krieg ausbricht.»
    «Wer sind wir , James?» hatte sie gefragt.
    James hatte sie kurz angeblickt. «Die militärische Führung.» Dann hatte er ausdruckslos hinzugefügt: «Margaret, du mußt doch eine Idee haben, worin meine Arbeit besteht.»
    «Ich finde es seltsam, daß ein Ausbilder in Sandhurst ständig in Europa herumreist. Du verschwindest manchmal wochenlang. -Ich habe keinen Grund anzunehmen, daß du eine Geliebte hast...»
    «Margaret!»
    Sie lachte plötzlich. James liebte ihr Lachen. «Nun, ich kann mich nicht über dich beklagen. Meine Freundinnen erzählen mir, sie würden in dieser Hinsicht ziemlich vernachlässigt, wenn ihre Männer sich eine kleine Schauspielerin oder Lebedame auftun.»
    «Mein Gott, diskutiert ihr etwa euer...»
    «Liebesieben», kam sie ihm zu Hilfe. «Ja, natürlich tun wir das. Sehr viel mehr haben die Gänschen, mit denen ich verkehren muß, leider nicht im Kopf.»
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern und blickte ihr in die Augen. «Ich stehe im Dienst unseres Geheimdienstes. Meine Reisen ins Ausland sind ein Teil meiner Arbeit.»
    «Und was tust du, wenn du im Ausland bist?» Ihre Stimme klang plötzlich gedämpft, als sei sie in der Kirche.
    «Manchmal ist es eine Art Eignungsprüfung. Zweimal mußte ich gewisse Dinge herausfinden, mit Leuten sprechen. Aber du mußt mir versprechen, mit niemandem, auch nicht mit Sara, darüber zu reden.»
    Sie nickte. «Du bist also ein Spion?»
    «Nein, so einfach ist das nicht. Spion ist kein Wort, das wir benutzen...»
    Sie legte ihre Hand

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