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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Nutzen sollte das Buch auch haben? Was getan ist, kann man nicht mehr ungeschehen machen.«
    Saidas Wangen glühen.
    »Was meinst du damit, Tante?«
    Esteri dreht sich erschrocken um. Sie bekommt kein vernünftiges Wort aus dem Mund. Die ganze auffällige Verlegenheit der Tischgesellschaft irritiert Saida. Sie wiederholt ihre Frage. Im selben Moment wird sie von jemandem um die eigene Achse gedreht.
    »Großer Gott!«
    Olga bückt sich, um das Kleid in Augenschein zu nehmen. Sie hat vor dem Haus Sakari gesehen, und der hat ihr von dem Missgeschick erzählt.
    »Das muss sofort gestopft werden.«
    »Wer kann schon im Rockschoß Feuer tragen, ohne dass ihm das Kleid verbrennt«, murmelt Esteri.
    Die Mutter steht neben Olga, feuerrot im Gesicht.
    »Meine Güte! Das müsst ihr schnell stopfen gehen. Man darf sich gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können!«
    Olga zerrt Saida hinter sich her ins Hinterzimmer. Zornig bringt sie das Nähzeug zum Vorschein. Ihre wulstigen Hände zittern so sehr, dass es ihr nicht gelingen will, den Faden durchs Nadelöhr zu bringen.
    »Keine gute Idee, sich an einen zu drängen, der in der Hand eine brennende Zigarette hält.«
    Saida mustert die Tante forschend, aber auch mit wachsendem Ärger. Am Benehmen von Tante Olga, von Mutter und den anderen Frauen kann man ablesen, dass sie sehr wohl wissen, was Esteri mit ihrer böswilligen Bemerkung gemeint hat.
    Saida verlangt eine Erklärung, aber Olga schnaubt bloß.
    »Such bloß nicht nach Ausflüchten. Du weißt es selbst am besten.«
    Saida gerät derart in Wut, dass sie der bärbeißigen Dicken am liebsten einen Stoß versetzt hätte. Und nicht nur einen Schubs, sondern einen richtigen Hieb.
    »Du glaubst also, Tante, dass Sakari und ich beisammen gewesen sind, bevor der Pfarrer sein Amen gesprochen hat? Und alle anderen glauben es auch? Weil Esteri Vuorio es sagt. Ist sie vielleicht selbst dabei gewesen und hat Hilfestellung geleistet?«
    Olga antwortet nicht. Sie atmet heftig, wie in der Umklammerung einer unsichtbaren Kraft.
    »Jetzt erinnere ich mich wieder. Esteri Vuorio war dabei«, ruft Saida, fast platzend vor Wut. »Genau, so war es.«
    Olga wirft Nadel und Fadenrolle auf den Tisch.
    »Halt den Mund! Als hätten wir nicht schon genug am Hals.«
    »Ach, ihr? Da verbreitet so eine missgünstige alte Jungfer ihre Geschichten, und ihr glaubt jedes Wort. Oder ist die Tante böse, weil sie die Taille etwas rauslassen musste? Ja, das war auch Sakaris Schuld. Und meine. Wer sagt denn ständig, dass man all die Leckereien essen soll, die einem immerzu aufgedrängt werden. Aber muss man daraus gleich schließen, dass ich … ein Brötchen im Ofen habe?«
    »Hör auf, um Himmels willen!«
    Saida knirscht mit den Zähnen.
    »Eines kann ich dir sagen: Wenn es nach mir ginge, hätten wir längst gebumst! Und zwar mehr als einmal.«
    Olga starrt sie ratlos an. Verblüfft erkennt Saida, dass die Augen der Tante in Tränen schwimmen. Und sofort tut ihr die Arme leid. Es ist falsch und undankbar, an einem solchen Tag zornig auf Olga zu sein, die sich so viel Mühe gemacht hat, dass alles klappt, und die außerdem selbst eine alte Jungfer ist. Und was spielt es letzten Endes für eine Rolle, wenn die Leute glauben, sie und Sakari hätten sich einen kleinen Vorschuss auf die ehelichen Freuden genommen? Das tun schließlich die meisten, und auch Saida hätte es gern getan. Wenn sie ehrlich ist. Solche Anspielungen gehören wohl bei jeder Hochzeit dazu.
    »Entschuldigung, Tante. Ich ärgere mich bloß über solche Reden, weil sie nicht stimmen.«
    Saida schlingt die Arme um Olga, und sogleich fängt die Tante an Saidas Schulter an zu schluchzen.
    »Das weiß ich doch. Alle wissen es.«
    Erneut erbebt Olgas kolossaler Körper von einem Schluchzen. Sie löst sich von dem Mädchen und zieht ein Taschentuch hervor. Saida starrt sie an und versteht nun überhaupt nicht mehr, was los ist.
    »Was ist es denn dann …? Kannst du jetzt endlich aufhören zu heulen und es mir erklären?«
    Olga schnäuzt sich die Nase und nimmt wieder Nadel und Faden in die Hand.
    »Wofür werden wir nur bestraft? Als hätten wir wegen Betty nicht schon genug Verdruss und Kummer.«
    »Ja, ich weiß, was Tante Betty dort in Helsinki treibt. Aber was hat das mit mir und Sakari zu tun?«
    Olga schaut sie mit roten Augen an.
    »Alle wissen doch, was am Ufer passiert ist.«
    »An welchem Ufer?«
    Wieder fängt die Tante an zu weinen und verbirgt ihr Gesicht in den

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