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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Südwind drückte die Schaumkronen bis ans Ufer.
    »Den hat Olli gekriegt. Hier ist bloß ein Platz fürs Boot und das Recht auf die gemeinsamen Fischgewässer geblieben.«
    »Na ja, aber gerade für so etwas zahlen die Leute heutzutage wahnsinnig viel Geld.«
    »Ich habe nicht daran gedacht, zu verkaufen.«
    »Dir wird nichts anderes übrigbleiben. Mit diesem lächerlichen Zirkus ist jetzt Schluss.«
    Ich blickte auf die Wolken, die sich über Kokkila und Angelniemi zusammenballten.
    »Es wird Regen geben.«
    Dann ergriff ich die leere Schubkarre und schob sie zum Schuppen. Das Rad hüpfte über die Hügel und Löcher der Maulwürfe. Aila kam hinterher.
    »Ich komme nicht mehr zurecht. Du hast mich in der Scheiße sitzenlassen.«
    »Ach ja?«
    Den hinteren Teil des Schuppens füllten exakte Stapel mit Holzscheiten. Aila steckte den Kopf durch die Tür und betrachtete das Mobile, das von der Decke hing. Es war ein hübsches Pferd, das seine hölzernen Flügel schwenkte, wenn man an der Schnur zog, die aus dem Loch in seinem Bauch kam. Die Einzelteile waren mit kleinen Scharnieren verbunden. Ursprünglich war das Pferd blau angemalt gewesen, aber inzwischen war die Farbe fast völlig verblasst.
    »Nett. Was man wohl auf dem Flohmarkt dafür bekommen würde, wenn man es sauber macht und neu anmalt?«
    »Nimm es halt mit, und probier es aus.«
    »Was ich eigentlich sagen wollte: Das Haus frisst alles auf, was man verdient. Und dann die verdammten Schulden, die du mir aufgehalst hast.«
    »War ich etwa derjenige, der Penas Volvo schrottreif gemacht hat?«
    Unter den Geruch von Holz, Erde und Öl mischte sich jetzt starker Moschusduft. Ich lehnte mich an den Türrahmen. Der Blick ging aufs Meer. Man sah bereits die Regentropfen auf der Wasserfläche. Jeden Moment würde es auch aufs Dach des Toyotas prasseln. Die Fahrertür stand offen.
    »Fang nicht wieder damit an«, sagte Aila. »Ich hab die Nerven verloren, und damit basta. Wenn irgendein Arschloch sein Auto so parkt, dass keiner mehr aus der Einfahrt kommt, dann hat er seine Lektion verdient.«
    »Andere sind rausgekommen.«
    Aila setzte sich auf den Hackklotz und schlug ein Bein über das andere. Sie trug einen grauen Rock und rote Basketballschuhe.
    »Schwachsinn. Ihr seid bloß alle Schlappschwänze, die sich von jedem egoistischen Scheißkerl terrorisieren lassen. Mich zwingt man nicht so schnell in die Knie.«
    »Du hast dir für deinen Befreiungskampf aber ziemlich unschöne Waffen ausgesucht.«
    Aila zog eine Wasserflasche aus der Handtasche und trank einen Schluck.
    »Du hättest halt nicht deine Hacke oder deinen Hammer oder was das war im Auto liegen lassen sollen.«
    »Mehr als dreißig Jahre mit einem Maurer verheiratet und weiß nicht, was ein Maurerbeil ist. Die rechteckigen Dinger, die du als Wurfgeschosse benutzt hast, nennt man übrigens Backsteine.«
    »Was hatte die ganze Scheiße eigentlich im Wagen eines Marketingchefs zu suchen?«
    »Das waren Muster.«
    Der Regen schlug bereits schräg in den Schuppen.
    »Egal. Scheißegal! Du hättest wissen müssen, wie ich bin, wenn ich die Nerven verliere. Da hat man’s eilig, zum Auftritt zu kommen, und dieser Depp fährt seine Schrottkiste nicht weg. Obwohl man noch so hupt.«
    »Genau. Damit hast du sichergestellt, dass die Show maximalen Publikumsandrang hatte. Alle hingen am Fenster. Logenplatz mit Blick auf die Performance der Künstlerin.«
    »Okay, okay. Ich hatte einen furchtbar anstrengenden Tag … seit dem Morgen Migräne.«
    »Hättest du halt eine Tablette genommen und dich hingelegt. Einen Auftritt kann man auch mal absagen.«
    »Nicht mit meiner Arbeitsmoral.«
    Das Wasser rieselte in der Regenrinne. Ich schob den Kopf aus der Tür. Konnte er aus reiner Wut platzen?
    »Hätten sich die Zwiebelhäcksler nicht auch ohne dich verkauft?«
    Aila schlug mir mit der leeren Plastikflasche auf den Rücken.
    »Das war eine Modenschau. Zu Gunsten der Kriegsveteranen.«
    »Egal was es war, Hauptsache, du durftest mal wieder ein Mikrofon in der Hand halten.«
    »In dir steckt kein bisschen Vaterlandsliebe.«
    »Nein, jedenfalls würde ich für das Vaterland kein Auto zerlegen. Auch keinen Volvo, den Schweden zusammengeschraubt haben. Hättest du wenigstens nicht mit der Schneide zugeschlagen. Dann hätte man das Blech ausbeulen können. Bei Löchern kann man nichts machen.«
    Ich trat in den Regen hinaus. Im Nu hatte ich nasse Haare und Kleider. Ich richtete den Blick zum Himmel. Herr, gib mir

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