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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sie doch auf!«
    Nur mit brutaler Gewalt gelang es den Compotes, ihre rasende Empfangsdame von der Tür zum Büro zu entfernen, was jedoch alles nur noch schlimmer machte. Elvira sprang Winifred an wie eine wütende Tigerin und hätte sie sicher zu Boden geworfen, wenn die Erbin nicht so schnell und behende gewesen wäre. Die Compotes packten sie schließlich bei den Armen und hielten sie fest wie Schraubstöcke. Sie waren beide nicht gerade klein, doch die Furie schleuderte sie umher wie junge Katzen.
    »Geben Sie ihr eine Ohrfeige«, keuchte Dodie.
    »Mit Vergnügen.« Winifred gehorchte. Doch selbst das hatte nicht den geringsten Erfolg.
    Peter stand ein wenig abseits, mischte sich nicht ein und dachte angestrengt nach. Plötzlich dämmerte es ihm. Er griff in Fanshaws Tasche, zog die goldene Kette mit der Goldmünze hervor und begann sie langsam vor Elviras geschwollenem, verzerrtem Gesicht hin und her pendeln zu lassen.
    »Konzentrieren Sie sich auf die Münze, Elvira. Hin und her, hin und her, hin und her.«
    Widerstrebend, doch sehr bald schon fasziniert, folgten Elviras Augen der glänzenden Münze. Sie hörte auf zu schreien, ihre Muskeln entspannten sich.
    »Ganz ruhig, Elvira. Sie werden jetzt sehr müde. Sie wollen nur noch schlafen. Nur noch schlafen.«
    Sie sackte in sich zusammen und glitt auf den Boden, ihr Unterkiefer fiel herab, ihre Augen schlossen sich. Sie atmete tief und gleichmäßig. Sie schlief.
    »Ja da soll mich doch!« Auch Bill trug einen gelben Overall, er wischte sich mit dem linken Ärmel den Schweiß von der Stirn. »So was Merkwürdiges hab' ich ja noch nie gesehen!«
    »Dabei schien Elvira so eine nette Person zu sein«, jammerte seine Frau. »Aber natürlich kennen wir sie nicht allzugut, sie ist erst seit etwa einem Monat bei uns.«
    Dodie war einen Kopf kleiner als ihr Mann, doch wenn man ihrem selbstbewußten Gesichtsausdruck Glauben schenken konnte, war sie weder ihm noch sonst jemandem unterlegen. Sie hatte graues Haar, eine schöne reine Haut, rosige Wangen und große blaue Augen. Der gelbe Overall stand ihr hervorragend. Sie sah aus wie jemand, der gern lächelte, doch momentan lag ein besorgter Ausdruck auf ihrem sympathischen Gesicht. »Was in aller Welt ist denn bloß in sie gefahren?«
    Peter hielt die Goldkette mit der Zwanzig-Dollar-Münze hoch. »Ich nehme an, das hier ist die Antwort. Die Münze gehört einem Mann, der sich unter anderem Fanshaw nennt. Ihrer Reaktion nach zu urteilen, würde ich sagen, er hat sie damit hypnotisiert und dann als Spionin hier eingeschleust, nachdem er ihr suggeriert hat, Sie unter allen Umständen von Winifred Binks fernzuhalten. Das hier ist übrigens Winifred.«
    »Stimmt. Und ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen«, sagte die Hauptaktionärin. »Ich nehme an, Sie sind Mr. und Mrs. Compote. Sie werden sich sicher daran erinnern, daß sowohl mein Anwalt als auch ich Sie während der letzten Tage mehrfach angerufen haben, um einen Termin für ein Treffen mit Ihnen zu arrangieren. Ich bin sicher, Sie hatten triftige Gründe, uns nicht zurückzurufen.«
    Dodie und Bill tauschten erstaunte Blicke aus. »Ich kann mir das alles nicht erklären. Wir haben Ihre Nachrichten überhaupt nicht erhalten! Sie sind also die Enkelin von Mr. Binks! Wir haben uns schon gefragt, ob wir Sie wohl je kennenlernen würden.«
    »Wir hätten uns sicher schon viel früher getroffen, aber ich habe erst letzten Samstag bei einer Unterredung mit meinem Vermögensverwalter erfahren, daß wir überhaupt etwas miteinander zu tun haben. Es interessiert Sie vielleicht, daß ich ihn bereits instruiert habe, Ihrer Firma einen Teil meines Vermögens zukommen zu lassen. Ich kenne und schätze Ihre ausgezeichneten Produkte schon seit langem. Nach einer sorgfältigen Betriebsanalyse bin ich zu dem Schluß gekommen, daß Ihre Firma hervorragend geführt wird, und habe daher beschlossen, Ihnen meine volle Unterstüt-zung zukommen zu lassen. Es war und ist mir eine große Freude, daß wir bereits Geschäftspartner sind.«
    »Uns geht es genauso«, sagte Dodie etwas benommen.
    Winifred lächelte. »Ich wollte Sie aus folgendem Grund treffen: Ich beabsichtige keineswegs, mich in Ihre Arbeit einzumischen, selbst wenn ich über genügend Sachkenntnis verfügen würde, was sicherlich nicht der Fall ist, aber ich hätte einige Verbesserungsvorschläge, was Vertrieb und Marketing betrifft, die ich Ihnen gern unterbreiten würde. Selbstverständlich würde ich die

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