Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
Vom Netzwerk:
eigentlich?
    Na? Für was für eine?!
    Will keiner antworten?
    Alle im Saal schwiegen betreten. Nur Herman Harjula rief Halleluja. Und ja, Sakari schämte sich für seine Blödheit so sehr, dass er am liebsten seinen Schädel gegen die nächste Wand geschlagen hätte, so wie er es auch jetzt noch tun möchte.
    Doch im selben Augenblick, in dem er seinen fatalen Irrtum erkannte, hätte er vor Freude und Erleichterung auch zerspringen mögen. Den schwedischen Ärschen war es also doch nicht gelungen, das wunderbare Mädchen zu besudeln. Aus ebendiesem Grund ging Sakari auch davon aus, dass seine Frau, wenn sie erst eine Zeit lang darüber nachgedacht hätte, verstehen würde, durch welche Hölle ihr Mann wochenlang ihretwegen gegangen war. Und dann würde sie ihn begnadigen.
    Aber nein. Kein Wort in diese Richtung.
    Natürlich hatte Saida in einer Hinsicht recht: Sakari hätte das sensible Thema vor dem Heiratsantrag zur Sprache bringen müssen, aber allein der Gedanke an ein solches Gespräch war ihm unmöglich erschienen. Nur ein Tyrann der schlimmsten Sorte hätte das arme Mädchen, von dem alle glaubten, ihm sei das Schlimmstmögliche widerfahren, ins Verhör genommen. Aber offenbar war für Saida gerade das Schweigen des Bräutigams das Schlimmste gewesen. Ein Mann, der einen so schwachen Charakter bewies, verdiente nichts anderes, als bis ins Grab verachtet zu werden.
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    Sakari breitet hilflos die Arme aus, schließt und öffnet die großen Fäuste.
    »Ich hab alles versucht. Hab sie bedient und getan, was sie gesagt hat, aber nein. Da bleibt einem nichts übrig, als im eigenen Zuhause an den Wänden entlangzugehen und auf den nächsten Morgen zu warten, wenn man wieder Hundert-Kilo-Lasten auf der Schulter zum Stapel tragen darf. Der schwerste Teil des Tages fängt erst an, wenn die Arbeit zu Ende ist.«
    Sakari lässt sich Schnaps in die Kehle laufen. Kustaa dreht verlegen die Blechtasse zwischen den Händen, er leidet unter einem Schuldgefühl ob seines eigenen Anteils an der Misere, aber dann bricht er zu Sakaris Verblüffung in unbändiges Gelächter aus.
    »Was ist daran so witzig, verdammt?«
    »Na, weil … weil eben …«
    Die Bauchkugel unter dem abgewetzten Hemd vibriert im Takt des Lachens.
    »Hör endlich mit dem Gewieher auf!«
    Kustaa bemüht sich, seinen Lachanfall unter Kontrolle zu halten.
    »Nein, mir ist gerade eingefallen, dass wir hier sitzen und uns über der Widerspenstigen Zähmung Gedanken machen. In gewissem Sinn schon lustig.«
    Sakari hebt die Augenbrauen.
    Schließlich gelingt es Kustaa zu erzählen, wie Saida Anfang des Sommers die hitzige italienische Jungfrau in dem gleichnamigen Schauspiel hier in diesem Haus, im Raum nebenan, darstellte. Und sie spielte sie gut. Eine stürmischere Widerspenstige konnte man sich gar nicht vorstellen. Sogar der kleine Taisto, der auf dem Schoß von Naima Lindroos saß, fürchtete sich so sehr, dass er in voller Lautstärke anfing zu heulen. Als er gar nicht mehr aufhören wollte, wandte sich schließlich Osku Venho, der den Petruccio spielte, an das Publikum und zwinkerte Taisto zu.
    »Osku sagte zu dem krähenden Kerlchen, brauchst nicht plärren, das ist alles nicht wahr.«
    »Schon, aber das jetzt ist wahr. So verflucht wahr, wie es nur geht.«
    Kustaa wird ernst. Sakari findet die Geschichte nicht komisch. Natürlich nicht. Aber andererseits findet Kustaa etwas an der ganzen Angelegenheit äußerst seltsam. Saida kann, wenn nötig, ein ziemlich scharfzüngiges Frauenzimmer sein, aber Kustaa hat die Erfahrung gemacht, dass sie sich auch schnell wieder beruhigt und im Innersten sowieso eine warmherzige Person ist.
    »Sie wird mich eben bloß abstoßend finden«, sagt Sakari. »Und wahrscheinlich auch zu alt.«
    Diese Erklärung klingt für Kustaa nicht überzeugend. Warum hätte das Mädchen in die Heirat einwilligen sollen, wenn sie so denkt?
    Ja, warum? Das frage er sich selbst oft, sagt Sakari. Das schönste Mädchen im Dorf. Sie hätte jeden haben können, und zwar überall, hat sich aber mit so einem Klotz zufriedengegeben.
    Na, na, beschwichtigt Kustaa gereizt. Ein Mann, der wegen seiner Hässlichkeit womöglich niemals seine Jungfräulichkeit loswerden wird, hat wahrlich keine Lust, sich anzuhören, wie ein anderer Mann, und auch noch ein so gut aussehender Kerl wie Sakari, sich selbst herabsetzt. Wenn Sakari sich für eine so schlechte Partie hält, warum hat er sich dann überhaupt getraut, um das Mädchen

Weitere Kostenlose Bücher