Eine fast perfekte Lüge
verlangend auf die Dose mit den Würstchen, aber er hielt sich zurück. Es hatte keinen Sinn, sich selbst krank zu machen, denn er hatte ohnehin schon genug Probleme.
Er stellte das Tablett auf dem Bett ab, legte sich daneben und tröstete sich mit dem Gedanken, dass er sich immerhin selbst aus seiner Lethargie herausgeholt und zumindest einen kleinen Schritt unternommen hatte, um sich selbst zu retten. Jetzt konnte er nur noch auf diese Stimme in seinem Innern vertrauen und beten, dass sie keine Ausgeburt seiner Fantasie war.
11. KAPITEL
M acie saß auf dem Rücksitz und starrte mit leerem Blick auf Sugarmans Hinterkopf, während der FBI-Agent etwas zu Carter sagte, der wie üblich fuhr. Sie war entschlossen, nicht an die Zukunft zu denken, sondern es einfach nur zu genießen, hier an Jonahs Schulter angelehnt sitzen zu können. Sie war froh, dass es ihrem Vater besser ging, aber sie fürchtete sich davor, ihm erneut gegenüberzutreten.
Jonah, der ihre Nervosität spürte, nahm an, dass sie sich wegen Declyns Gesundheitszustand Sorgen machte. Er warf Carter und Sugarman einen kurzen Blick zu, dann ergriff er Macies Hand und sagte mit gesenkter Stimme: „Mach dir keine Sorgen. Ruger hat erzählt, dass sie deinen Vater von der Intensivstation in ein privates Einzelzimmer verlegt haben. Das ist doch ein gutes Zeichen, meinst du nicht auch?“
Macie nickte, dann ballte sie die Hände zu Fäusten.
Jonah, der jahrelange Übung darin hatte, die Körpersprache anderer zu deuten, wusste, dass Macie außer dem Gesundheitszustand ihres Vaters noch etwas anderes beschäftigte. „Macie …?“
„Was ist?“
„Es ist nicht seine Gesundheit, um du dir Sorgen machst, stimmt’s? Du willst eigentlich nicht hingehen, richtig?“
Macie zuckte mit den Schultern, dann wandte sie sich schweigend ab und schaute aus dem Fenster.
„Honey, bitte … sprich mit mir.“
„Als ich klein war, waren mein Vater und meine Schwester meine ganze Welt. Die beiden warfen sich die Bälle zu, und ich war zufrieden, einfach nur dabei zu sein, wobei ich immer darauf bedacht war, es ihnen Recht zu machen. Doch als ich begann, mich in Evans Leben ‘einzumischen’, wie Declyn es nannte, beschlossen sie nicht nur, mich auszuschließen, sondern mein Vater entschied darüber hinaus, mich zu enterben.“ Ihre Stimme bebte. „Es ging mir nicht darum, dass ich eines Tages nichts erben würde. Ich verdiene selbst genug, um gut davon leben zu können. Wirklich schlimm für mich war, meine Familie zu verlieren. Verstehst du, was ich meine?“
„Und das alles meinetwegen. Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt?“
Macie schaute ihn mit Tränen in den Augen an. „Nein, aber ich glaube, jetzt wäre ein guter Moment dafür.“
Jonahs Blick glitt zu ihrem Mund, während er ihr einen Finger unters Kinn legte und ihr Gesicht anhob. Als er sich zu ihr hinunterbeugte, hörte er, wie sie abrupt den Atem anhielt. Dann fanden seine Lippen ihren Mund. Es war ein kurzer, aber eindringlicher Kuss, der sie beide an die leidenschaftliche Nacht erinnerte, die hinter ihnen lag.
Jonah wünschte sich in diesem Moment sehnlich, irgendwo anders mit ihr zu sein und nicht auf dem Rücksitz eines Wagens, auf dessen Vordersitzen zwei FBI-Agenten saßen. „Macie?“
„Was denn?“
„Ich bin dir wirklich dankbar, dass du meinem Sohn von mir erzählt hast.“
Macie, deren Herz immer noch raste von dem Kuss, nickte.
Jonah lehnte sich zurück und versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen. Außer der Leidenschaft, die der Kuss in ihr geweckt hatte, war da noch etwas anderes. „Im Grunde interessiert es dich nicht, wie es Declyn geht, richtig? Er ist dir längst gleichgültig geworden.“
Macie wirkte überrascht. „Woher weißt du das?“ Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fügte sie hinzu: „Aber es sollte wahrscheinlich nicht so sein. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um … ich meine, nach allem, was passiert ist, sollte ich froh sein, dass wenigstens er noch am Leben ist.“
„Aber du denkst, dass der falsche Mensch gestorben ist, nicht wahr?“
„Du bist ein sehr guter Beobachter.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke seit Tagen darüber nach.“
„Je besser er sich fühlt, desto mehr wird er versuchen, mich in die Ecke zu drängen“, befürchtete sie.
Zwischen Jonahs Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. „Ich habe nicht die geringste Lust, diesen Dreckskerl zu sehen, aber wenn es dir lieber ist, begleite ich dich.“
Sie
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