Eine eigene Frau
mit dem Schiff von Stockholm nach Turku übersetzen konnte.
Der Graf, der mit seiner Frau vor dem Haus auf die Gäste wartet, winkt Arvi kurz zur Seite und sagt, er solle sich darauf einstellen, in den nächsten Tagen Paul und seinem Gast beim Umherstreifen in der näheren Umgebung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Paul benötige nämlich Hilfe beim Vervollständigen seiner Vogeleiersammlung. Der Graf gibt Arvi die vertrauliche Information, Paul habe eine gewisse Scheu, auf Bäume zu klettern, zumal seine Mutter es nicht für wünschenswert halte. Und falls der Gast, den Paul mitgebracht habe, eigene Wünsche äußere, sei Arvi doch sicherlich gern bereit, Ratschläge zu geben und nach seinen Möglichkeiten behilflich zu sein?
Arvi nickt gehorsam, obwohl er schon beim ersten Blick entschieden hat, dass er den Jungen, der mit Paul gekommen ist, nicht leiden kann. Zum Teil, weil er nicht Nora ist, aber auch weil der Rotschopf von Anfang an wie ein arroganter Schwedenarsch auf ihn gewirkt hat.
Anders Holm bestätigt das Vorurteil gleich beim ersten Ausflug. Arvi hat noch nicht viele Sätze gesagt, da grinst der Gast bereits über die unendlich amüsante Art des finnischen Stallburschen, Schwedisch zu sprechen. Und nachdem Arvi im Nu eine hohe Stangenkiefer erklommen hat, nennt Anders ihn Eichhörnchen. Arvi kommt innerlich zu dem Schluss, dass hinter der Hänselei nichts als Neid steckt. Es hat stark den Anschein, als fehle dem Jungen aus Stockholm der Mut oder das Geschick, einen astlosen Kiefernstamm hinaufklettern, und das geht ihm gegen den Strich.
Als Arvi ein seltenes Spechtei vom Baum holt, schnappt es sich Anders und zerdrückt es in der Faust. Das Eigelb rinnt zwischen den Fingern hindurch. Mit stechenden Augen schaut der Rotschopf abwechselnd auf Arvi und Paul, der aussieht, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Arvi zuckt mit den Schultern und schickt sich an, erneut zum Nest hinaufzuklettern, wo noch fünf Eier liegen, aber Paul verbietet es ihm. Er sagt, man dürfe nicht mehr als ein Ei aus dem Nest nehmen. Man solle die Vogelbruten nicht unnötig verkleinern.
Es ist brennend heiß an diesem Tag. Den Jungen kleben die Hemden am Rücken. Anders klagt über Durst, und Arvi führt sie zum nächsten Brunnen. Da erblickt Anders die Pferde auf der Weide und will reiten. Paul ist einverstanden, obwohl er das Reiten hasst, wie Arvi sehr wohl weiß. Der Spaß am Eiersammeln ist ihm für diesen Tag allerdings bereits verdorben.
Sie kehren zum Stall zurück, und Arvi sattelt Natalia. Paul steigt als Erster auf. Er hält die Augen geschlossen, als Arvi das Pferd ein kurzes Stück über das Sägemehl in der Reithalle führt. Anders kann zwar ebenfalls nicht reiten, hat aber keine Angst. Er macht bald deutlich, dass er es lächerlich findet, im Kreis zu gehen. Er will ins Gelände.
Auf der Flusswiese schaukelt er auf dem Rücken des Pferdes so haltlos hin und her wie ein Sack, aber er bleibt im Sattel. Er beißt die Zähne zusammen und schlägt der Stute mit den Zügeln auf den Widerrist. Sie fängt an zu galoppieren, und Anders drückt sich gegen ihren Hals. Paul erschrickt und fordert Arvi auf, etwas zu unternehmen. Das Pferd werde Anders umbringen. Arvi weiß, dass er einen schweren Fehler gemacht hat, versucht aber Paul zu beruhigen, indem er ihm erklärt, beim Galoppieren sei es im Grunde wesentlich leichter, sich im Sattel zu halten, weil es gleichmäßig dahingehe. Man müsse nur die Nerven haben, das Tempo auszuhalten.
Natalia galoppiert über die Wiese bis zum Flussufer und beruhigt sich dann. Sie kehrt um und kommt im Schritt zurück. Arvi muss zugeben, dass Anders das Zeug zum Reiter hat. Instinktiv hat er gelernt, sich leicht zu machen und dem Takt des Pferdeschrittes zu folgen, wobei er aufrecht sitzt und triumphierend lächelt.
Nach der Reitvorführung ist Anders unübersehbar glänzender Laune. Er gleitet vom Rücken des Pferdes und fragt Arvi, ob er wisse, wie sie nach Finnland gekommen seien. Arvi nimmt an, auf dem Landweg, über Haapranta und Tornio. Anders schüttelt den Kopf und erzählt, sie hätten mit dem Postschiff den Bottnischen Meerbusen überquert.
Arvi nickt.
Ob dem finnischen Stallburschen klar sei, dass in jenen Gewässern deutsche U-Boote verkehrten? Womöglich dieselben, die auch die Lusitania torpediert hatten.
Arvi sagt, er habe von den Bewegungen der Deutschen im Bottnischen Meerbusen gehört.
Anders erzählt, er habe während der gesamten Überfahrt an der
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