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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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bedeutete, dass er zumindest Schnittwunden hatte, wenn nicht Schlimmeres. Die Schnittwunden aber bedeuteten Blut im Wasser – Blut, das die Haie anzog.
    „Bitte, Gott, lass mich nicht im Bauch eines Fisches enden.“
    Mit angehaltenem Atem wartete er darauf, noch eine Berührung zu spüren, aber Gott sei Dank passierte nichts. Irgendwann wurde Collum klar, dass er von dem Flugzeugwrack wegtrieb, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn es überhaupt noch eine Chance auf Rettung gab, dann nur, wenn er so nah wie möglich an der Absturzstelle blieb. Er war unterhalb des Radars geflogen, sodass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte, dass irgendein Fluglotse gesehen haben könnte, wie der Echoimpuls auf dem Bildschirm verschwand. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass irgendjemand seinen Funkspruch aufgefangen oder dass Ruger doch genug von seiner Nachricht verstanden hatte.
    Aber je länger er im Wasser trieb, desto deutlicher erkannte er, dass er sich schon selbst würde retten müssen, wenn er überleben wollte. Ohne auf den scharfen Schmerz zu achten, der durch seine Schulter und seinen Kopf schoss, zog er die Rettungsweste zu sich heran und schlüpfte hinein. Nachdem er sie zugemacht hatte, schwamm er langsam auf den Strand zu. Doch nach ein paar Zügen merkte er, dass er in einer parallel zum Strand verlaufenden Strömung gefangen war. Trotz aller Anstrengungen schaffte er es nicht, näher ans Ufer heranzukommen. Als er schließlich völlig erschöpft aufgab, spürte er, wie ihn die Strömung davontrug.
    Macie war nah daran, hysterisch zu werden. In Rugers Stimme hatte Panik mitgeschwungen, als er ihr erzählt hatte, dass Collum McAllister nicht mehr in der Lage gewesen war, Jonahs Aufenthaltsort durchzugeben, da sein Hubschrauber abgestürzt war. Damit war ihr schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden, und sie konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Sie war zutiefst niedergeschlagen in ihr Zimmer gelaufen und ruhelos auf und ab gegangen. Jetzt klopfte es an der Tür.
    „Herein!“
    Rosa trat mit besorgtem Gesicht ins Zimmer.
    „Señora
… kann ich irgendetwas für Sie tun?“
    Die Fürsorglichkeit, die in der Stimme der Frau mitschwang, gab Macie den Rest. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. „Nein, vielen Dank, man kann gar nichts tun.“
    Rosa berührte Macie am Arm, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Sie irren sich“, sagte sie sanft. „Sie können immer noch beten.“
    Damit verließ sie das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
    Macie, die allein in dem stillen Zimmer zurückblieb, hörte Rosas Worte in ihrem Kopf widerhallen. Sie fiel auf die Knie und schloss ihre Augen.
    „Gott … oh bitte, Gott … lass Jonah und Evan nicht sterben.“

16. KAPITEL
    D ie Küstenwache entdeckte die Absturzstelle um kurz nach fünf Uhr nachmittags, aber die Hoffnung, dass der Pilot überlebt haben könnte, war gering. Das größte Wrackteil, das sie aus dem Wasser fischten, war ein Stück von einem Sitzpolster. Auf dem Ölschlamm trieben überall Wrackteile herum, doch das Gehäuse des Hubschraubers blieb verschwunden. Ruger, der in einem Hubschrauber über der Absturzstelle kreiste, fühlte sich grauenhaft. Die Hoffnung, Evan Blaine lebend zu finden, hatte er bereits aufgegeben. Jetzt würden sie sich auch noch darauf einstellen müssen, Slade und diesen unglücklichen Piloten verloren zu haben. Das Schlimmste daran war, dass nichts davon hätte passieren dürfen. Und es wäre auch nicht geschehen, wenn er sich statt von seinen Gefühlen von professionellen Erwägungen hätte leiten lassen. Er hätte Slade besser im Auge behalten müssen und Carl Frenchs Hilfe nicht annehmen dürfen – soweit er überhaupt eine Hilfe gewesen war. Falls French auf irgendwelche neuen Spuren gestoßen sein sollte, hatte er ihn jedenfalls noch nicht darüber informiert.
    Ruger seufzte. Das alles würde für die Presse wieder einmal ein gefundenes Fressen sein. Die Tatsache, dass der entführte Enkel eines der reichsten Männer des Landes noch nicht wieder aufgefunden worden war, war schon an sich ein Skandal. Doch dass dann zu allem Überfluss auch noch zwei CIA-Männer in einen Fall, der in der Zuständigkeit des FBI lag, verwickelt und zu Tode gekommen waren, konnte ihn den Kopf kosten. Merkwürdig daran war nur, dass er dies noch nicht einmal bedauern würde. Wenn sie Slade und seinen Sohn lebend fänden, wäre er sogar bereit, seinen Job freiwillig an den

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