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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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statt mit Ihnen?«
    »Sie können ja nicht überall gleichzeitig sein, Cronkite«, tröstete ihn Winifred Binks. »Hier.« Sie kramte in ihrer Riesentasche und fischte eine kleine Kamera heraus. »Zufällig habe ich selbst ein paar Bilder geschossen, und zwar ein paar von Mr. Emmerick im Netz und einige von der Polizei auf der Spurensicherung rund um die Leiche. Es müßten auch noch ein oder zwei dabei sein, wie sie Emmerick auf der Bahre wegtragen. Die Polizei hatte Handstrahler dabei, und ich habe einen hochempfindlichen Film benutzt, weil ich hoffte, ein paar Eulen bei Mondschein fotografieren zu können, daher stehen die Chancen gut, daß wenigstens einige von den Aufnahmen brauchbar sind.«
    »Miss Binks, ich liebe Sie!« Swope griff nach der Filmrolle, die sie aus ihrer Kamera genommen hatte, verpaßte ihr einen Kuß, der die Fensterscheiben erzittern ließ, und raste zurück zu seinem Wagen.
    »Wow!« Viola Buddley hatte die Kußszene mit unverhohlenem Neid beobachtet. »Wieso hat er Sie geküßt und nicht mich, Professor?«
    Miss Binks warf den Kopf leicht zurück und fuhr sich mit den Fingern durch ihr kurzes graues Haar. »Es gibt eben Frauen, die sich vor Männern nicht retten können, meine Liebe, auch wenn Sie sich noch so viel Mühe geben. Noch etwas Kaffee, Peter?«  
    »Nein danke, ich muß mich unbedingt auf den Weg machen. Ich komme mir vor wie ein Stinktier, daß ich Swope nicht früher benachrichtigt habe, und jetzt habe ich auch noch Gewissensbisse wegen Ottermole.«
    »Du liebe Zeit, natürlich, Polizeichef Ottermole muß unbedingt informiert werden. Aber vielleicht hat sich die Staatspolizei bereits mit ihm in Verbindung gesetzt.«
    »Das hat seine Frau möglicherweise zu verhindern gewußt.«
    Edna Mae Ottermole neigte dazu, ihren Gatten, den sie als eine Art Kreuzung zwischen Sir Lancelot und Eliot Ness zu betrachten schien, ein wenig zu sehr zu bemuttern. Wenn Fred bis nach Tagesanbruch bei seiner Eulenzählgruppe geblieben war, was höchstwahrscheinlich der Fall war, es sei denn, er hatte vorzeitig Wind davon bekommen, was Präsident Svensons Gruppe zugestoßen war, lag er sicher noch schlummernd im Bett, und Edna Mae bewachte seinen Schlaf. Peter beschloß, kurz bei Ottermole anzurufen, bevor er sich auf den Weg machte, und mußte feststellen, daß er mit seiner Vermutung richtig lag.
    »Ich hasse es, Fred zu wecken, wenn es nicht furchtbar dringend ist, Professor.«
    »Es ist zwar furchtbar, aber nicht dringend. Ich komme später bei Ihnen vorbei, lassen Sie ihn bis dahin ruhig weiterschlafen.«
    »Ich glaube, Ottermole weiß noch nichts von Emmericks Schicksal«, sagte Peter zu Miss Binks, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
    »Der Glückliche. Ich befürchte, Sie werden ihn wohl wecken müssen.«
    »Dem Protokoll nach hätte er eigentlich die Staatspolizei hinzuziehen müssen.«
    »Aber wir konnten unmöglich so lange warten, bis wir ihn gefunden hätten«, protestierte Winifred.
    »Ich weiß. Wir haben das Richtige getan. Er hätte es sowieso nicht allein schaffen können. Aber wir müssen ihm unbedingt Bescheid sagen. Der einzige Weg, von der Staatspolizei Informationen über Emmerick zu bekommen, geht nur über Ottermole. Immerhin sieht er aus wie ein richtiger Bulle.«
    »Stimmt. Er trägt immer eine perfekt gebügelte Uniform und dann noch die schwarze Lederjacke mit den vielen Reißverschlüssen. Obwohl es heute für die Jacke vielleicht doch ein klein bißchen zu warm ist. Die Luft ist lau und der Himmel leicht verhangen, man könnte fast meinen, der Große Geist rauche gerade seine Friedenspfeife. Zumindest hoffe ich, daß es der Große Geist ist und nicht das Kraftwerk in Clavaton, das mal wieder verrückt spielt. Was will denn der Mann in dem Auto hier? Ach herrje, jetzt hat sich das schreckliche Eichhörnchen wieder in unserem Vogelfutterspender verfangen. Kommen Sie, Viola. Am besten, Sie sprechen mit ihm, Peter. Mit dem Mann, meine ich.«
    Winifred eilte hinaus, Viola und Knapweed im Schlepptau. Peter ging zur Tür. »Guten Tag, Sir«, sagte er, »was kann ich für Sie tun?« Sein Gegenüber schien sich für etwas ganz Besonderes zu halten, denn er war geschniegelt und gestriegelt wie ein Dreijähri-ger beim Derby, auch wenn er augenscheinlich kein Füllen mehr war. Eher um die Fünfzig als um die Vierzig, und wahrscheinlich auf dem Weg zum Golfspielen in irgendeinem Country Club, vermutete Peter.
    Der Besucher erwiderte Peters bewundernden Blick mit einem strahlenden

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