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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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oder? Und verlangen Sie jetzt nicht, dass ich das erkläre.“
    „Na gut, dann nicht. Ich hatte jedenfalls einen sehr schönen Abend.“
    „Ich auch, ehrlich gesagt.“
    „Das überrascht Sie, oder?“, fragte er und zwinkerte ihr zu.
    Und sie dachte traurig: Er ist ein lieber Kerl.
    „Nicht Ihretwegen. Im Gegenteil. Und … danke.“
    „Wofür?“
    „Weil Sie mir einen Grund gegeben haben, mich zu bedanken.“
    Kevin schaute sie einen Moment lang an, dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. Es war nur eine ganz zarte Berührung, fast ein Luftkuss. Und doch verursachte ihr der Kontakt mit seiner Haut einen Kloß ihm Hals. Es war keine Trauer, wurde ihr klar – sondern Sehnsucht. Nach etwas, die sie nicht mehr besaß und nie wieder erleben würde.
    „Gern geschehen“, flüsterte Kevin und ging mit seinem kleinen Mädchen die Treppe hinauf.
    Kevin stemmte sich aus dem Pool und griff nach seinem Handtuch, um sich das Gesicht abzutrocknen. Als er aufblickte, sah er Victor am Beckenrand stehen.
    „Oh, hallo. Wie war Ihr Abend?“
    Victor zögerte kurz. „Schön. Und Ihrer?“
    Mit leisem Lachen ließ sich Kevin in einen Plastikstuhl fallen. „Dann hat Julianne wohl schon mit Ihnen gesprochen?“
    Auch Victor setzte sich. „Wie haben Sie das gemacht?“
    „Was gemacht?“
    „Sie zum Ausgehen zu überreden?“
    „Ich habe Sie einfach gefragt?“
    In dem schwachen Lichtschein der Außenbeleuchtung konnte Kevin Victors Gesichtsausdruck nicht deuten.
    „Ich versuche schon seit Monaten, sie dazu zu bringen, mal auszugehen, aber sie macht nur ihre Spaziergänge mit Pippa oder geht höchstens mal zum Supermarkt. Und dann kommen Sie ….“ Er warf Kevin einen Blick zu. „Verdammt.“
    „War das ein Dankeschön oder eine Warnung?“
    „Weiß ich noch nicht.“
    „Hm. Vielleicht habe ich sie einfach auf dem richtigen Fuß erwischt. Wir hatten beide Hunger, aber keine Lust zu kochen. Vielleicht hatte sie bis jetzt nicht die Energie, mit Pippa ins Restaurant zu gehen. Oder sie war zu traurig. Ich glaube nicht, dass es was mit mir zu tun hat.“
    Victor wandte sich zum Pool. „Sie schwimmen also gern?“
    Achselzuckend nahm Kevin den abrupten Themenwechsel hin. „Ich war auf der Highschool in der Schwimmmannschaft. Für eine Weile jedenfalls. Aber dann wurde ich erwischt und ausgeschlossen.“
    „Wegen Drogen?“
    „Ja. Ich war nicht nur dumm genug, Joints zu rauchen, ich wusste auch nicht, wie lange das Zeug im Urin nachweisbar ist.“
    „Sie versuchen nicht mal, es zu vertuschen, oder?“
    „Wozu auch? Es ist schließlich kein Geheimnis.“
    Nach einer längeren Pause fragte Victor: „Vermissen Sie es?“
    „Was, das Schwimmen?“
    Kevin hörte ein trockenes Lachen. „Nein.“
    Mit dem Handtuch im Nacken lehnte sich Kevin im Stuhl zurück. „Hin und wieder hat man das Verlangen danach, ja. Aber ich will nie wieder der sein, der ich damals war.“
    „Tut mir leid, wenn ich immer wieder darauf herumreite, aber ich muss da ganz sicher sein. Dass Sie …“
    „… nicht rückfällig werden? Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen. Ich weiß, dass ich etwas komisch rüberkam, als wir uns das erste Mal gesehen haben, aber da war ich einfach geschockt. Und wenn ich mich angegriffen fühle, kann ich meinen Mund nicht halten. Aber jetzt sind wir beide auf derselben Seite. Wir lieben beide unsere Töchter und tun alles, um sie zu schützen. Also reiten Sie ruhig weiter darauf herum – mich können Sie damit nicht verletzen.“
    „Ich mache mir ja auch keine Sorgen darum, dass Sie verletzt werden.“
    Kevin schaute zu Victor hinüber. „Ich weiß. Und das verstehe ich auch. Aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.“
    „Sind Sie da ganz sicher?“
    „Ich bin im Moment wirklich nicht bereit, eine Beziehung einzugehen. Oder so zu tun als ob. Und Julianne …“
    Julianne. Seine traurige Lady. Er hatte sich an diesem Abend endlich eingestanden, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, auch wenn er genau wusste, dass daraus nie etwas werden würde. Werden durfte. Trotzdem hätte er zu gern die Frau befreit, die sich unter all der Trauer und Resignation verbarg.
    Das ist nicht dein Job, Kumpel, sagte er sich. Ach ja, und wessen Job ist es dann?, antwortete seine innere Stimme.
    Kevin seufzte. „Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Sie je über ihren Kummer hinwegkommt. Aber wenn, dann wird sie ihr Herz sicherlich nicht an jemanden wie mich verlieren.“
    „Nein“, sagte

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