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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sollen wir ihn in Frauenkleidern mitnehmen?«
    »Ich würde mich gern umziehen, wenn Sie so nett wären und mir meine Sachen aus dem Wagen holen würden. Ich plädiere allerdings trotzdem dafür, Mr. Smith und Miss Buddley so mitzunehmen, wie sie sind, einschließlich der Fesseln. Außerdem würde ich vorschlagen, Smith auf keinen Fall seine Münze auszuhändigen.«
    »Keine Angst, die konfiszieren wir sowieso als Beweisstück. Hätten Sie vielleicht zufällig einen Briefumschlag für uns, Professor Binks? Okay, dann lese ich Ihnen jetzt Ihre Rechte vor.«
    Was er dann auch sehr eindrucksvoll tat, wie alle Anwesenden zugeben mußten. Da die Füße der Gefangenen zusammengebunden waren, trug Präsident Svenson Smith zum Streifenwagen, während sich die beiden Officer um die geifernde, sich windende Viola kümmerten. Smith machte keinerlei Versuch, sich zu wehren. Peter hatte den Verdacht, daß er vorhatte, sich durch ein Geständnis aus der Affäre zu ziehen, ähnlich wie Sopwith, der inzwischen von seinem Rechtsbeistand abgeholt und fortgefahren worden war, um dem Staatsanwalt vorgeführt zu werden, und danach entweder eingelocht oder entlassen wurde, je nachdem.
    Der Schläger Keech hatte bereits seine Beteiligung an der gewaltsamen Entführung von Winifred Binks gestanden, wie sie erfuhren, und dabei Viola und Chuck Smith nach Strich und Faden belastet, außerdem hatte er eine genaue Augenzeugenbeschreibung abgegeben, was Violas Mordversuch an Kenneth Compote betraf denn genau um den handelte es sich bei dem jungen Mann, den sie nur unter dem Namen Knapweed Calthrop kannten.
    »Deshalb waren die Compotes heute morgen auch so nervös«, meinte Winifred. Sie hatte keine Lust, ihre Freunde so schnell wieder gehen zu lassen, daher blieben Shandy, die Svensons und Debenham noch ein bißchen und hielten mit Winifred eine kleine Siegesfeier ab, auch wenn es sie noch so sehr heimwärts zog. »Ich denke, wir sollten es ihnen nicht übelnehmen, daß sie versucht haben herauszufinden, was ich mit Golden Apples vorhatte. Der arme Knapweed, der er wahrscheinlich immer für mich bleiben wird, hat wirklich keinen sonderlich guten Spion abgegeben. Mir fällt ein Stein vom Herzen, daß er wieder bei Bewußtsein ist. Morgen schwinge ich mich aufs Rad und bringe ihm ein Sträußchen Labkraut. Die Geschichte mit Viola nimmt ihn möglicherweise arg mit. Ich habe nie genau herausfinden können, ob er nur von ihr fasziniert war oder Angst vor ihr hatte, aber in Herzensangelegenheiten kenne ich mich nun einmal nicht gut aus.«
    »Warum starrt Mr. Debenham Sie dann an wie ein Lamm auf der Schlachtbank?« verlangte Sieglinde zu wissen. »Sie sind doch wohl nicht etwa verheiratet, Mr. Debenham?«
    »O nein. Ich -« Debenhams ehrliches Gesicht überzog sich mit einer warmen Röte. »Ich bin seit vielen Jahren verwitwet. Doch es trifft tatsächlich zu, daß ich im Laufe der Zeit eine zunehmende Achtung vor dem Mut, den hohen Prinzipien und dem unerschütterlichen Humor meiner Klientin empfunden habe.«
    »Drucksen Sie doch nicht herum. Sie lieben sie.«
    »Ich - ich nehme an - ich - ja, ich muß gestehen, daß ich sie zutiefst verehre.«
    »Oh, Mr. Debenham.« Winifred war ebenfalls errötet. »Aber warum haben Sie denn nie etwas gesagt?«
    »Wie konnte ich? Sie, die Alleinerbin eines riesigen Vermögens, und ich, ein verknöcherter alter Anwalt, der lediglich über ein bescheidenes Einkommen verfügt, das er sich durch jahrelange unermüdliche Arbeit im Dienst seiner Klienten erworben hat. Ich hätte es nie über mich gebracht, etwas zu sagen, wissen Sie. Es wäre ein Verstoß gegen mein Berufsethos gewesen.«
    »Pah! Berufsethos!« rief Sieglinde. »Was ist so ehrenhaft daran, die arme Winifred ganz allein und schutzlos in der Wildnis leben zu lassen, wo sie Spionen und Ganoven ausgesetzt ist, nur weil ein Rechtsverdreher Angst hat, man könnte ihm unterstellen, auf ihr Vermögen aus zu sein? Seien Sie doch vernünftig, Mr. Debenham. Helfen Sie lieber Winifred dabei, das Geld ihres Großvaters für möglichst viele gute Zwecke einzusetzen. Dann könnten Sie beide glücklich und zufrieden von Ihrem bescheidenen Auskommen leben, und alles wäre gut.«
    »Also - also - Gott sei mein Zeuge, dann werde ich es versuchen.« Mit energisch vorgeschobenem Kinn und festem Blick wandte sich Debenham an seine Hauptklientin. »Miss Binks - Winifred - wollen Sie - können Sie - fühlen Sie sich in der Lage, mich Alariczu nennen?«
    Peter nickte Sieglinde

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