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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Kraft!
    »Du sollst wissen, dass der Arzt einen Gehirntumor noch immer nicht ganz ausgeschlossen hat«, sagte Aila.
    Ihre Stimme klang brüchig, aber mit dem Trick konnte sie mich nicht mehr erweichen.
    »Jetzt behaupte bloß nicht, dass der Arzt in deinem Kopf ein Gehirn gefunden hat.«
    » Du solltest dir mal den Kopf untersuchen lassen. Was machst du jetzt da draußen im Regen? Wie bescheuert kann ein Mensch eigentlich sein?«
    »Denk mal drüber nach.«
    »Zuerst die Frau mit einem unmöglichen Kredit sitzenlassen und dann auch noch idiotische Scheidungspapiere hinterherschicken.«
    »Die Raten sind kleiner als beim Kredit für unser Haus. Von dem ich jede einzelne Rate bezahlt habe.«
    Aila zog einen Stoß Papiere aus der Handtasche und warf sie in die Schubkarre.
    »Jetzt ist jetzt. Du musst deinen Anteil übernehmen. Warum meldest du dich nie am Telefon? Und wenn ich dann vom anderen Ende des Landes hierherkomme und mir einen Strafzettel für zu schnelles Fahren einhandle, muss ich mich auch noch von dir anscheißen lassen.«
    »Wann wärst du denn zu Hause, wenn du jetzt losfahren würdest?«
    Ich rechnete damit, gleich wieder die Flasche übergezogen zu bekommen, aber Aila wechselte die Taktik. Mit der Jacke über dem Kopf kam sie zu mir und packte mich am Arm.
    »Sei nicht so gemein. Lass uns reingehen. Du könntest mir was anbieten. Ich hab den ganzen Tag nichts gegessen und getrunken. Ich hab furchtbaren Hunger …«
    »Das ist dein Problem.«
    Ich machte mich los und ging in den Schuppen zurück. Dort nahm ich die Axt und fing an, kleine Scheite zu spalten. Aila schwieg eine Weile, vermutlich überlegte sie, was man einem Mann, der die Axt schwang, alles an den Kopf werfen konnte. Besonders lange war sie allerdings nicht fähig, sich im Zaum zu halten.
    »Du hast dich verändert. Kein Wunder, dass die Kinder dich hassen!«
    »Die hassen mich nicht. Und es sind keine Kinder mehr.«
    »Du hast deine Familie verraten. Hast mir alles aufgebürdet.«
    »Das Haus, die Sachen, das Auto.«
    »Und alle Zahlungen.«
    »Nicht alle. Aber die Schulden, die entstanden sind, weil du Penas Auto kaputt geschlagen hast, die übernimmst du selbst.«
    »Jetzt überleg doch mal. Mehr als elftausend. Wo soll ich so viel Geld hernehmen?«
    »Vom Lohn, so wie andere Leute auch. Die Idee ist, mehr zu verdienen, als man verbraucht. Man muss sich nicht für jeden sogenannten Auftritt neue Klamotten kaufen.«
    Aila wischte sich mit der Hand über die Nasenwurzel. Ihre Augen brannten, vermutlich vor Tränen des Selbstmitleids und der Enttäuschung. So unversöhnlich hatte sie mich noch nie erlebt. Ich hackte weiter Holz, und der Regen trommelte aufs Schuppendach.
    »Nein. Du wirst das hier verkaufen.«
    Sicherheitshalber trat sie ein paar Schritte zurück. Ich gab mir Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Das wirst du nicht erleben.«
    »Wir haben keinen Ehevertrag. Du musst verkaufen, wenn ich es verlange. Hältst du mich für total blöd?«
    »Dann muss auch das Haus verkauft werden.«
    Aila war ehrlich schockiert.
    »Du würdest also unser Haus an fremde Leute verkaufen? Das wäre ein Ding. Das würden dir die Kinder nie verzeihen.«
    »Es ist nicht mehr ihr Zuhause.«
    Nicht einmal die Axt hinderte Aila daran, höhnisch zu werden.
    »Stell dir vor, manche Leute haben so etwas wie Gefühle. Einen emotionalen Bezug zu einem bestimmten Ort. Für den Herrn eine vollkommen fremde Vorstellung, wie?«
    »Überhaupt nicht. Ich habe einen emotionalen Bezug zu diesem Ort hier.«
    »Ach ja? Zu einer Bruchbude, in der ein ekelhafter alter Sack gehaust hat?«
    »Mamu hat es mir vererbt.«
    »Das war erst ein Goldstück von einer alten Frau!«
    »Das war sie auch.«
    »Schwachsinn. Was macht man sich nicht alles vor. Dieser Mensch war ein Monstrum.«
    »Das sagst du.«
    »Du hast selbst gehört, wie sie mir mit einem sizilianischen Killer gedroht hat!«
    »Weil du so verdammt nachlässig mit Jane gewesen bist. Man kann so ein kleines Kind nicht einfach bei irgendjemandem zurücklassen. Mamu hat sich schreckliche Sorgen gemacht. Und ich auch.«
    »Das stimmt nicht. Die Frau war einfach total verrückt.«
    »Sie hat am Telefon gehört, wie du im Beisein des Mädchens geschrien und getobt hast. Als wäre es Janes Schuld gewesen, dass du dich nicht frei verwirklichen konntest.«
    »Das alte Weibsstück hat das ernst gemeint, dass sie irgendeinen Rosso engagiert. Schließlich ist sie auch dauernd nach Italien in den Urlaub gefahren.«
    »Du musst es ja

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