Eine fast perfekte Lüge
verständnislos.
„Miss Blaine, ich muss mir den Inhalt Ihrer Handtasche ansehen.“
„Aber ich …“
Jonah zog sie am Arm ins Haus. „Widersprich jetzt nicht, Macie, es ist wichtig.“
Die Beunruhigung, die in Jonahs Stimme mitschwang, veranlasste sie, ihre Schritte zu beschleunigen. Als sie auf dem Flur im ersten Stock angelangt war, begann sie zu rennen. Die Handtasche lag in ihrem Schlafzimmer auf dem Boden, neben dem Stuhl und der Leselampe. Sie hob sie auf und schüttete den Inhalt eilig aufs Bett.
Ruger, der ihr nachgekommen war, untersuchte jeden einzelnen Gegenstand gründlich.
„Was su…“
Jonah legte ihr eine Hand über den Mund und schüttelte stumm den Kopf, dann beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: „Frag nichts, spiel einfach mit.“
Macie nickte, während sie spürte, wie ihr Herz in der Brust hämmerte.
„Wann gibt es Essen?“ erkundigte sich Jonah anschließend in normalem Ton.
Macie, der ganz schlecht war, hielt sich den Bauch und schaute fassungslos zu, wie der FBI-Agent anfing, jeden einzelnen Gegenstand, der sich in ihrer Tasche befand, auseinander zu nehmen.
„Miss Blaine?“ fragte Jonah.
Beruhigend fuhr er ihr mit der Hand durch das nasse Haar und strich sanft über ihren Nacken. Sie riss ihren Blick von Ruger los und schaute auf.
„Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.“
„Ich wollte wissen, wann es Essen gibt.“
„Oh … ach so. Na ja … um sieben, aber wenn Ihnen das zu früh ist, sage ich Rosa Bescheid.“
„Nein, es ist gut so. Ich werde den anderen Bescheid sagen. Wir sehen uns dann unten.“
„Ja … in Ordnung“, sagte Macie, wobei sie sich fragte, was er mit diesem Spiel bezweckte.
Jonah machte die Tür geräuschvoll auf und zu. Jeder, der zuhörte, musste davon ausgehen, dass Macie Blaine jetzt allein war.
Danach ging Jonah zum Bett, um Ruger zu helfen, die restlichen Gegenstände zu untersuchen. Macie stand da und schaute ungläubig zu, wie Jonah aus dem kleinen Häufchen einen Kugelschreiber herauszog und anfing, ihn aufzuschrauben. Noch ehe er damit fertig war, legte Macie ihm eine Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf, wobei sie mit den Lippen formte: „Das ist nicht meiner.“
Jonah schaute Ruger an, der einen Moment zögerte, dann jedoch nickte. Vorsichtig nahm Jonah den Kugelschreiber auseinander. Die winzige Abhöranlage, die irgendwann herausfiel, war kleiner als ein Bleistiftradiergummi.
Macie starrte ihn nur wortlos an.
Als Jonah sah, dass sie plötzlich kreidebleich wurde, wusste er, was gleich passieren würde. Sie war nur Sekunden vor ihm im Bad. Er hielt ihr den Kopf, während sie sich übergab, dann wischte er ihr das Gesicht mit einem nassen Waschlappen ab. Als sie aus dem Bad kamen, war Ruger fort.
„Was ist passiert?“ flüsterte Macie.
„Irgendjemand hat dir eine Wanze in die Handtasche geschmuggelt. Wahrscheinlich der Mann, mit dem du in der Eingangshalle kurz gesprochen hast.“
„Großer Gott“, sagte Macie und ließ sich aufs Bett sinken. „Warum mir? Was habe ich mit all dem zu schaffen?“
„Wahrscheinlich nichts, aber so wie ich Calderone kenne, versucht er nur, an alles zu denken.“
In diesem Moment kehrte Ruger ins Zimmer zurück.
„Woher wussten Sie das mit der Wanze?“ fragte Jonah.
Ruger schaute Macie einen Moment abschätzend an. Sie fing seinen Blick auf und runzelte die Stirn.
„Ich finde, ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was hier vorgeht“, sagte sie. „Ich bin gern bereit zuzugeben, dass ich mit derlei Verbrechen keine Erfahrung habe und mich absolut scheußlich fühle, seit das passiert ist, aber ich bin zäher, als ich aussehe. Deshalb sagen Sie es mir. Was hat es zu bedeuten, dass man mir diese Wanze in die Handtasche geschmuggelt hat?“
Ruger schaute zu Jonah.
„Sagen Sie es ihr“, forderte der ihn auf.
„Also gut, aber wir wissen nicht viel. Wir wissen nur, dass der Kerl, der Ihnen die Wanze untergeschoben hat, Donny James heißt. Seine Frau startete ein Ablenkungsmanöver, indem sie ihre Handtasche fallen ließ, wie sie selbst ausgesagt hat. Donny James ist kokainsüchtig und schuldete seinem Dealer viel Geld, dann bot man ihm an, ihm seine Schulden zu erlassen, wenn er diesen kleinen Job übernimmt. Donnys Frau sah sich zuerst gezwungen, bei der Sache mitzumachen. Doch als sie dann beim Nachhausekommen das Auto des Kokslieferanten vor ihrem Haus entdeckte, wurde es ihr zu viel, und sie ist einfach weggefahren. Später hat sie
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