Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
Vom Netzwerk:
Macie.
    Als er die Treppe hinaufschaute, zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Fast erwartete er, Felicity mit ihrem leicht spöttischen Lächeln auf dem obersten Absatz stehen zu sehen.
    „Ja, ich erinnere mich“, meinte er, dann ging er vor ihr die Treppe nach oben.
    Macie seufzte. Beim Gedanken daran, was Jonah jetzt wohl fühlen mochte, wurde ihr das Herz schwer. Aber sie wollte nicht darüber nachsinnen, dass seine Rückkehr an diesen Ort für ihn viele schlimme Erinnerungen mit sich brachte. Im Moment war nur wichtig, dass Evan wohlbehalten zurückkam.
    Als Jonah den Flur im ersten Stock betrat, sah er, dass Rosa bereits am unteren Ende wartete.
    „Hier ist Ihr Zimmer,
Señor“
, rief sie. „Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie einfach Bescheid.“
    „Danke“, erwiderte er und warf ihr im Vorbeigehen einen Blick zu. „Ich kenne Sie noch von früher, stimmt’s?“
    Rosa nickte. „Sie haben mein Auto repariert, als es irgendwann nicht ansprang.“
    „Ach ja, richtig. Es war ein zweiundsechziger Ford Falcon, nicht wahr?“
    Sie lächelte. „
Sí, Señor
. Das war damals sehr freundlich von Ihnen.“
    Jonahs Miene wurde verschlossen. „Es ist lange her“, sagte er, dann nahm er ihr den Koffer aus der Hand, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Macie lächelte Rosa an, als sie mit ihr zusammen den Flur hinunterging.
    „Bestimmt möchten Sie heute Abend etwas essen, oder?“ erkundigte sich Rosa.
    Macie seufzte. Essen war das Letzte, wonach ihr im Moment der Sinn stand, aber es war bestimmt nicht gut, mit leerem Magen zu Bett zu gehen.
    „Ja, bitte. Aber nichts Aufwändiges. Vielleicht eine Suppe und ein paar Schnittchen, das reicht.“
    „Oh, nein, Miss Macie … ich werde richtig kochen … wie immer. Sie müssen essen, dann fühlen Sie sich bestimmt gleich ein bisschen besser.“
    Macie ahnte, dass es eher Rosa sein würde, die sich besser fühlte, wenn sie kochen konnte, und daher wollte sie ihr diesen kleinen Trost nicht nehmen. Es war das Mindeste, was sie für sie tun konnte.
    „Ja, danke“, sagte sie. „Wahrscheinlich haben Sie Recht.“
    Rosa, die froh war, wieder jemanden aus der Familie im Haus zu haben, verschwand in ihrer Küche, wo die Welt immer noch in Ordnung war.
    So viel Glück hatte Macie nicht. Sie war in diesem Haus aufgewachsen, in dem sie sich trotz des übertrieben schwelgerischen Stils, den Declyn bevorzugte, zu Hause gefühlt hatte. Nach dem Zerwürfnis mit ihrem Vater hatte sie nicht mehr damit gerechnet, jemals wieder zurückzukehren – und ganz gewiss nicht unter diesen Umständen.
    Als sie daran dachte, dass ihre Schwester kalt und leblos in einer Leichenhalle lag, hätte sie ihre Trauer und ihren Schmerz am liebsten laut herausgeschrien. Dass ihr Vater in lebensbedrohlichem Zustand auf einer Intensivstation lag, wäre für sie unter normalen Umständen Anlass zu großer Besorgnis gewesen, aber jetzt war sie ganz und gar von der Sorge um Evan in Anspruch genommen. Sie durfte sich nicht vorstellen, was für Todesängste der arme Junge auszustehen hatte. Und sie würde es sich nicht erlauben, an etwas anderes zu denken als an seine Rettung. Evan mit dem freundlichen Herzen und dem zärtlichen Lächeln musste unter allen Umständen wohlbehalten nach Hause zurückkehren.

3. KAPITEL
    A uch wenn Jonah zum Auspacken nur drei Minuten brauchte, kehrte in dieser kurzen Zeitspanne die Vergangenheit in jeder Einzelheit zurück. Seine Beziehung zu Felicity lag mittlerweile fünfzehn Jahre zurück, und obwohl er wusste, dass sie tot war, war ihre Anwesenheit in diesem Haus so stark zu spüren, dass er meinte, sie könne jeden Moment ins Zimmer kommen. Nachdem er sie so viele Jahre für das, was sie ihrer eigenen Aussage nach getan hatte, gehasst hatte, musste er sich jetzt an eine ganz neue Situation, an eine ganz andere Art von Verrat gewöhnen. Sie hatte nicht abgetrieben, aber das, was sie und ihr Vater getan hatten, lief auf einen Diebstahl der schändlichsten Art hinaus. Sie hatten ihm sein Kind gestohlen. Und jetzt hatte es ihm Miguel Calderone gestohlen. Bei der Vorstellung, was Evan erleiden musste – und zwar seinetwegen –, wurde ihm übel. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, zu welchen Grausamkeiten Calderone fähig war, und wenn dieser Mann es so wollte, würde ein fünfzehnjähriger Junge keine Chance haben. Er konnte sich allerdings immer noch nicht erklären, woher Calderone von Evan wusste oder wie er herausgefunden hatte, wer Jonah in

Weitere Kostenlose Bücher