Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
Vom Netzwerk:
geben, aber jetzt würde er erst ins Cedars-Sinai-Hospital fahren und nachsehen, ob er Jonah noch dort erwischte. Er hatte nicht vor, Ruger Beweise vorzuenthalten, aber vorher wollte er seinem Freund erzählen, was er in Erfahrung gebracht hatte.
    Der
Snowman
kam gerade aus einem Café, als sein Handy klingelte. Nachdem er es aus der Tasche gezogen hatte, schaute er auf das Display und runzelte die Stirn.
    „Hallo“, meldete er sich schroff.
    „Ich habe nichts von Ihnen gehört.“
    Die Anklage, die in der Stimme des Mannes am anderen Ende mitschwang, bewirkte, dass sich die Falten auf der Stirn des
Snowman
noch vertieften. „Ich hatte zu tun“, sagte er kurz angebunden. „Sagen Sie dem
Padrone
, dass ich Jonah Slade gefunden habe. Fragen Sie ihn, was ich als Nächstes tun soll.“
    „Das sind gute Nachrichten“, erwiderte der Mann.
    „Ich liefere immer prompt“, gab der
Snowman
zurück. „Und nur um es mal festzuhalten, ich mag es nicht, wenn man versucht, mich unter Druck zu setzen, verstanden?“
    „Nur um es mal festzuhalten, Sie sind ersetzbar“, kam es zurück.
    Der
Snowman
erstarrte. Dann schnaubte er verächtlich und hoffte, dass man es am anderen Ende der Leitung hörte. „Kann sein“, sagte er. „Aber nicht ohne Probleme. Ich erwarte weitere Anweisungen.“
    Er war der Erste, der auflegte. Es gab ihm ein Gefühl von Kontrolle, und das war gut so, da ihm die Kontrolle ernsthaft zu entgleiten drohte.
    Evans Bewacher waren besorgt. Sie schafften es nicht, den Jungen zum Essen zu bewegen, und er wurde von Stunde zu Stunde schwächer. Der
Padrone
erwartete, dass der Junge bis zu seiner Ankunft gesund und am Leben blieb, aber sie wussten nicht, wie sie das anstellen sollten. Nicht einmal die Frau des
Padrone
hatte mit ihren Bemühungen Erfolg gehabt, obwohl jeder in der Organisation wusste, wie geschickt sie die Leute normalerweise manipulieren konnte. Aber in diesem Fall war sie genauso hilflos gewesen. Schließlich war sie wütend wieder weggefahren, weil sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden wollte, wenn der Junge starb, bevor Calderone Gelegenheit gehabt hatte, Rache an ihm zu üben.
    Nun befanden sich seine Bewacher in einer verzwickten Lage. Wie sollten sie jemanden am Leben erhalten, der davon ausging, dass seine Tage ohnehin gezählt waren? Evans Bewacher bereitete ein Tablett mit Essen vor, so wie er es zweimal pro Tag machte, um es anschließend in den Raum zu bringen. Der Junge lag wie immer zusammengerollt auf der Pritsche, mit dem Rücken zur Tür, als ob er seine Verwundbarkeit trotzig zur Schau stellen wollte. Der Bewacher deponierte das Tablett auf dem Boden, dann versetzte er dem Bettgestell einen Fußtritt.
    „Los jetzt, essen“, sagte er. „Es ist gut.“
    Evan rührte sich nicht.
    Der Mann warf hilflos die Hände in die Luft, dann verließ er den Raum wieder und schloss die Tür hinter sich.
    Evan hörte den Bewacher zwar kommen und gehen, aber er hatte sich innerlich an einen Ort zurückgezogen, an dem ihn niemand erreichen konnte. Er hatte schon ein paar Mal geglaubt, Halluzinationen zu haben, aber dann war ihm klar geworden, dass er nur geträumt hatte. Aber jetzt war da ein Bild in seinem Kopf, das ständig wiederkehrte.
    Obwohl er das Gesicht seines Vaters nie gesehen und seine Stimme nie gehört hatte, wusste er von irgendwoher, dass die Stimme in seinem Kopf die seines Vaters war. Und sie sagte immer wieder dasselbe.
    Bleib stark. Bleib stark
.
    Er war sich nicht sicher, ob er glauben sollte, dass es wirklich die Stimme seines Vaters war, aber er wollte es glauben. Gott, wie sehr er es wollte. Während die Worte in seinem Kopf widerhallten, drehte er sich um, dann setzte er sich auf. Sofort wurde ihm schwindlig. Er beugte sich vor und legte den Kopf zwischen die Beine, bis der Schwindel ein wenig nachgelassen hatte. Dann stand er auf, torkelte zu dem Tablett und trug es zum Bett.
    Obwohl seine Hände, die dick angeschwollen waren, zitterten, gelang es ihm nach mehreren mühsamen Anläufen, eine kleine Dose mit Pfirsichen zu öffnen. Das schlichte Mahl erschien ihm köstlicher als alles, was er je in seinem Leben gegessen hatte. Er hob die Dose an den Mund und trank gierig den Saft aus, dann kippte er sie noch ein Stück weiter vor, bis ihm die Pfirsiche nacheinander in den Mund rutschten.
    Im nächsten Augenblick begann sein Magen zu rebellieren, da er so lange nichts gegessen hatte. Nachdem er die leere Dose auf das Tablett zurückgestellt hatte, schaute er

Weitere Kostenlose Bücher