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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Mädchen hören, möchte er am liebsten umkehren. Mädchen beim Schwimmen zu belauern gehört zu den Streichen von kleinen Jungen. Er selbst hat auch im Farn gelegen und nach Frauen und Mädchen Ausschau gehalten, die nach der Sauna zum Schwimmen in den Fluss rannten, aber damals war er höchstens zehn.
    Von einem zum Ufer hin abfallenden, mit Fichten bestandenen Hügel aus sieht man die frischgewaschenen Teppiche in kräftigen Farben über den Geländern des Waschstegs hängen. Blaugrün schimmert das Meer unter perlweißen Wolken. Man sieht keine Mädchen im Wasser, aber man hört Schreie und Gelächter. Arvi vermutet, dass die Mädchen in der sandigen Bucht jenseits des Felsens baden. Paul ist kreidebleich geworden, er sagt, sie müssten sich schleunigst entfernen.
    »Im Gegenteil. Wir müssen näher heran. Auf Witterungsdistanz«, sagt Anders.
    Er stellt sich dem fliehenden Paul in den Weg. Pauls Brille fällt ins Heidekraut. Er bückt sich, um sie aufzuheben, und wirft kurzsichtige Blicke auf Arvi, der nicht mehr weiß, was er tun oder sagen soll. Anders legt Paul väterlich die Hand auf die Schulter und senkt die Stimme.
    »Mit der Witterung von diesem Geruch hat unser Eierkaiser wohl noch keine Erfahrung, wie?«
    Paul schüttelt den Kopf. Anders verspricht ihm, das werde sich bald ändern. Paul will es nicht, auf keinen Fall. Anders findet, ein Mann müsse das wollen. Er schubst den widerspenstigen Jungen auf den Felshang zu. Paul stolpert über die Wurzeln. Anders ist beängstigend ausdruckslos geworden und seltsam gebieterisch. Ratlos folgt Arvi den beiden. Wegen des Weidengestrüpps muss man sich dem Ufer auf einem Umweg nähern.
    Seltsam unbeteiligt schaut Arvi auf den schlaksigen Jungen, dessen Arme und Beine dünn wie Eisenstangen sind. Trotzdem hat Anders genügend Kraft, um Paul den Arm auf den Rücken zu drehen und ihm im Polizeigriff vor sich her zu führen.
    Dann sehen sie die Mädchen. Heiter und ausgelassen haben sich die Wäscherinnen auf einem Uferfelsen versammelt. Paul nimmt die Brille ab, damit er nichts sieht. Anders setzt sie ihm mit Gewalt wieder auf. Paul reißt sich los, aber Anders fängt ihn ein und holt ihn zurück. Arvi würde Paul gern erlösen, er bringt jedoch kein Wort heraus. Die Meeresbucht ist nicht mehr spiegelklar, ein kleiner Wind sorgt für blaugrüne Wellen. Einige Mädchen sind bereits halb angezogen, zwei aber noch immer ganz und gar ohne Kleider. Eine beugt sich nach vorne und ordnet mit gespreizten Fingern ihre langen, herabhängenden Haare. Die Mädchen bemerken die Jungen nicht. Anders geht hinter einem Stein in die Hocke und zieht Paul zu sich herunter. Leicht keuchend lehnt er sich mit dem Rücken an den Stein.
    »Verflixt, sie waren schon schwimmen«, sagt Anders.
    Arvi breitet die Arme aus. Er weiß nicht, worauf Anders hinauswill.
    »Eigentlich sollte diese Operation keine sonderliche Genialität verlangen. Wenn wir uns nicht beeilen, entkommen sie uns.«
    »Entkommen?«
    »Genau.«
    Anders schnippt mit den Fingern und klatscht sich auf die blanken Waden. Er denkt angestrengt nach.
    Paul ist in die Hocke gegangen und untersucht das beim Handgemenge verbogene Brillengestell. Arvi überlegt, wie lächerlich sie in genau diesem Augenblick aussehen müssen. Drei Idioten, die hinter einem Felsen hocken. Was bildet sich Anders eigentlich ein? Hält er sich für einen Jäger, der auf gefährliches Wild lauert? Arvi hofft nur, dass die fröhlich plaudernden Mädchen möglichst bald ihre Kleider anhaben.
    Eine ruft nun auch einer anderen zu, sie solle sich beeilen. Die Antwort kommt aus einiger Entfernung und vom Wasser her. Sofort leuchten Anders’ Augen auf.
    »He, eine schwimmt noch!«
    Er steht auf und schaut aufs Meer. Grinsend zieht er Paul hoch und beteuert, jetzt werde es lustig. Unverwandt starrt er unter den Augenbrauen hervor und atmet schwer.
    Als er kurz darauf mit Paul im Schlepptau aus dem Wald tritt und auf den Uferfelsen zugeht, passiert genau das, was Arvi vorhergesehen hat. Die Mädchen fangen an zu schreien und zu kreischen, sie befehlen den Jungen wegzugehen, während sie hastig die letzten Kleidungsstücke anziehen oder vor sich halten. Da sich die Jungen nicht verscheuchen lassen, fangen die Mädchen an, abwechselnd zu kichern, zu fluchen und zu schimpfen. Aber noch bevor die Jungen es geschafft haben, ihnen nahe zu kommen, laufen sie bereits davon. Anders geht zielstrebig auf das einzige Kleiderbündel zu, das auf dem Felsen zurückgeblieben

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