Eine eigene Frau
wissen, weil du immer die Postkarten zerrissen hast.«
»Was hat sie uns die auch geschickt! Wer hat sich denn für ihre Reisen interessiert?«
»Jetzt reicht’s. Verschwinde, verdammt noch mal!«
»Du jagst mich in den Regen hinaus, was? Warum lässt du mich nicht ins Haus? Du hast da eine andere Frau!«
»Ja, stimmt.«
Sie lachte.
»Stimmt nicht. Wer würde denn freiwillig in so eine Bruchbude kommen? Und zu so einem Mann?«
Ich hob die Axt und ging auf meine Ehefrau zu.
»Du jedenfalls nicht.«
Entsetzt wich sie zurück. Ich folgte ihr, bis sie im Toyota saß. Nachdem sie den Motor gestartet hatte und losgefahren war, öffnete sie das Fenster einen Spaltbreit. Ich hörte sie etwas von Polizei rufen.
Dann ließ ich die Axt sinken und winkte mit der freien Hand zum Abschied. Ich blickte aufs Meer. Zufrieden stellte ich fest, dass über Kokkila und Angelniemi ein Streifen blauer Himmel zu sehen war, der sich aufs Festland zubewegte.
1911
1. Januar. Kostümabend des AVV
21. Januar. Familienabend des AVV
22. Januar. Jahresversammlung des AVV
19. Februar. Skiwettkämpfe des AVV
11. März. Bunter Abend des AVA
12. März. Um halb sieben abends wurde Taisto geboren.
Am 25. März Trauung von Kustaa Hellberg und Olga Helström.
19. April. Taisto im Pfarrhaus Angelniemi getauft.
20. April. Bildhauer Adolf Aarno hat als Erster in Finnland versucht mit einem Flugzeug zu fliegen.
1. Mai. Maifeier des AVV
Am 12. Mai war Hilma in Salo.
3. Juni. Bunter Abend des AVA
11. Juni. War in Tampere, blieb 2 Tage.
9. Juli. Sommerfest der Genossenschaft
30. Juli. Beim Ausflug der Wohlfahrtspflege
Sportfest des AVV am 6. August.
14. September. In der Oper in Kiew wurde auf den russischen Premierminister Stolypin geschossen.
Am 18. September ist Stolypin gestorben.
23. September. Bunter Abend des AVV
29. Oktober. Bunter Abend des AVV
30. Oktober. War in Tampere.
3. November. War in Salo.
26. Dezember. Bunter Abend des AVV
Der Tag der Arbeit wurde 1911 zum ersten Mal in unserem Lande gefeiert.
Verdient: 1177,81.
Joel, 27
Vartsala, April 1911
Joel schaut seinen Sohn an, der nach dem Baden in Hilmas Armen liegt.
»Wieso schreit der jetzt so furchtbar?«
Mit gerunzelter Stirn blickt er über den Rand der Zeitung hinweg. Vor übermäßiger Sorge wird er unfreundlich. Die kleinen roten, dampfenden Fersen des Jungen treten der Mutter gegen den Bauch. Hilma greift lachend danach, sie glaubt, der Junge sei nur wütend, weil er aus der Wanne herausmusste. Der Preis der Blechwanne schmerzt Joel noch immer, obwohl er sie im Genossenschaftsladen gekauft hat. Angeblich reichen Waschschüssel und einmal die Woche Sauna für den Jungen nicht aus. Joel hat nicht widersprechen können, da Hilma seine eigene Zeitung zitierte, als sie feststellte, Reinlichkeit sei bei der Kinderpflege die Quelle aller Gesundheit.
Hilma dreht sich mit dem Kind auf dem Arm so schnell im Kreis, dass Joel befürchtet, das Kleine rutsche ihr aus den Händen – wo es nach dem Bad doch so glitschig ist! Geht es nicht auch ohne Sperenzchen? Die Welt ist voller beachtenswerter Ereignisse, aber wie soll man sich auf die Zeitung konzentrieren, wenn vor den Augen ein kleiner Mensch herumgeschleudert wird wie nur etwas. Hilma äußert die Vermutung, der Junge komme nach seinem Vater, er werde nämlich immer sofort zornig, wenn nicht alles nach seinem Kopf gehe. Und dazu schreie er wie ein Kommandant der Roten Garde.
Die gibt es gar nicht mehr, die Garden, merkt Joel an und hebt die Zeitung. Der deutsche Kaiser Wilhelm weilt in London und hat bereits mit König George Freundschaftsbeteuerungen ausgetauscht. Auch der englische Außenminister betont, die internationalen Spannungen, die zu Beginn des Jahrhunderts spürbar gewesen seien, hätten deutlich nachgelassen, und Großbritannien befinde sich in allen außenpolitischen Fragen in gutem Einverständnis mit Frankreich und Russland. Auch das Verhältnis zu Deutschland habe sich entscheidend entwickelt, und man könne eine Verlangsamung des Wettrüstens zumindest auf dem Sektor der Kriegsmarine konstatieren.
Hat Hilma das gehört?
Der englische Außenminister ist bereit, Tafts Idee von einem internationalen Gerichtshof zu unterstützen, vor dem die Großmächte in Zukunft ihre Konflikte lösen sollen. Also zur Sicherung des Friedens. Im Gegenzug versichern die Vertreter der deutschen Regierung ihren aufrichtigen Willen, das Wettrüsten mit England zu drosseln.
»Die sind sich jetzt alle so einig,
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