Eine ewige Liebe
auf den alten schwarzen Ledereinband mit der eingeprägten Mondsichel und die ganzeTragweite diesesAugenblicks wurde mir in aller Deutlichkeit bewusst. Meine Hände zitterten, und meine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment unter mir nachgeben.
»Ich kann es nicht fassen.« Misstrauisch beäugte Marian das Buch – mit demselben Blick, als hätte ich es mit überschrittener Leihfrist zurückgegeben. Sie war eben durch und durch Bibliothekarin.
»Es ist wirklich echt«, versicherte Ridley, lässig an eine Marmorsäule gelehnt.
Marian stand auf und postierte sich vor ihrem Schreibtisch, wie um sich schützend zwischen Ridley und das gefährlichste Buch der Sterblichen und Caster zu stellen. »Ridley, ich glaube nicht, dass du hierhergehörst.«
Ridley schob ihre Sonnenbrille hoch und sah Marian mit ihren gelben Katzenaugen an. »Ich weiß, ich weiß. Ich bin eine Dunkle Caster und habe im geheimenVereinsheim der Guten nichts verloren.« Sie verdrehte dieAugen. »Ich hab das so satt.«
»Die Lunae Libri steht allen Castern offen, ob Dunkel oder Licht«, antwortete Marian. » Was ich damit meinte, ist, dass ich nicht sicher bin, ob du auf unserer Seite stehst.«
»Ist schon okay, Marian. Rid hat uns geholfen, das Buch zu bekommen«, erklärte ich ihr.
Ridley produzierte eine Kaugummiblase und wartete darauf, dass sie mit einem lauten Knall zerplatzte. Das Echo hallte von denWänden wider. » Was heißt hier geholfen ?Wenn du damit meinst, dass ichAbraham überhaupt erst dazu gebracht habe, heuteAbend auf dem Friedhof aufzukreuzen, sodass ihr euch das Buch der Monde schnappen und ihn um die Ecke bringen konntet, ja, dann habe ich euch wohl geholfen.«
Marian sah sie fassungslos an. Ohne einWort nahm sie einenAbfalleimer, ging zu ihr und hielt ihr den Eimer vors Gesicht. »Nicht in meiner Bibliothek. Spuck ihn aus.«
Ridley seufzte. »Sie wissen, dass es nicht einfach nur ein Kaugummi ist, oder?«
Marian rührte sich nicht.
Ridley spuckte den Kaugummi aus.
Marian stellte denAbfalleimer ab. »Eines verstehe ich immer noch nicht.Wieso habt ihr euer Leben für dieses schreckliche Buch riskiert? So begrüßenswert es auch ist, dass es sich nicht länger in den Händen von Blutinkubi befindet –«
»Ethan braucht es«, platzte ich heraus. »Er hat einenWeg gefunden, um mit mir Kontakt aufzunehmen, und er braucht das Buch der Monde , um zu uns zurückzukehren.«
»Hast du eine neue Nachricht von ihm?«, fragte Marian.
Ich nickte. »In der letztenAusgabe der Stars and Stripes. « Mit festem Blick fügte ich hinzu: »Und jetzt brauche ich Ihre Hilfe.«
Marian sah mich lange forschend an. Ich hatte keineAhnung, was ihr gerade durch den Kopf ging – was sie dachte, überlegte, beschloss –, denn sie sagte keinWort.
Vielleicht gab es dazu auch einfach nichts zu sagen.
Schließlich nickte sie und zog ihren Stuhl etwas näher zu mir. »Erzähl mir alles.«
Also fing ich an, Marian von unserem Plan zu berichten, John gegen das Buch der Monde einzutauschen. Bald wechselten wir uns darin ab, Marian auf den neuesten Stand zu bringen. Link und John übertrafen sich gegenseitig bei der Schilderung unseres Zusammentreffens mitAbraham, und auch Rid und Onkel Macon meldeten sich zuWort. Liv wurde vom bloßen Zuhören kreidebleich.
Marian sagte die ganze Zeit über keinWort, aber ihr Gesichtsausdruck spiegelte wahlweise Schock, Entsetzen, Mitgefühl undVerzweiflung wider.
»Ist das alles?« Ganz erschlagen von unserer Geschichte sah sie mich an, nachdem wir geendet hatten.
»Es kommt noch schlimmer.« Ich warf Ridley einen Blick zu.
Rid zog eine Grimasse. » Was willst du hören?Alle Details, wie LinkAbraham mit seiner großen Gartenschere zerlegt hat?«
»Nein, Rid. Erzähl Marian vonAbrahams Plänen. Sag ihr, was du überAngelus weißt.«
Bei der Erwähnung dieses Namens hob Onkel Macon ruckartig den Kopf. » Worauf will Lena hinaus, Ridley?«
»Angelus undAbraham haben irgendetwas zusammen ausgeheckt, aber ich weiß nichts Genaues.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Sag uns das, was du weißt.«
Ridley drehte nervös eine pinkfarbene Strähne um ihren Finger. »DieserAngelus ist völlig durchgeknallt. Er hasst die Sterblichen und will, dass die HoheWacht zusammen mit den Dunklen Castern alle Sterblichen unter ihre Kontrolle bringt oder so ähnlich.«
» Warum?«, überlegte Marian laut. Sie hatte ihre Fäuste so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ihre Begegnung mit der HohenWacht
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