Eine (fast) perfekte Hochzeit
wegen meines Geldes heiraten wollte, Mom.“
„Oh, Eva, das tut mir so leid.“
Ihr Vater fluchte leise.
Eva konnte sich nicht dazu durchringen, auch noch zuzugeben, dass Carter sie betrogen hatte. Solange Griffin nichts verriet, würde sie ihren Eltern nur die halbe Wahrheit erzählen. Und sie hatte keine Skrupel, das zu nutzen. Immerhin behielt sie dadurch wenigstens einen Teil ihrer Würde.
„Was sollen wir den Leuten erzählen, Eva?“, fragte ihre Mutter ruhig.
„Sag ihnen nur, dass wir beschlossen haben, uns zu trennen. Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Sie hatte während der Fahrt zu ihren Eltern über die ganze Angelegenheit nachgedacht. Schließlich war Eva zu dem Schluss gekommen, dass sie nur wenigen Leuten die Wahrheit gestehen wollte.
Glücklicherweise würden nur wenige Fragen stellen. Denn von der Verlobung hatte bisher kaum jemand erfahren … Es gab keinen Ring, keine Feier und keine öffentliche Bekanntgabe. Mit Carters Schweigen konnte Eva rechnen. Ihm lag sicher nichts ferner, als zuzugeben, dass die Erbin des Tremont-Vermögens ihm den Laufpass gegeben hatte – weil er sie betrogen hatte.
Trotzdem war die Situation alles andere als angenehm. Eva fühlte sich tief verletzt und verraten. Vorwurfsvoll sah sie ihren Vater an. „Carter bin ich losgeworden. Aber du bist mein Vater, und das kann ich nicht ändern.“
Marcus schluckte.
„Ich bin nur hier, um dir etwas für die Zukunft zu sagen“, fügte sie hinzu. „Misch dich nie wieder in mein Leben ein, Dad.“
„Evangeline …“
„Und dass du für dein kleines Spielchen hinter meinem Rücken ausgerechnet Griffin Slater eingespannt hast …“
Ihr Vater schüttelte resigniert den Kopf, bevor er Eva ernst anblickte. „Ich habe deine Abneigung ihm gegenüber nie verstanden.“
„Weißt du, ich habe es selbst nie ganz verstanden. Letzten Endes hat er mir sogar einen großen Gefallen getan“, sagte sie sarkastisch, „indem er die Rolle bei der Tremont REH übernommen hat, die mir nicht liegt … Oder sollte ich sagen, für die ich ungeeignet bin?“
„Ich habe niemals gesagt, dass ich es dir nicht zutraue.“
„Das musstest du auch nicht“, erwiderte sie müde.
Ihr Vater wirkte entrüstet, während ihre Mutter nur unglücklich den Kopf schüttelte.
„Eva, ich habe dich nur aus einem Grund nie gedrängt, in die Firma einzutreten. Du solltest die Möglichkeit haben, deinen eigenen Weg zu wählen und deine Träume zu verwirklichen.“
Seine Worte wirkten wie Balsam auf Eva. So offen hatte ihr Vater noch nie ausgesprochen, warum er ihr keinen Posten in dem Familienunternehmen angeboten hatte. Im Grunde hatte sie das nie gewollt. Und allmählich verstand sie, dass ihr Vater sich für sie vielleicht wirklich nur das Beste wünschte. Aber was Griffin anging, wollte sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen.
„Gut, es stimmt. Du hast mir niemals damit zugesetzt, dass ich in deine Firma einsteigen sollte. Allerdings hast du keine Gelegenheit ausgelassen, mir Griffin schmackhaft zu machen.“
„Doch nicht wegen der Tremont REH“, entgegnete ihr Vater mit tiefer Stimme, „sondern weil er ein guter Mann ist.“
„Hört jetzt auf, ihr beiden“, erklärte ihre Mutter nun und bemühte sich, damit die Diskussion zu beenden. Sanft legte Audrey eine Hand auf Evas Schulter und drückte sie tröstend. „Ich hoffe, du bleibst heute Nacht bei uns. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du jetzt allein bleibst.“
Eva war ihrer Mutter für die Einladung dankbar. Ihrem Vater musste sie jedoch noch etwas einschärfen. „Eins sollst du wissen, Dad. Griffin Slater ist der letzte Mann auf der Welt, den ich heiraten werde.“
Ein gutes Schlusswort, dachte sie. Besonders weil das Risiko, dass ich diese Erklärung zurücknehmen muss, gleich null ist.
5. KAPITEL
Zwei Tage nachdem Griffin Eva in ihrem Apartment aufgesucht hatte, begegnete er Marcus in der Firma. Normalerweise war dessen Anwesenheit im Hauptsitz der beiden Unternehmen nicht notwendig. Da er aber immer noch Aufsichtsratsvorsitzender war und es ihm schwerfiel, sich von seinem Lebenswerk zu trennen, hatte er die Angewohnheit, regelmäßig kurz vorbeizuschauen.
Griffin hatte gerade in sein Büro gehen wollen, als er Marcus sah. Und Griffin wusste nur zu gut, aus welchen Gründen sein älterer Freund ihn in der Firma aufsuchte. Geschäftlicher Natur waren seine Motive nicht.
Nachdem sie wortlos das Büro betreten hatten, schloss Marcus die Tür hinter sich.
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