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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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hat.
    »Wie sind die denn alle hierhergeschafft worden?«
    Saida antwortet nicht, sondern schickt sich an, aus einem großen Sack, der neben der Tür steht, Sand in eine Holzform zu schütten.
    »Lass mich das machen.«
    »Nicht nötig.«
    »Na, na.«
    Sakari greift nach dem Sack. Kurz drückt sein Oberschenkel gegen die Hüfte der Frau, bevor sie nachgibt und aus dem Weg geht.
    »Ich hätte das schon alles geholt, wenn ich gewusst hätte … Sag dann Halt.«
    »Hmm … Halt. Danke.«
    Sakari zieht Jacke und Stiefel aus und setzt sich aufs ausziehbare Bett. Saida beugt sich mit der Kanne in der Hand über die Holzform, um den Sand zu befeuchten. Aus ihrem Dutt haben sich helle Strähnen gelöst. Unter der Schürze trägt sie ihr rotes Baumwollkleid. Darin ist sie, Sakaris Meinung nach, besonders schön.
    »Auf die Art hab ich das noch nie gesehen.«
    »So ist es bei uns immer gemacht worden.«
    »Aha.«
    »Oma hat es mir beigebracht.«
    Der Mann trommelt mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Ja, ja.«
    »So wie ihr das macht, kann ich es gar nicht.«
    »Na, aber was soll’s … Sieht doch gut aus.«
    Neben der Holzform stehen verschiedene Gläser und Porzellantassen, die Saida der Reihe nach in die Hand nimmt und in den feuchten Sand drückt. Mit der linken Hand dreht sie die Form im Sand, während die Finger der rechten vorsichtig den Rand der Mulde verdichten. Einzelne Haare fallen ihr auf die schwitzende Stirn, sie wischt sie mit dem Arm zur Seite, bläst hin und wieder danach. Ihr Gesicht ist rot vor Hitze. Sakari findet, sie sieht ein bisschen aus wie ein kleines Mädchen, das am Ufer spielt. Er schmilzt vor Rührung nur so dahin.
    »Ja, aber das werden nicht solche Kerzen, wie ihr sie gewöhnt seid.«
    »Sicher nicht.«
    Sakari würde am liebsten die Flasche hervorholen und einen Schluck nehmen.
    »Alles andere müsste für Weihnachten eigentlich so sein wie früher. Die Mobiles und der Christbaumschmuck, die Seelia gemacht hat. Ich hab sie vom Dachboden geholt. Viki hat mir gezeigt, wo.«
    »Aha … na, dann sind in der Hinsicht ja ein paar Weihnachtsvorbereitungen erspart geblieben.«
    Saida wirft ihm von unten einen frostigen Blick zu, während sie sich in der Schüssel auf der Kommode die Hände wäscht, sagt aber nichts. Sie trocknet sich die Hände ab, kehrt zum Herd zurück und nimmt die Blechkanne vom Feuer, aus der sie Kerzenmasse in die Mulden gießt. Dabei trägt sie große Fausthandschuhe, die ihre Arme verletzlich dünn erscheinen lassen.
    Dienstbereit schnellt Sakari hoch.
    »Könnte ich nicht jetzt ein bisschen helfen?«
    Keine Antwort. Saida beugt sich wieder über die Holzform und gießt behutsam Wachs in die Mulden.
    Sakari nimmt ein Glas aus dem Schrank. Nach kurzem Zögern schnappt er ein zweites und stellt beide auf den Tisch. Er zieht die Flasche hervor.
    »Willst du einen Schluck? Vielleicht mit Preiselbeersaft gemischt. Oder wir kochen Ersatzkaffee. Zum Thomastag …«
    »Ich hab jetzt keine Zeit.«
    Während sie wartet, dass die Masse breiig wird, schneidet Saida die hart gewordenen Kerzendochte auseinander. Kurz darauf steckt sie sie in die Formen.
    »Jetzt darf man nicht trampeln und nicht stampfen, damit sich die Formen nicht bewegen. Sonst gibt es Falten.«
    Das Getränk, das ihm durch die Kehle gelaufen ist, verstärkt Sakaris Heiterkeit.
    »Nicht trampeln und nicht stampfen.«
    Saida wäscht sich die Hände und setzt sich zur Überraschung ihres Mannes tatsächlich an den Tisch.
    »Mit Saft, bitte.«
    Sakaris Herz pocht heftig, als er aufsteht. Betont vorsichtig tappt er in die Kühlkammer, um den Saft zu holen.
    »Nicht trampeln und nicht stampfen«, trällert er.
    Riesige Dankbarkeit erfüllt ihn, weil Saida bereit ist, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Mehrmals rutschen ihm Saftflasche und Wasserkelle fast aus den vor Eifer zitternden Händen, bevor seine Frau ihr Glas vor sich stehen hat.
    »Danke.«
    Er setzt sich und schaut selig und besorgt zugleich zu, wie sie trinkt.
    »Ist es so, wie es sein soll?«
    »Ich weiß ja nicht, wie es sein soll.«
    »Schmeckt es nicht gut?«
    »Nein. Bloß nach Preiselbeersaft.«
    Saida setzt das Glas ein zweites Mal an. Ihr Mann will überfließen vor Glück.
    »Weißt du noch, wie du zum ersten Mal auf diesem Stuhl gesessen hast?«
    Saida wirft ihm einen eisigen Blick zu.
    »Falls du nichts dagegen hast, möchte ich nie mehr an unseren Hochzeitstag zurückdenken.«
    Aber Sakari treibt es auf einmal vor Wehmut die Tränen in die Augen, und er

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