Eine (fast) perfekte Hochzeit
entgegnete sein Bruder fröhlich.
Griffin musste lächeln. „Im Ernst, herzlichen Glückwunsch. Das sind fantastische Neuigkeiten.“
„Danke. Wir freuen uns wahnsinnig.“
„Erst Monica und jetzt du. Ich kann es kaum fassen. Na ja, wenigstens habt ihr zum ersten Mal in eurem Leben etwas gemeinsam.“ Während ihrer Jugendjahre waren sich seine jüngeren Geschwister selten einig gewesen. Sie hatten sich vielmehr wie Hund und Katze benommen.
Josh lachte. „Manchmal bist du wirklich unmöglich.“
Während Griffin sich mit seinem Bruder über die Schwangerschaft seiner Schwägerin und die damit verbundene Aufregung unterhielt, fiel ihm wieder ein, was Eva gesagt hatte: Jetzt werde ich nie ein Baby bekommen.
Ihre Worte hatten ihn die ganze Nacht beschäftigt. Er hatte Eva vor einem betrügerischen Mitgiftjäger schützen wollen. Dabei war ihm nicht klar gewesen, dass er damit gleichzeitig alle ihre Hoffnungen auf eine eigene Familie zunichtegemacht hatte.
Warum machte sie sich in dieser Hinsicht überhaupt so große Sorgen? Eva war erst zweiunddreißig Jahre alt. Viele Frauen bekamen Ende dreißig Kinder, besonders heutzutage.
Weil er nicht hatte schlafen können, hatte Griffin während der vergangenen Nacht im Internet unter dem Stichwort „vorzeitige Menopause“ nachgesehen. Er hatte herausgefunden, dass es sich auf Frauen bezog, die zwischen zwanzig und fünfunddreißig Jahre alt waren und keine Menstruation mehr bekamen. Bei einigen lag dafür offenbar eine genetische Veranlagung vor. Und aus der Bemerkung, die Eva gemacht hatte, schloss Griffin, dass sie sich zu diesen Frauen zählte.
„Hallo, Griffin, bist du noch da?“, fragte sein Bruder amüsiert.
Erst jetzt bemerkte Griffin, dass er mit den Gedanken woanders war.
„Ja, entschuldige bitte“, sagte er. „Hör zu, du solltest mit Tessa bald mal wieder nach San Francisco kommen. Wir werden feiern. Und zwar habe ich geplant, in ein paar Wochen eine Cocktailparty für einige Geschäftsfreunde zu geben. Es wäre toll, wenn ich dich und Monica überreden könnte, mit euren Ehepartnern hier vorbeizuschauen.“
„Klar, gern. Ich muss zwar erst in unserem Terminkalender nachsehen“, antwortete Josh, „aber ich bin sicher, dass Tessa gern noch so viel wie möglich reisen will, bevor der Arzt es ihr in den letzten Wochen der Schwangerschaft verbieten wird.“
„Prima.“
„Dann wird dein großes Haus endlich mal von Nutzen sein, was?“, zog sein Bruder ihn auf. „Ich frage mich immer wieder, was du eigentlich damit machst.“
„Ich hebe es natürlich für all die Neffen und Nichten auf, die du und Monica mir schenken werdet“, antwortete Griffin und lächelte.
Josh stöhnte ungläubig auf. „Na klar, wer’s glaubt! Eines Tages werden die wilden Haremspartys auffliegen, die du heimlich darin abhältst.“
Diese Art von verbalem Schlagabtausch lieferten sie sich oft. Es war nicht ernst gemeint, sondern brachte beiden einfach Spaß. In Wahrheit widmete Griffin sein Leben seiner Karriere, seit ihre Eltern gestorben waren und die Geschwister eigene Wege eingeschlagen hatten. Er war ehrgeizig und zielstrebig.
Nachdem er das Gespräch mit Josh beendet hatte, drehte Griffin seinen Stuhl herum. Gedankenverloren blickte er aus dem Bürofenster. Er freute sich für seinen Bruder. Zu spüren, wie sehr Josh sich freute, führte Griffin jedoch auch vor Augen, wie sehr Eva unter ihrem Problem leiden musste. Das Problem, das durch ihn erst verursacht worden war.
Jetzt werde ich nie ein Baby bekommen.
Seit Jahren fühlte er sich schon zu Eva hingezogen, doch er hatte diese Leidenschaft immer unterdrückt.
Statt an Eva zu denken, hatte er sich auf andere Dinge in seinem Leben konzentriert. Er hatte seine Firma zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen gemacht und dafür gesorgt, dass es seinen Geschwistern gut ging.
Das Letzte, was er zu dem Zeitpunkt hätte gebrauchen können, war ein Techtelmechtel mit der Tochter seines Mentors und die sich unweigerlich daraus ergebenden Probleme.
Trotzdem, nachdem er seine selbst gesteckten Ziele erreicht hatte, war er in der Lage, ein wenig kürzerzutreten und sich umzuschauen – um zu erkennen, dass er seine Gefühle für Eva zu lange bekämpft hatte? Der Gedanke drängte sich Griffin auf.
Um ein Haar hätte er sie an den nichtsnutzigen Schurken Newell verloren. Offensichtlich konnte man Eva nicht zutrauen, dass sie selbst den richtigen Ehemann für sich fand; und bei Gott, wenn sie sich mit Newell begnügt
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