Eine ewige Liebe
mich einmal mehr, in was ich hier hineingeraten war – und wie ich wieder herausfinden sollte.
DerTod hatte nichts mit entschlafen zu tun. Er war eher so was wie das nächsthöhere Level.
Denn die Spielregeln wurden härter, sobald man auf der anderen Seite stand. Und ich hatte die unguteAhnung, dass das Spiel eben erst begonnen hatte.
Ich konnte es nicht länger aufschieben. Mit dem Irrgarten war es wie mit den meisten wirklich miesen Dingen – man musste einfach durch.
Wenn es keineAbkürzung gab, würde ich eben den langenWeg nehmen.
DenWeg des Kriegers oder so ähnlich.
Kämpfe in Frieden , hatte er gesagt.Was sollte das nun wieder heißen?Ich traute der R u he nicht, deshalb war ich besonders wachsam, als ich die in den Fels gemeißelteTreppe hinunterstolperte. Je tiefer ich kam, desto größer wurden die Stufen, bis sie am Fuß des Berges in breite, aber steile Felsvorsprünge übergingen. Zwischen den schroffen Kanten wucherte grünes Moos und über die Seiten rankte Efeu.
Unten angekommen fand ich mich in einem gigantischen Garten wieder.
Es war allerdings kein normaler Garten, wie ihn die Bewohner Gatlins hinter ihren Häusern anlegten, um ihreTomaten anzubauen. Dieser Garten hier war eher wie der Garten Eden – und damit meine ich nicht den Blumenladen an der Main Street.
Er hatte etwas Surreales. Das lag an den Farben. Sie waren viel zu hell und zu bunt, um natürlich zu sein.Als ich weiterging, wurde mir klar, dass ich schon mittendrin war.
Mitten im Labyrinth.
Die Hecken wurden von so üppig blühenden Gewächsen umrankt, dass die Gärten von Ravenwood imVergleich dazu mickrig und armselig wirkten.
Je weiter ich in das Labyrinth drang, desto langsamer kam ich voran und desto mehr ähnelte meinVorhaben einer Dschungelexpedition. Ich wich tief hängenden Ästen aus und schlug mich durch hüfthohe Dornensträucher und zähes Dickicht. Jetzt hieß es »Friss oder stirb«, wieAmma sagen würde. Bloß nicht die Flinte ins Korn werfen.
Ich musste daran denken, wie ich mich einmal auf dem Heimweg vonWaders Creek verirrt hatte, als ich neun war. Ich hatte inAmmas Handarbeitszimmer herumgestöbert, das eigentlich gar kein Handarbeitszimmer war, sondern der Raum, in dem sie die Utensilien für ihreAmulette aufbewahrte. Nachdem sie mir gehörig den Kopf gewaschen hatte, hatte ich trotzig erklärt, dass ich allein nach Hause finden würde.Aber ich fand weder nach Hause noch sonst wohin. Stattdessen verirrte ich mich in der Dunkelheit und geriet immer tiefer ins Sumpfland mit seinen Angst einflößendenAlligatoren.
Ich merkte erst, dassAmma mir folgte, als ich mich erschöpft auf die Knie fallen ließ und zu heulen anfing. Da trat sie aus der Dunkelheit ins Mondlicht, die Hände in die Hüfte gestemmt. »Du hättest mal lieber Brotkrümel auslegen sollen, wenn du schon ausbüxen willst.« Dann hielt sie mir wortlos die Hand hin.
»Ich hätte noch nach Hause gefunden«, war meineAntwort.
Sie hatte genickt. »Daran zweifle ich keine Sekunde, EthanWate.«
Aber hier, mitten im Dickicht, hatte ich keineAmma, die mir aus der Patsche half. Diesmal war ich ganz auf mich allein gestellt.
Wie damals, als ich das Feld der Lilum gepflügt hatte, um Gatlin das lebensspendendeWasser zurückzubringen.
Oder als ich vom Summerville-Wasserturm gesprungen war.
Jetzt, das wurde mir immer klarer, steckte ich in der gleichen Klemme wie damals mit neun inWaders Creek. Ich irrte immer wieder dieselbenWege entlang – es sei denn, es gab hier noch jemanden, dessen Chucks die gleiche Schuhgröße hatten wie meine.
Ich dachte scharf nach.
Ein Labyrinth ist nichts anderes als ein großes Rätsel .
Ich hatte die Sache falsch angefangen. Ich musste dieWege, die ich schon einmal abgegangen war, markieren.Was ich brauchte, war eine Handvoll vonAmmas Brotkrümeln.
Ich riss Blätter vom nächstbesten Busch und stopfte sie in meine Hosentasche. Dann streckte ich die Hand aus, sodass meine Finger die Hecke berührten, und ging weiter. Im Laufen streute ich mit der anderen Hand die wächsernen Blätter auf den Boden.
Es war wie in einem riesigen Maislabyrinth. Man musste nur eine Hand an den Pflanzen lassen, bis man in eine Sackgasse geriet. Dann wechselte man die Hand und drehte sich in die andere Richtung. Das wusste jeder, der sich schon einmal in einem Maislabyrinth verirrt hatte.
Ich folgte dem Pfad nach rechts, bis ich in eine Sackgasse gelangte. Dann wechselte ich Hand und Brotkrümel. Diesmal ließ ich die Linke an
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