Eine Eule kommt selten allein
gar nicht deine Aufgabe, dort anzurufen«, protestierte Helen. »Sollten wir das nicht Ottermole überlassen?«
»Finde ich nicht. Wir sind schließlich Kunden von Meadowsweet. Oder etwa nicht? Zumindest Miss Binks. Warum sollte sie daher nicht dort anrufen und ihnen die Nachricht übermitteln?«
»Und du hängst dich oben an den Zweitanschluß und hörst mit, nehme ich an. Iß wenigstens erst deine Eier. Haben Sie eine Ahnung, wer Emmericks Vorgesetzter sein könnte, Winifred?«
»Ich nehme an, Mr. Gyles ist der richtige Ansprechpartner. Er hat damals auch den Kostenvoranschlag für uns gemacht. Es macht mir übrigens wirklich nichts aus, ihn anzurufen, und ich bitte Sie sogar ausdrücklich darum, mitzuhören, Peter, für den Fall, daß ich mich nicht klar genug ausdrücke. Sie wissen ja, was für eine Ignorantin ich bin. Mal schauen, ich bin mir ziemlich sicher, daß die Geschäftsnummer irgendwo in meinem Terminkalender steht. Heutzutage muß man wirklich hervorragend organisiert sein.«
Jetzt wo Winifred Binks eine begüterte Frau, Fakultätsmitglied am College und treibende Kraft hinter der Forschungsstation war, hatte sie sich einen großen Lederbeutel zugelegt, von dem sie sich nur im Notfall trennte. Neben zahlreichen anderen Dingen enthielt dieser Beutel ein dickes Ringbuch, in das Winifred gewissenhaft jede Kleinigkeit eintrug, die sie oder die anderen Personen, die mit dem Projekt zu tun hatten, möglicherweise irgendwann einmal brauchen könnten. Sie fischte das Buch heraus und fuhr mit dem Daumen rasch über das umfangreiche Register.
»Da ist es ja schon. Adressen und Telefonnummern. E-F-G -Golden Apples. Ich muß unbedingt daran denken, dort- J-K-L-, a ja. M wie Meadowsweet. Ich glaube, ich laufe schnell nach oben, richte das Sofa wieder her und telefoniere von eurem Arbeitszim-mer aus. Bis ich die Laken abgezogen und Mr. Gyles erreicht habe, haben Sie Ihre Eier gegessen, Peter. Es sei denn, Sie würden lieber warten, bis Sie noch eine Tasse Kaffee getrunken haben?«
»Nein, nein, machen Sie ruhig.«
Peter rechnete damit, daß Miss Binks mit ihrem vornehmen Bostoner Akzent jede Empfangsdame oder Telefonistin, die normalerweise mühelos Anrufer abwimmelte, einschüchtern würde, womit er vollkommen richtig lag. Um drei Minuten nach neun hatte Miss Binks Mr. Gyles an der Strippe und unterrichtete ihn über das Dahinscheiden seines Angestellten. Sie machte ihre Sache ausgezeichnet, wählte genau die richtigen Worte und klang angemessen betroffen. Wer falsch reagierte, war Mr. Gyles.
»Einen Moment, bitte, Miss Binks. Sie sagten, der Name des Mannes sei Emory Emmerick, und unsere Firma habe ihn als den zuständigen Ingenieur zu Ihnen geschickt?«
»Ja.«
»Hätten Sie die Freundlichkeit, sich einen Augenblick zu gedulden?«
»Aber natürlich.«
Peter, der unten mithörte, zog die Augenbrauen hoch und sah Helen erstaunt an. »Was ist los?« murmelte sie.
»Weiß der Himmel. Vielleicht will er vorher noch schnell eine Sammlung für den Trauerkranz veranstalten. Er scheint ziemlich lange zu brauchen.«
Womit er absolut recht hatte. Es dauerte in der Tat sehr lange, bis Mr. Gyles wieder zurückkam.
»Entschuldigen Sie bitte, daß Sie so lange warten mußten, Miss Binks, aber wir haben hier ein kleines Problem. Der für Sie zuständige Ingenieur heißt Patrick Henry O'Gorman und sollte erst Dienstag in einer Woche zu Ihnen kommen. Wir haben niemanden mit dem Namen Emory Emmerick auf der Gehaltsliste. Ich habe eigens im Personalbüro nachgefragt, aber ein Herr dieses Namens hat noch nie bei uns gearbeitet.«
Kapitel 4
Aber wer war er dann?« Das hätte nicht nur Viola Buddley gern gewußt. Seit Wini-freds schockierendem Telefonat mit dem Mann von Meadowsweet stellte sich jeder diese Frage, doch bisher war es niemandem gelungen, eine Antwort darauf zu finden. Sofort nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, rief Peter zuerst bei Dr. Svenson und danach im Büro der Staatspolizei an, um die merkwürdige Neuigkeit weiterzugeben, dann kutschierte er Winifred Binks mitsamt Fahrrad zurück zur Forschungsstation. Im Moment war sie in ihrem neuen Haus, um sich ihrer Hirschlederkluft zu entledigen, während Peter den beiden Ganztagskräften der Station die Neuigkeiten über Emmerick mitteilte.
Viola Buddley war Empfangsdame, Sekretärin und auch Assistentin, was so gut wie alles umfassen konnte, angefangen vom Abstauben der Ausstellungsstücke bis hin zum Sammeln von Kamillenblüten für Winifreds Tee. Da
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