Eine (fast) perfekte Hochzeit
Mit finsterer Miene sah er Griffin an. „Dieser Bastard Newell.“
Er spricht genau aus, was ich denke, ging es Griffin durch den Kopf.
„Ich bin nur froh, dass Eva die Hochzeit abgesagt hat.“ Seufzend fasste Marcus sich an die Stirn.
Die Neuigkeit erleichterte Griffin so sehr, wie es eine kühle Brise an einem glühend heißen Tag vermocht hätte. Eva hatte also doch Vernunft angenommen und Carter den Laufpass gegeben. Zum Glück!
Statt sich hinter seinen Schreibtisch zu setzen, bot Griffin seinem Besucher einen Sessel an und nahm ihm gegenüber Platz. „Ich bin froh, dass du so aufmerksam warst. Wäre dir kein Verdacht gekommen … Gott sei Dank konnten die Machenschaften dieses miesen Typen aufgedeckt werden, Marcus.“
„Sie hat gesagt, der Detektiv hätte Beweise dafür gefunden, dass Carter sie nur des Geldes wegen heiraten wollte.“
„Ja“, erwiderte Griffin einsilbig. Wie viel hatte Eva ihrem Vater bisher wohl erzählt – die ganze Wahrheit?
„Wie ist er denn zu diesem Schluss gekommen?“
Griffin zwang sich, möglichst unbeteiligt zu wirken. „Tja, das Übliche. Ein Finanzprofil, aus dem ersichtlich ist, dass Carter seinen Lebensstil über Kredite finanziert hat. Außerdem konnte der Detektiv einige interessante und erhellende Gespräche auf Band festhalten.“
Da Marcus bis jetzt mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass Carter Eva betrogen hatte, sprach Griffin nicht über dieses Thema. Und der ältere Mann nickte zufrieden und machte den Eindruck, als ob er tatsächlich keine weiteren Details hören wollte.
Griffin nahm ihm das nicht übel. Er hätte sich die Einzelheiten auch gern erspart. Doch wahrscheinlich fühlte sich Marcus weitaus unbehaglicher, angesichts der Tatsache, dass Eva seine Tochter und das einzige Kind war.
„Ich bin zuerst zu Eva gegangen“, erklärte Griffin und wich damit der Frage aus, die unweigerlich folgen musste. Natürlich wollte Marcus erfahren, wann Ron die Ermittlungsergebnisse vorgetragen hatte. „Ich war der Meinung, dass sie einen Anspruch darauf hatte, zuerst informiert zu werden. Und ich bin davon ausgegangen, sie würde es dir gern selbst erzählen.“
„Ich weiß, dass du dabei einiges riskiert hast. Eva wünscht uns jetzt beide bestimmt zum Teufel. Darum bin ich froh, dass sie es wenigstens als Erste erfahren hat. Man muss die Dinge nicht noch schlimmer machen, als sie ohnehin schon sind, oder?“
„Da hast du wohl recht.“
Marcus deutete ein Lächeln an und fuhr stolz fort: „Eva hat ihrer Mutter erzählt, dass sie Newell im Restaurant Wein ins Gesicht geschüttet hat. Vor aller Augen hat sie ihn zur Rede gestellt.“
Griffin verspürte eine Art grimmige Genugtuung. Zumindest weinte Eva sich wegen Newell nicht die Augen aus dem Kopf, sondern hatte sich wenigstens ein bisschen an ihm gerächt. Das erleichterte ihn etwas, obwohl er überzeugt war, dass Eva dennoch unter Newells Verrat litt.
Er sorgte sich um sie, auch wenn sie ihn manchmal zum Wahnsinn trieb. Und Marcus’ Bitte hatte er letzten Endes nur erfüllt, weil er wollte, dass es ihr gut ging. Sonst hätte er sich der Angelegenheit nicht selbst gewidmet und Newell nicht beschatten lassen.
Und weil er wollte, dass es ihr gut ging, hatte er sie in ihrem Apartment geküsst … Jedenfalls versuchte er, sich das einzureden.
Dabei verachtete sie ihn jetzt mit Sicherheit. Aus ihrer Sicht hatte er sie bestimmt in einem schwachen Moment an sich gerissen und aus heiterem Himmel geküsst. Trotzdem hätte Griffin sich in einer anderen Situation wieder so verhalten. Immerhin hatte er sie davor bewahrt, unnötige Tränen zu vergießen und ihre Zeit mit Liebeskummer zu vergeuden.
Kurz nachdem Marcus das Büro verlassen hatte, klingelte das Telefon. Griffin setzte sich auf den Bürosessel und nahm ab.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte: „Du bist natürlich genau da, wo ich es mir vorgestellt habe … an den Schreibtisch gefesselt. Immer noch fleißig bei der Arbeit?“
Lachend rieb Griffin sich den Nacken. Er freute sich immer, von seinem Bruder zu hören. „Du weißt ja, ich schiebe nur Teile auf dem Monopoly-Brett hin und her“, scherzte er. „Wie läuft es im OP, kleiner Bruder?“
Sein Bruder lachte. „Ach, ein Blinddarm ist wie der andere, nichts Neues, wirklich. Aber deswegen rufe ich nicht an.“
„Sondern?“
„Tessa ist schwanger.“
„Großer Gott.“ Gespielt entsetzt stöhnte er auf. „Du als Vater!“
„Von dir nehme ich das als Kompliment“,
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