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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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den Hals gebrochen. Eigentlich ja eine läppische Summe: ein paar neue Kleider für meine Töchter, die Kosten für eine Gesellschaft, die meine Frau gibt. Aber alles in allem sind dabei mehr als zweihundert Pfund rausgekommen.
    Und nun möchte ich mal Folgendes wissen: Ich kann dir erklären, wofür ich das ausgegeben hätte. Ich habe Frau und Familie. Töchter sind teuer und Söhne noch mehr. Und ich weiß ja, dass Wick auch Familie hatte   – die armen Teufel. Aber was hast dumit deinen achtzig Pfund angestellt, Keenan? Das ist es, was ich nicht verstehe.«
    »Zur Hölle mit Ihnen«, fauchte Keenan. »Wenn Sie nicht zahlen, wissen Sie, was mit Ihnen passiert.«
    »Die Sache mit der Hölle liegt in den Händen des Allmächtigen. Aber du hast inzwischen vielleicht mitbekommen, Keenan, dass ich mich nicht mehr davor fürchte, was
du
mir antun könntest. Um genau zu sein, ich freue mich fast darauf.«
    Es folgte ein langes Schweigen. Mary lugte vorsichtig durch den Eingang. James ebenfalls. Wie sie erwartet hatte, befanden sich die beiden Männer in einer entlegenen Ecke des Glockenstuhls. Harkness hatte die Hände auf die halbhohe Mauer gestützt, als ob er den Sonnenuntergang über den Londoner Straßen betrachtete. Seine Haltung täuschte Unbekümmertheit vor, aber seine hochgezogenen, verkrampften Schultern verrieten seine eigentliche Anspannung. Im Gegensatz dazu beugte sich Keenan, der hinter ihm stand, leicht vor, bereit, auf ihn loszugehen. Dennoch hatte seine Haltung etwas seltsam Starres, als wisse er nicht genau, wie er mit der Situation umgehen sollte. Harkness’ Gleichgültigkeit beraubte ihn seiner wirksamsten Waffe: der Androhung von Gewalt.
    »Warum haben Sie mich dann herbestellt?«, knurrte Keenan. Er ballte immer wieder seine Fäuste, als könne er Harkness’ weichen, schlaffen Hals schon zwischen den Händen spüren.
    »Na, um dir meinen Entschluss mitzuteilen natürlich.«
    »Hier oben? Warum nicht im Büro?«
    Harkness lächelte und blickte über die Stadt. »Es ist so ein schöner Abend. Ich wollte den Ausblick genießen.«
    »Der Ausblick ist mir scheißegal.«
    »Das sollte er nicht sein, wenn du bedenkst, was die Zukunft für dich bereithält.«
    »Was denn?«
    »Steine klopfen bestenfalls.«
    Einen kurzen Moment blinzelte Keenan verwundert. Dann brach er in bellendes Gelächter aus. »Jetzt haben Sie sich mal wieder übertroffen, Harky. Sie wissen doch, wenn ich ins Gefängnis komme, dann Sie auch! Ich würde mich dem Teufel verkaufen, um zu erreichen, dass Sie eine längere Strafe kriegen als ich.«
    Harkness lächelte ebenfalls   – mit seltsam verzerrten Lippen, was ebenso wenig mit Humor zu tun hatte wie Keenans Gelächter. »Du bist ja doch nicht so schlau, wie ich gedacht habe, Keenan. Ich muss sagen, dass ich etwas enttäuscht bin. Weißt du«, fuhr er fort, richtete sich auf und lehnte sich jetzt an die Brüstung des Glockenstuhls, »du verfügst über eine gewisse kriminelle Schläue. Dein Problem ist jedoch, dass dir Fantasie fehlt. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, was ich gerade denke oder fühle. Und das ist dein Untergang.«
    »Blödsinn«, knurrte Keenan und wandte sich mürrisch ab. »Alles Blödsinn. Wie zum Teufel wollen Sie mir Schwierigkeiten machen und gleichzeitig Ihre Beteiligungvertuschen? Sie haben den halben Profit ein gesackt ; Sie haben die Rechnungsbücher gefälscht.«
    Harkness’ Blick war immer noch unbeirrt auf den leuchtenden Horizont gerichtet. Diese überzeugte Gelassenheit veränderte sein ganzes Gesicht, er hatte wieder etwas Farbe und sah sogar jünger aus. Und dann fiel Mary der größte Unterschied auf: Das Zu cken war verschwunden. Harkness’ linke Wange war ganz still und glatt. »Ich will meine Schuld gar nicht vertuschen. Im Gegenteil. Ich habe einen Brief mit allen Einzelheiten des Verbrechens zurückgelassen.« Er drehte sich um und sah in Keenans überraschtes Gesicht. »Genau, alles von dem Moment an, als ich dich beim Klauen erwischt habe. Ich habe dargelegt, warum ich bereit war, die Augen zu verschließen und sogar die Abrechnungen zu fälschen für die Hälfte des Profits. Und auch, wie dein Freund Wick uns auf die Schliche kam und anfing, mich zu erpressen. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich darauf kam, dass du dahinterstecktest, weißt du   – wie du ihn auf mich angesetzt hast. So eine Hinterhältigkeit war mir bis dahin fremd.«
    »Jetzt aber nicht mehr«, sagte Keenan höhnisch.
    »Da hast du völlig recht.«

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