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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Ruger. „Sie analysieren gerade die Kassette, die Sie uns gegeben haben.“
    „Dann sagen Sie ihnen, dass sie gefälligst den Mund halten sollen.“
    „Kein Problem, aber wozu diese Geheimniskrämerei?“
    „Glauben Sie mir … auf diese Weise bleibt der Junge vielleicht ein bisschen länger am Leben. So, und was wollten Sie jetzt mit mir besprechen?“
    „Wir haben ein Video, das die Überwachungskamera aufgezeichnet hat. Es ist sicher kein schöner Anblick, aber der Ablauf der Ereignisse ist weitgehend darauf festgehalten. Da ich gehört habe, dass Sie in den letzten paar Monaten in Kolumbien Urlaub gemacht haben, kann es nicht schaden, wenn Sie es sich mal ansehen. Vielleicht erkennen Sie ja jemanden wieder.“
    Jonah verzog das Gesicht. Urlaub? Richtig. In der Hölle.
    „Ja, in Ordnung.“
    „Gut. Dann kommen Sie jetzt“, sagte Ruger.
    Jonah hatte sich nie auszumalen versucht, wie sich ein zum Tode Verurteilter auf seinem letzen Gang wohl fühlen mochte, aber jetzt glaubte er, dass er sich nicht viel schlechter fühlen konnte als er selbst im Moment. Sein Schuldgefühl drohte ihn beinahe zu ersticken. Verdammter Miguel Calderone und verdammter Declyn Blaine.
    Und Ruger nahm zu allem Überfluss auch noch die Vordertreppe. Die Putzkolonne war verschwunden, doch in der Luft hing immer noch der durchdringende Geruch von starken Desinfektions- und Reinigungsmitteln. Jonah blieb oben an der Treppe stehen und starrte auf die feuchten Flecken, die nach der Reinigung auf dem Teppichboden zurückgeblieben waren.
    „Du Dreckskerl“, murmelte er voller Hass.
    Ruger blieb ebenfalls stehen und drehte sich um. „Wie bitte?“
    Jonah schluckte, dann schüttelte er den Kopf. „Vergessen Sie’s.“
    „Hier entlang“, sagte Ruger, zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Jonah folgte ihm und versuchte nicht daran zu denken, dass die Frau, die er einmal mehr als sein eigenes Leben zu lieben geglaubt hatte – die Frau, die seinen Sohn zur Welt gebracht hatte –, hier gestorben war.
    „Hier rein.“ Ruger winkte Jonah in das erste Zimmer rechts neben der Haupttreppe. Es war Declyns Arbeitszimmer, das der Agent zum Lagezentrum umfunktioniert hatte.
    Außer dass in seinem Kiefer ein Muskel zuckte, deutete kein äußeres Anzeichen darauf hin, was Jonah fühlte. Drei Tische standen in dem Raum, an denen jeweils zwei Agenten saßen. Auf einem der Tische war eine Anlage zum Mitschneiden von Anrufen aufgebaut worden, da man hoffte, dass sich die Entführer meldeten. An einem zweiten Tisch bemühten sich zwei Agenten, die Kassette aus Jonahs Anrufbeantworter zu analysieren. Die Tatsache, dass er sich nicht offiziell an den Ermittlungen beteiligen konnte, machte ihn hilflos. Er war zum ersten Mal in einem Fall auf der Opferseite. Als er eintrat, schaute einer der Agenten auf, nickte ihm zu und kehrte dann wieder an seine Arbeit zurück.
    Jonah wusste, dass die Männer etwas von ihrer Arbeit verstanden und dass jede Einmischung von seiner Seite nicht willkommen wäre. Unmöglich zu sagen, wie viele Leute außer diesen Männern hier jetzt bereits auf der Straße waren, um Spuren nachzugehen. Die Entführung und der Mord an Declyn Blaines ältester Tochter war in den Nachrichten auf allen Kanälen die erste Meldung gewesen. Allein dadurch würden aus der Bevölkerung zahlreiche Hinweise kommen, denen die Polizei nachgehen musste, wie Jonah wusste. Dass er in diesem Fall allerdings zum Zuschauer degradiert wurde, obwohl es um seinen Sohn ging, schien ihn innerlich fast zu zerfressen.
    „Nehmen Sie Platz“, sagte Ruger.
    Jonah setzte sich in einen Sessel vor einem transportablen Fernseher, während Ruger das Band in den Videorekorder einlegte und Jonah dann einen Blick zuwarf.
    „Sind Sie bereit?“ fragte Ruger.
    „Spielen Sie das verdammte Band schon ab“, brummte Jonah.
    Ruger zielte mit der Fernbedienung, drückte auf Play und setzte sich dann ebenfalls. Er hatte sich das Band vorher schon dutzende Male angesehen, aber die Brutalität, mit der das Ganze abgelaufen war, schockierte ihn immer noch.
    Dabei fing alles ganz normal an.
    Es klingelte an der Tür.
    Rosa lief durchs Bild und öffnete, bevor sie brutal beiseite gestoßen wurde.
    Schüsse.
    Ein dünner, schriller Schrei, dann fiel Felicity ins Bild.
    Jonah zuckte zusammen. Er glaubte zu sehen, dass sie tot war, bevor sie mit dem Kopf voran auf der Treppe aufschlug und in einer großen Blutlache liegen blieb.
    Dann noch mehr Schüsse.
    Rosa schrie und betete laut auf

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