Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
Hähne und Hennen sowie dem Reich der Adler. Er hatte viele Tiere erlebt, viele Herrscher aufsteigen und fallen gesehen, sehr viel Leid und Hass ertragen müssen. Genau an diesem so bedeutsamen Ort ließen sich die beiden nieder. Der Fluss, der schon vieles gesehen hatte, wurde durch das junge Paar wieder an seine wahre Identität erinnert. Er ist keine Grenze zwischen Feinden, kein strategisch günstiges Ziel und keine Müllhalde. Seine wahre Bestimmung ist das Verzaubern der Tiere um ihn herum. Tiere wie die Maus und den Tiger.
Angekommen sprang der Tiger zur Rückseite des Gefährts und entfernte mit lautem Gebrüll die weiße Verdeckung. Ein altes durchgesessenes Sofa kam zum Vorschein.
„Ein bisschen alt, aber ich denke für diesen Abend wird es noch taugen.“
Die Maus war sprachlos von der Überraschung.
„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll!“
„Komm, ich helfe dir hoch!“
Aneinander gekuschelt saßen die beiden auf dem braunen Sofa, mit einem tollen Blick auf den Fluss. Lange Zeit saßen sie nur da und beobachteten das Rauschen des Wassers.
„Ist es nicht wundervoll?“ begann die Maus.
„Was ist wundervoll?“
„Das Wasser! Sein bezaubernder Anblick. Ich glaube, es soll uns in schlechten Zeiten trösten. Ich fühle mich oft wie im Wasser treibend, weißt du. Von den Wellen mal hier hin gespült und mal da hin getrieben.“
„Das ist doch etwas Schönes!“ unterbrach der Tiger.
„Ja, sehr oft sogar. Aber es kann einen auch herunter ziehen. Die Wellen meine ich. Verstehst du?“
Der Tiger nickte und für ein paar Momente kehrte Stille ein. Beide blickten weiter den schier endlosen Fluss entlang.
„Meinst du, es ist möglich für immer zusammen zu sein?“ fragte der Tiger
„Ich glaube schon. Es ist zwar sehr selten, aber ich hoffe, dass es irgendwie möglich ist.“ antwortete die Maus.
Versunken in Gedanken wusste der Tiger genau, dass er für immer mit der Maus zusammen sein wollte. Doch genauso wusste er auch wie naiv dieser Traum war. Sie saugt das Leben geradezu in sich hinein. Jede schöne Seite, jeder Sonnenuntergang, einfach jeder wundervolle Moment wird zu einem Teil der Maus. Der Tiger wusste immer, dass sie noch so viel erleben würde und den größten Teil davon wird er nicht miterleben können. Es ist fast eine Gewissheit, denn sie ist es gewöhnt, von einem Ort zum nächsten zu hüpfen und dort neue Dinge zu erleben. Genau das liebte er so über alles an seiner Maus. Er liebt es und fürchtet es zugleich. Es ist der Grund wieso er niemals ohne sie glücklich sein wird und die Gewissheit, dass er nicht ihr letzter Gefährte ist.
„Ich liebe dich, meine Maus.“ flüsterte er in ihre großen Ohren.
Einen kurzen Moment wurde es still um die beiden.
„Ich liebe dich auch“ antwortete die Maus und sie war nur ehrlich in diesem Moment.
„Darf ich mit dir mit, wenn es dich in die Ferne zieht?“ fragte der Tiger.
Wieder war es kurz still, schließlich hatte sie mit diesem Verlauf nicht gerechnet.
„Ich war noch nie so lange mit einem Tier unterwegs aber ich denke, ich würde gerne mit dir losziehen. Irgendwann!“
Sie klang wirklich glücklich. Und sie war es auch in diesem Moment, ohne Zweifel. Doch der Tiger spürte auch, dass es für die Maus nicht das gleiche war.
Sie blickte weiter lange Zeit ins Wasser und blieb still.
Irgendwas beschäftigte sie. Im Kopf der Maus brodelte es. Sie schmiedete bereits ihre nächsten Pläne. Pläne, die sie vor dem Tiger verheimlichte. Er würde es nicht verstehen, redete sie sich oft ein. Doch ihr Entschluss war längst gefallen. Erst Recht jetzt, als die beiden so vertraut geworden sind.
Es sollte einer der letzten Abende sein, die beide gemeinsam verbrachten. Was der Tiger immer ahnte, sollte bald Realität werden.
Gefühlswirrwarr
Es war der Morgen, den der Tiger nie vergessen wird. Schon aus einer alltäglichen Gewohnheit heraus wartete er auf seine Maus. Die Anspannung war jedes Mal noch genauso groß wie am ersten Tag. Doch dieses Mal war etwas anders.
Schon einige Zeit ist vergangen und die Maus war noch immer nicht aufgetaucht.
„Ob sie wohl noch schlief?“
Sie hatten einen schönen und sehr langen Abend verbracht. Der Tiger hatte das erste Mal seine Liebe ihr gegenüber geäußert.
„War das ein Fehler?“
Der Tiger wurde immer unruhiger. Er stand auf und machte sich auf, die Maus zu suchen. Weiterhin keine Spur. Auch in ihrer Behausung war sie nicht aufzufinden. Dort war alles wie immer. Die
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