Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
Bücher standen noch schön sortiert im Regal, fast so, als ob sie auf die Maus warten würden. An der Wand hingen die Papierschnipsel und die Marionettenpuppe. Einzig eine Handvoll Bilder ist von den Wänden verschwunden.
„Sie ist gegangen!“ dachte er sich.
Wovor er sich so lange gefürchtet hatte, ist eingetroffen.
„Aber sie kann doch nicht ohne Abschied gehen!“
In des Tigers Kopf schwirrten hunderte Dinge umher.
„Soll ich sie suchen? Ist ihr etwas zu gestoßen? Warum?“
Ihm wurde übel.
Verzweifelt rannte er durch die komplette Höhle und rief einige Mal nach seiner Maus. Ohne jeden Erfolg.
„War es das nun? Ich wollte doch so viele Dinge noch erleben!“
Total erschöpft trottete er zurück in seine Höhle. Einige Momente saß er nur da und blickte an seine kargen Wände.
Ihm gingen tausende Erinnerungen durch den Kopf. Es war unglaublich wie sich sein Leben in den letzten Monaten verändert hatte. Bilder beim Tanzen, Erinnerungen an die magischen ersten Tage, seine Maus, die einfach nur lächelte. All dies mischte sich und überschwemmte ihn. Eine Flut aus Gefühlen und Gedanken.
„Was war das doch für eine wundervolle Zeit.“
In seiner Höhle liegend, versuchte der Tiger zu schlafen. Hunderte Male hat er sich bei seiner früheren Lieblingsbeschäftigung weg gebeamt. Auch in diesem Moment wollte er die Wirklichkeit hinter sich lassen und wieder zurück zu seiner Maus.
Tatsächlich gelang es ihm einzuschlafen und dieser Zustand sollte einige Tage andauern. In seiner selbstgeschaffenen Traumwelt war alles wie zuvor. Jeden Morgen kam die Maus zu ihm geflitzt und diese wundervolle Geschichte wurde weiter erzählt. Als ob alles beim Alten wäre, lebte er in seinen Träumen weiter. Jedenfalls für eine Weile.
Im Traum erschien eine gläserne Pyramide. Er konnte sich in dem wohl gepflegten Glas spiegeln. Zu seiner Freude entdeckte er seine wunderhübsche Maus neben sich, die glücklich grinste. Der Tiger kannte diese Pyramide aus Büchern und dem Fernsehen. Er musste sich irgendwie in Paris befinden, schließlich befand sich dieses Bauwerk am Eingang des weltbekannten Louvre. Der Traum wirkte so real, dass der Tiger schon fast die vereiste Fläche des Glases spüren konnte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
Die Maus und der Tiger befanden sich also in Paris- die Stadt der Liebe. Beide hatten schon vieles in ihrer Kindheit von diesem berüchtigten Ort gehört. Der Tiger stellte sich ihn immer voller Liebespaare vor, geschmückt mit roten Herz Luftballons und glitzernden Sternen am Himmel. Jedoch war Paris auf den ersten Blick wie jede andere Stadt. Wuselnde Tiere und Autos, umzingelt von aneinandergereihten Häuserfassaden.
Trotzdem umgab diese besondere Stadt eine gewisse Aura. Sie ist der Pilgerort aller Verliebten und Liebenden. Der Ort ,an dem tausende Ehen ihren Ursprung haben und unzählige Liebeserklärungen geäußert wurden. Es machte den Tiger unglaublich glücklich mit seiner Maus ebenfalls diese Pilgerreise unternommen zu haben.
Er nahm sie an die Hand und entfernte sich langsam von der Pyramide. Sehr viele Liebespaare trafen die beiden auf dem Weg. Es war schön zu sehen wie viele glückliche Tiere es gibt.
In der Ferne war das Wahrzeichen der Stadt der Liebe zu sehen. Der Eifelturm ragte glorreich über den majestätischen Häusern empor.
Einst ausschließlich für die Weltausstellung errichtet und anfangs verspottet, wandelte sich der stählerne Turm zum Wahrzeichen des Reichs der Hühner, gar des ganzen Kontinents.
„Gehen wir gemeinsam hier herauf?“
„Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen“ sprach der Tiger und änderte seine Laufrichtung dem Turm entgegen.
Es war schon dunkel geworden, als das Liebespaar die Spitze des Turms erreicht hatte. Rundherum das glitzernde Paris und darüber die funkelnden Sterne. Es wirkte, als ob sich die Lichter der Stadt im Himmel spiegelten. Wie wundervoll diese Welt doch sein kann.
„Doch war all das überhaupt real?“
Am Nabel der Liebeswelt waren die Maus und der Tiger angekommen. Dem Platz, an dem so viel Liebe zu finden war. Der Tiger war glücklich. Glücklich wie selten in seinem Leben. Es gab ihm das Gefühl dieser Traum könnte nie enden, doch Träume waren nur Illusionen. Illusionen, die sich aus dem Unterbewusstsein herausbildeten und irgendwann wie eine Seifenblase zerplatzen. Er wollte seine Maus in diesem Moment nie mehr hergeben, doch das war genauso eine Illusion, die ihm die Tränen in die
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