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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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zögerte er. Sah sich verstohlen um. Schlich mit argwöhnischem Blick am ganzen Holzzaun entlang. Als er in die Nähe der Ecke kam, wo sie sich versteckte, machte sich Mary bereit, wegzurennen. Ihre einzige Chance, Keenan zu entkommen, war ein Vorsprung; trotz seiner plumpen Figur war er schnell. Aber er sah nicht auf die Straße. Sein forschender Blick war auf den Zaun gerichtet   – oder besser, auf etwas dahinter. Er machte wieder kehrt, ging zurück zum Eingang und untersuchte das Vorhängeschloss. Nach einem Blick über die Schulter schob er einfach den Riegel hoch und öffnete das Tor.
    Mary erschrak. Er hatte keinen Schlüssel benutzt, was bedeutete, dass schon aufgeschlossen war. Das allerdings war doch unmöglich. Nur Harkness   – und vielleicht noch der Beauftragte selbst   – konnte einen Schlüssel zur Baustelle haben. Es sei denn   …
    Das Rumpeln von Kutschenrädern ließ sie erneut erstarren. Doch als sie den Kutscher erkannte, beruhigte sie sich wieder. Sie konnte nicht behaupten, dass sie froh darüber war, Barker zu sehen, aber immerhin war es nicht jemand anders. Zögernd kam die Kutsche zum Halt und Barker sprang herunter und nickte ihr knapp zu. Er klappte die Trittstufen aus,öffnete den Schlag und streckte mit der besorgten Geste einer Krankenschwester die Hand nach oben aus. »Schön vorsichtig, Sir.«
    »Du sagst das, als ob ich noch nie aus einer Kutsche gestiegen wäre.«
    »Ich sage das, weil Sie sich eindeutig von Ihrem gesunden Menschenverstand verabschiedet haben, Sir.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich brauche.«
    Die angesprochene Person trat schließlich heraus und stützte sich erschöpft auf Barkers Arm. James. Mit düsterer Miene ließ er den Blick über die Straße streifen. Als er Mary sah, die keine zehn Meter entfernt stand, hielt er abrupt und fast schuldbewusst inne. Mary verspürte einen Stich, vor Schreck oder gar Besorgnis, als sie ihn sah. Doch seine zusammengepressten Lippen machten deutlich, dass es jetzt nicht angebracht war, ihrer Besorgnis Ausdruck zu verleihen. Sie trat an den Randstein und sagte so beiläufig wie möglich: »Wir scheinen ja die ganze Zeit aufeinanderzustoßen.«
    Er schnaubte belustigt und stieg ganz aus. »Bist du Harkness gefolgt?«
    »Keenan.«
    »Hast du ihn reingehen sehen?«
    »Eben gerade. Harkness allerdings nicht. Bist du sicher, dass er hier ist?«
    »Darauf verwette ich meine Anstellung als Sicherheitsinspektor.« Er grinste kläglich.
    Mary begriff, dass er einen Waffenstillstand anbot.»Dann komm   – das Tor ist offen, als ob sie schon auf uns warten.«
    »Schade; hab mich schon drauf gefreut, über den Zaun zu klettern.«
    »Sehr witzig«, erwiderte sie streng. »Wenn du normal gehen kannst, kannst du froh sein.«
    »Du jetzt nicht auch noch. Man hat mir bereits klargemacht, wie wichtig strenge Bettruhe für mich wäre.«
    »Das hör ich gern.« Während sie James zum Tor folgte, warf sie noch einen Blick zurück auf Barker. Er machte ein grimmiges Gesicht. Spontan sagte sie: »Ich passe gut auf ihn auf.«
    »Na, dann versuchen Sie es mal«, war die verdrießliche Antwort.
    Durch die Latten des Tors sahen Mary und James, wie Keenan aus dem Baustellenbüro trat. Sein üblicher finsterer Ausdruck war noch bedrohlicher, und er schien etwas vor sich hin zu murmeln   – Flüche und Verwünschungen wahrscheinlich. Schließlich stürmte er mit einem hörbaren Knurren in das Büro zurück. Er blieb etwa eine halbe Minute darin, und als er erneut auftauchte, wirkte er keineswegs zufriedener. Mit einem letzten frustrierten Schimpfen stapfte er auf den Eingang zum Turm zu, wobei er die Tür zum Büro offen ließ   – was für einen Dieb ungewöhnlich fahrlässig war. Als er unten im Turm verschwand, sah Mary James an. Er nickte und zusammen betraten sie die Baustelle.
    Mary blieb kurz stehen, um sich das Schloss anzusehen.Es war intakt und nicht beschädigt, und als sie darauf deutete, nickte James wieder. »Den einzigen Schlüssel hat Harkness.« Seine Stimme war angespannt.
    Laut schlugen ihre Stiefel auf das Kopfsteinpflaster des Innenhofs, bis sie an der Bürohütte angekommen waren. James stieß die Tür weit auf   – oder so weit, wie es ging. Sie wurde von etwas dahinter blockiert, und Mary dachte zuerst, es sei Harkness. James auch, wenn man von der Eile ausging, mit der er hineinstürzte. »Unterlagen«, sagte er düster und wandte sich zu Mary um. »Nichts als Unterlagen.« Das Licht in dem kleinen Büro war

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