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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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finanziellen Mittel bereitstellen, die man zur Umsetzung benötigt. Daher habe ich mir auch die Freiheit genommen, mich an Ihrem weiblichen Drachen vorbeizuschmuggeln, und diese unerfreuliche Szene verursacht, wofür ich Sie vielmals um Verzeihung bitte. Aber wahrscheinlich hätte ich Sie nie erreicht, wenn ich es nicht getan hätte. Meinen Sie, wir sollten Elvira auf eine Couch oder so etwas legen?«
    »Ich bin geneigt, sie genau da zu lassen, wo sie momentan liegt«, sagte Peter. »Wenn wir versuchen, sie zu bewegen, bevor sie die Möglichkeit hat, sich ordentlich auszuschlafen, laufen wir Gefahr, daß sie noch einen Wutanfall bekommt. Mit Hypnose kenne ich mich nicht besonders gut aus.«
    »Also mich haben Sie tief beeindruckt«, sagte Bill. »Ich habe Sie für einen Experten gehalten.«
    »Ich hatte lediglich Gelegenheit, zwei Leute zu beobachten, die Fanshaw mit demselben Trick außer Gefecht gesetzt hat. Glücklicherweise trage ich zufällig seinen Anzug, und er ist nicht mehr dazu gekommen, seine Taschen vorher zu entleeren. Ich glaube, wir haben eine Menge zu besprechen. Warum machen wir es uns nicht gemütlich?«
    »Sie haben völlig recht. Kommen Sie doch hier herein.«
    Dodie führte sie in einen Raum, der wohl ihr Geschäftsbüro war, auch wenn er Peter eher an das gemütliche kleine Wohnzimmer seiner verstorbenen Tante Effie erinnerte. Neben einem Schreibtisch aus Eichenholz, der immer noch die letzten Reste seines ur-sprünglichen Lacks besaß, bestand die Zimmereinrichtung aus einem Drehstuhl, der höchstwahrscheinlich quietschte, einem Schaukelstuhl aus Ahornholz, einem Sofa mit abgenutztem Chintz-Bezug, einer langhalsigen Schreibtischlampe, einer jener spinnenartigen schwarzen Stehlampen aus Eisen mit vergilbtem Pergamentlampenschirm, wie sie jeder, der sich nichts Eleganteres leisten konnte, in den dreißiger Jahren zu haben pflegte, einigen alten Läufern und einer Unmenge von
    Fotografien, von denen einige gerahmt, andere dagegen mit Heftzwecken an den Wänden befestigt waren. Es gab sogar einen altmodischen schwarzen Eisenofen nebst Kohleneimer und dampfendem Wasserkessel. Auf dem Läufer vor dem Ofen lag ein Boston-Terrier, der um die Schnauze herum schon grau war und im Schlaf leise schnaufte.
    »Tiger ist unser Wachhund«, erklärte Bill. »Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause. Winifred, Sie nehmen den Schaukelstuhl, auf dem hat Ihr Großvater immer am liebsten gesessen. Er war ein interessanter alter Kauz, ständig hatte er neue Flausen im Kopf. Wir haben ihn immer furchtbar gern hier gehabt. Mein Gott, wie schön, Sie jetzt bei uns zu sehen, Winifred. Und Sie selbstverständlich auch-eh-«
    »Oh, Sie müssen entschuldigen. Das ist Professor Shandy vom Balaclava Agricultural College, ein guter Freund von mir. Ich bin übrigens ebenfalls dort tätig, was Sie wahrscheinlich noch gar nicht wissen«, fügte Winifred gerade mit kindlichem Stolz hinzu, als die Tür aufging und noch eine Frau in einem gelben Overall, der wohl bei Golden Apples zur Standardkleidung gehörte, mit einer Handvoll Briefe ins Zimmer eilte. Sie war zwar nicht mehr jung, bewegte sich jedoch mit der Leichtfüßigkeit eines zehnjährigen Mädchens.
    »Auf eine pflichtbewußte Briefträgerin ist immer Verlaß. Bei Regen, bei Schnee, bei Hochwasser, auch wenn sie sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hat, um den Jungs die Säcke für den Sand aufzuhalten. Hier ist Ihre Post. Ach herrje, ich wußte gar nicht, daß Sie Besuch haben. Haben Sie übrigens schon gesehen, daß Elvira draußen am Empfang ausgestreckt auf dem Boden liegt und lauter schnarcht als Tiger? Vermutlich ist sie die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und hat bei der Sandsacktruppe mitgearbeitet, auch wenn es ihr eigentlich gar nicht ähnlich sieht. Sie ist immer so etepetete. Sollten wir sie nicht lieber ins Zimmer holen und auf das Sofa legen?«
    »Nein«, sagte Bill. »Wenn sie so erschöpft ist, wollen wir sie lieber nicht stören. Aber vielleicht sollten wir sie mit einer Decke zudecken. Dodie, vielleicht magst du das übernehmen, damit Mae ihrer Arbeit weiter nachgehen kann. Vielen Dank für die Post, Mae. Hoffentlich sind es nicht wieder nur Rechnungen.«
    »Mae ist unser guter Geist«, erklärte er, nachdem die Dame wieder gegangen war. »Sie sorgt für uns wie eine Mutter, wirklich eine sehr nette Frau. Sie war von Anfang an bei uns. Schauen Sie mal, Winifred, hier ist ein Brief von Ihrem Anwalt. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ihn jetzt

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